Kapitel 14

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"Kein Problem. Komm, wir gehen jetzt zu mir und dann lenken wir dich ab."

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Ich nahm vorsichtig sein Handgelenk und zog ihn hinter mir her. Irgendwann schloss er zu mir auf und lief dicht neben mir, ließ jedoch meine Hand nicht los. Zuhause angekommen, gingen wir zu mir ins Zimmer und ich machte gleich meine Playstation an.

Ich war heute total schlecht beim Fifa spielen und das nutze Julian aus. Aber es war echt schön, ihn so glücklich zu sehen. Nach gefühlt hundert Spielen wurde der Fußball immer uninteressanter und wir fingen an, uns über verschiedenes zu unterhalten. Und ein muss ich sagen: mit ihm kann man richtig gut reden. Viel besser als mit Daniel, wenn ich ehrlich bin.

Wir kamen auch auf das Thema Praktikum, was mich etwas einfallen ließ. ICH HATTE NOCH KEINS! Aber Julian beruhigte mich ein bisschen, denn er hatte auch noch keins gefunden. Er sagte, er würde gerne etwas mit Menschen machen, aber er wisse nicht was. Da kam mir eine Idee!

"Wie wärs, wenn ich meine Mutter frage? Sie arbeitet als Therapeutin", schlug ich vor.

"Das würdest du machen? Danke! Und für dich suchen wir jetzt auch was. Gib mir mal deinen Laptop."

Nach langer Sucherei fanden wir eine Firma in unserem Ort. Ich schickte sofort meine Bewerbung, ich hatte ja schon eine geschrieben. Danach gingen wir in die Küche zu meiner Mutter, um sie gleich zu fragen. Natürlich hatte sie kein Problem und Julian freute sich total.

Als es schon spät am Nachmittag war, bemerkte ich, dass ich lang schon nicht mehr trainiert hatte. Und plötzlich verspürte ich den großen Drang, mich bewegen zu müssen. Aber nicht allein.

"Komm, Julian, wir machen jetzt zusammen Sport!", sagte ich motiviert.

Er sah mich leicht schockiert an, was bedeutete, er tat es nicht oft. Ich sprach meine Vermutung aus und an seiner Reaktion merkte ich, dass ich Recht hatte.

"Keine Angst, wir machen heute nur leichte Übungen", ermutigte ich ihn.

"Und auch nicht lange, versprochen", schob ich noch hinterher, da seine Begeisterung nicht gerade anstieg. Man, war der vielleicht faul!

Als er sich irgendwann doch noch aufraffte, wurde aber auch Zeit, gab ich ihm Sportklamotten von mir, die er sich anziehen sollte.

"Ich will mich jetzt nicht umziehen, ich dachte, wir machen nur einfache Sachen?", meckerte er.

"Nichts da! Ich weiß, du hast keine Lust und willst dich irgendwie raus reden, aber nicht mit mir!", sagte ich gespielt streng. Schließlich gab er auf und zog sich die Klamotten an, während ich schon mal vor ging. Im Keller angekommen, richtete ich ein paar Geräte zu recht und wartete danach auf Julian, der ein bisschen auf sich warten lies.

Eins kann ich euch sagen: der Typ war so unmotiviert und faul, das war echt nicht mehr lustig! Ständig wollte er aufhören und das schon nach zehn Minuten. Aber ich blieb knallhart und zog die Stunde durch.

"Ich ... hasse ... dich!", schnaufte er außer Atem.

"Nein, du bist mir dankbar und willst, dass ich ab sofort mehr mit dir trainiere. - Bitte, können wir gerne machen!", sagte ich, als ob ich mit mir selbst sprechen würde.

Julian grinste. "Na gut."

Da morgen leider wieder Schule war, ging er schon bald. Wir machten noch kurz aus, dass er mich abholt und wir dann gemeinsam zum Unterricht gehen.

Ich war so erschöpft, so dass ich ziemlich früh einschlief.

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Am nächsten Morgen also betraten Julian und ich zusammen die Schule. Ich musste ihn auf dem ganzen Hinweg beruhigen, da er glaubte, Daniel würde etwas ausplaudern. Ich gebe zu, ganz überzeugt war ich auch nicht, dass er still hielt, aber ich musste ja fast daran glauben.

Nicht gesucht, aber gefunden | boyxboyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt