Kapitel 20

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"Wann kommt er heute von der Arbeit?", fragte ich.

"Du weißt doch, er ist viel mit der Firma beschäftigt. Wahrscheinlich kommt er erst in der Nacht wieder und fährt früh schon wieder los. Aber zum Bayern-Spiel wird er sicherlich da sein. Ruf ihn am besten gleich an und erinnere ihn daran!"

"Mach ich", rief ich und ging sogleich zum Telefon.

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Dad kam am nächsten Tag tatsächlich erst fünf Minuten vor dem Spielanpfiff. Ich saß bereits auf der Couch und wartete auf ihn.

Mit den Worten "Fünf Euro, dass Bayern Ingolstadt vier zu null fertig macht" begrüßte er mich.

"Ingolstadt ist ziemlich stark. Die haben neulich gegen Leverkusen gewonnen", entgegnete ich.

"Na und?", grinste er. Er war sichtlich genauso glücklich wie ich. Ich hatte die Diskussionen über Fußball echt vermisst.

"Ich wette fünf Euro dagegen. Ingolstadt gewinnt zwei zu eins", sagte ich und hielt ihm die Hand hin.

"Wenn du unbedingt einen Schein ärmer werden willst", provozierte er mich und schlug ein.

"Werden wir ja sehen", lachte ich.

Bayern schoss nach einer viertel Stunde zuerst ein Tor, weswegen mein Vater sehr siegessicher war. Aber nicht mal zehn Minuten später erzielte Ingolstadt den Anschlusstreffer und so stand es in der Halbzeit eins zu eins.

Mein Dad verließ das Wohnzimmer, um sich in der Küche etwas zu trinken zu holen. Eigentlich wäre das der perfekte Augenblick, es ihm jetzt zu sagen.

Aber dann erinnerte ich mich wieder an Julians Worte.

"Vielleicht sollte ich mich nicht so schnell aufregen. Und du Sachen, die mich betreffen, auch mit mir abklären, bevor sie schon jemand anderes erfährt."

Ich konnte es meinem Vater nicht sagen, ohne dass Julian es weiß oder dabei ist! Das hatte ich ihm versprochen. Verdammt!

"Weißt du, wir haben schon lang nicht mehr Fußball zusammen geschaut und wenn ich ehrlich bin, ich hab es ganz schön vermisst!", sagte mein Vater, als er mit zwei Getränken wieder zurück kam. Er drückte mir eins in die Hand und lies sich auf das Sofa fallen.

"Ich auch. Nur ich.... naja, mir ging es nicht so gut die letzte Zeit", versuchte ich zu erklären ohne mich zu verraten.

"Wenn du es erzählen willst, dann würdest du es machen. Aber Hauptsache es geht dir jetzt wieder besser." Ich konnte die leichte Enttäuschung aus seiner Stimme hören.

"Ich werd es dir irgendwann schon sagen, nur nicht heute. Und ja, mir geht es gut. Sehr gut sogar." Ich lächelte, als ich an Julian dachte.

"Ist da wer verliiiebt?", stichelte er wie ein Teenager und zog das i lang. Ich verdrehte nur lachend die Augen, um meine Nervosität zu überspielen, da er ziemlich richtig lag.

"Es geht weiter!", lenkte ich noch mehr ab und trank einen Schluck. "Oh, mir fällt gerade ein, dass du schon verloren hast! Ingolstadt hat ja schon ein Tor." Ich grinste.

Mein Vater tunkte seine Finger in sein Wasser und spritze mich damit an.

"Hey!", protestierte ich, machte es ihm aber gleich und sogleich bildeten sich Wassertropfen auf seiner Brille.

Nicht gesucht, aber gefunden | boyxboyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt