Kapitel 11

1.5K 76 14
                                    

"Also ... es ist so, dass ... ähmm ... naja, wie soll ich sagen ... ichhabmichindanielverliebt."

-----

Ein Stechen in meiner Brust. Für ein paar Sekunden bekam ich keine Luft. Was war das denn?

Julian presste seine Lippen aufeinander und sah mich mit mit großen, ängstlichen Augen an.

Ich ließ es mir noch einmal durch den Kopf gehen. Er hatte WAS gesagt?! Ich wusste gar nicht, wie ich jetzt fühlen oder denken, geschweige denn, was ich darauf antworten sollte. Ich meine, Julian hat mir gerade gesagt, er würde auf meinen besten Freund stehen.

"Was ... wie ... warum?", stotterte ich. Vielleicht in einem zu geschockten Ton.

"Ja, warum wohl? Sowas läuft bei Schwulen genauso wie bei 'normalen' Leuten. Ich mag ihn halt!", zickte er.

"Sorry, ich hab das gar nicht böse gemeint oder so. Es ist nur, keine Ahnung, das kommt so plötzlich?"

"Findest du? Ich dachte, ich fall voll auf."

"Nee, da dachte ich eher, dass Daniel auf dich steht."

"Du glaubst, er steht auf mich?!", fragte Julian. Ich hörte die Hoffnung in seiner Stimme.

Was sollte ich jetzt sagen? Sollte ich ihn anlügen, damit er sich noch mehr Hoffnungen macht? Oder sollte ich ihm einfach die Wahrheit geradeaus ins Gesicht sagen? Denn die wäre für ihn so hart wie ein Tritt in die Allerwehrtesten.

"Julian", begann ich. Ich musste es ihm irgendwie schonend beibringen.

"Um es kurz zu sagen: Daniel ist der heteroste Typ, den ich kenne." Ok, das war zwar nicht sehr nett, aber es ging eindeutig noch schlimmer.

"Was macht dich da so sicher?"

"Weißt du, ich kenne ihn schon seit über 13 Jahren. Allein wie er Frauen anschaut, über sie spricht und alles."

"Das kann auch nur gespielt sein. Tu ich ja auch."

"Das glaub ich bei ihm nicht. Julian, mach dir keine falschen Hoffnungen. Ich kann mir vorstellen, dass man das nicht einsehen will, aber ich will nicht, dass du verletzt wirst." Bitte, was?! Hatte ich das gerade wirklich gesagt?! Ich will nicht, dass er verletzt wird? Tu ich das?

"Du bist ein guter Kumpel, wir sind eine dreier Gruppe. Das würde vieles kaputt machen. Deswegen", fügte ich noch hinzu. Julian nickte nur. Ich wusste nicht, wie ich das deuten sollte.

"Hast du Lust, was zu zocken oder willst du lieber einen Film schauen?", fragte ich nach kurzer Zeit, in der keiner von uns beiden wusste, was er tun oder sagen sollte.

"Wir könnten eine Runde Fifa spielen." Julian zeigte auf die Hülle von Fifa16, die offen auf meiner Ps4 lag.

"Klar, aber mach dich schon mal bereit zu verlieren."

"Wahrscheinlich."

Wir spielten ein Spiel, das (leider) Julian gewann.

"Wie war das nochmal mit verlieren und so?", fragte er provozierend.

"Ich hab mich erst warm gespielt. Pass lieber auf", konterte ich.

Und tatsächlich gewann ich das nächste Spiel. Und das danach auch. Und das nächste auch wieder. Solang, bis Julian aufgab.

"Ist schon gut, du bist der Champion des Abends", sagte er, nachdem er wieder einmal eindeutig 5:1 verlor.

"Was hast du gesagt? Ich hab es jetzt leider nicht verstanden." Ich grinste.

Nicht gesucht, aber gefunden | boyxboyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt