Der Dreier mit der Mietze

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Wir essen noch zusammen und fahren dann los in den Club unserer Stadt.

Matty und ich sitzen hinten, die Jungs vorne. Ich bin ein wenig unruhig und unsicher. Obwohl ich schon oft feiern war, ist das wieder neu für mich.

"Du wirst dich amüsieren.", flüstert Matty so leise, dass nur ich es höre.

Ich nicke und widme mich wieder der Straße. Gegen elf erreichen wir den Club. Normalerweise dürften wir da gar nicht rein, aber das nehmen die irgendwie nicht so genau.

Keiner von uns wird nach dem Ausweis gefragt und wir betreten den Club. Es riecht nach Schweiß, Alkohol und Sex. Also wie mein Ex, der Vollidiot.

Die Musik dröhnt in meinen Ohren und ich habe das Gefühl taub zu werden. So laut habe ich schon lang keine Musik mehr gehört.

"Komm.", brüllt mir Steven ins Ohr und zieht mich zur Bar.

Er spricht mit dem Barkeeper per Zeichensprache und hat uns beiden zwei Dosen Red Bull besorgt. Oh, wie ich dieses Zeug liebe.

"Danke.", rufe ich und nehme meine Dose entgegen.

Wir stoßen an, als wäre es Alkohol und nehmen beide einen kräftigen Schluck. Matty und Ian kaufen sich beide härteres Zeug und exen es auf einmal. Wenn er denkt, ich helfe ihm, wenn er kotzt, dann hat er sich geschnitten. Ich werd es höchstens filmen und dann auf Youtube stellen.

Mein Bruder und sein Freund trinken noch ein wenig und begeben sich dann auf die Tanzfläche. Steven zeigt auf die Tanzfläche und guckt mich dann fragend an. Wild schüttel ich den Kopf. Definitiv nicht. Naja, noch nicht.

Steven und ich hören also noch einige Zeit der Musik zu und trinken Red Bull. Matty und Ian machen mittlerweile ziemlich mit einander rum, echt ungewohnt. Ich bin es ja gewohnt, dass er irgendwelchen Weibern die Zunge in den Hals steckt, aber bei einem Typen hab ich das noch nicht gesehen.

"Ich geh pinkeln!", schreie ich zu Steven und nach kurzer Denkpause versteht er es und nickt.

Das Klo ist nicht so voll, wie ich gedacht hätte. Zwei sind besetzt, eins leer und ein Mädchen sitzt auf dem Boden. Scheiße, das ist Jess.

Ich laufe zu ihr und hocke mich vor sie. Sie ist komplett zugedröhnt. Soviel zu clean.

"Jess, hey. Komm zu dir.", rufe ich ihr zu und haue ihr ein paar Mal sanft gegen die Wange.

Sie zuckt und öffnet kurz darauf die Augen.

"Heeeey Ave. Was machst'n du hier?"

Sie versucht sich aufzusetzen, aber rutscht sofort wieder ab. Ich habe Mitleid mit ihr, aber schäme mich auch, da ich weiß, dass ich genauso drauf war.

"Ich dachte, du bist clean."

Sie verengt ihre Augen zu Schlitzen, es ist ihr zu hell hier drin.

"Ja, ein paar Trips am Wochenende gehen schon noch. Ich hab das echt voll unter Kontrolle."

Wenn sie nur bemerken würde, was für eine Scheiße sie sich da gerade vorlügt.

"Du bist abhängig, Jess."

Sie versucht nach mir zu schlagen, aber schafft es nicht, ihre Arme anzuheben.

"Sei du doch still! Du wärst für den Stoff wahrscheinlich noch auf den Strich gegangen."

Ich bin ihr nicht böse für das, was sie sagt. Sie ist nicht sie selbst, sie ist ein guter Mensch. Und je öfter ich mir das einrede, umso mehr glaub ich es auch.

Dann drehe ich mich um, gehe pinkeln, wasche Hände und verlasse das Klo wieder. Ich muss erst einmal tief durchatmen. Genau wie Jess lag ich auch schonmal so in einem Klo. Genau wie sie habe ich jeden angepöbelt, der mich als Abhängige abgestempelt hat. Nur der Unterschied zwischen mir und ihr ist, dass nur eine clean aus diesem Teufelskreis rausgekommen ist.

Ich drängle mich durch die Masse und laufe zu Steven, der mittlerweile aber ziemlich beschäftigt aussieht. Er knutscht mit einem Mädchen rum. Gelangweilt stelle ich mich neben sie und warte auf das Ende dieser Partynacht. Ich wusste, dass ich mich nicht amüsieren würde. Ein dummer Gedanke schießt mir in den Kopf, den ich sofort wieder verdränge.

Ohne Drogen kannst du keinen Spaß haben.

Ich lege mir meine Hand an die Stirn und versuche diesen Gedanken möglichst schnell wieder zu verdrängen. Mir wird es zu heiß hier drinnen, weshalb ich zum Raucherplatz gehe, um ein bisschen frische Luft zu schnappen.

Die Luft tut mir gut, der Rauch eher weniger. Doch ich erkenne ein bekanntes Gesicht unter den Rauchern.

"Matty, was machst du denn hier draußen?", frage ich meinen Bruder und stelle mich zu ihm.

Er zieht an seiner Kippe und bläst den Rauch in die kalte Nachtluft.

"Ian ist kotzen gegangen. Das will ich nicht mit angucken."

Wow, mein Bruder hat den Award für den besten Freund verdient. Nicht.

"Dass du ein Vollidiot bist, weißt du oder?"

Er nickt und schmeißt seine immer noch glimmende Zigarette von sich.

Er fährt sich seufzend durchs Gesicht und guckt mich dann wieder an.

"Wo ist Steven?"

"Macht mit 'ner Alten rum."

Er nickt verstehend.

"Irgendwie dachte ich, ihr macht rum."

Er erntet einen irritierten Blick von mir und hebt dann schützend die Hände nach oben.

"Sorry, aber ich merk doch, dass der dich nageln will. Und du siehst jetzt auch nicht so uninteressiert aus."

Und den Award für den besten Bruder bekommt er gleich noch dazu. Nicht.

Wenn man schon vom Teufel spricht, Steven hat seinen großen Auftritt und läuft in eiligen Schritten zu uns.

"Können wir bitte abhauen?"

Matty zündet sich die nächste Kippe an und bläst den Rauch in Stevens Gesicht. Dieser nimmt sie ihm weg, nimmt einen kräftigen Zug und gibt sie wieder meinem Bruder. Irgendwie bin ich enttäuscht, da ich dachte, dass er als Einziger von ihnen nicht raucht.

"Warum jetzt schon?", frage ich ihn. Ich klinge unabsichtlich abwertend, was ihm auffällt.

"Die Kleine mit der ich rumgemacht hab, die hat sie nicht mehr alle. Sie hat mich gefragt, ob ich einen Dreier mit ihr haben will."

Er macht eine Pause und zieht wieder an der Kippe.

"Und?", fragen Matty und ich gleichzeitig.

Ein Dreier wäre sicher nichts für mich, aber für Steven ist das bestimmt Lotti Karotti.

"...Mit ihrer Katze.", beendet er den Satz.

Matty und ich brechen in schallendes Gelächter aus. Immer wieder spielt sich vor meinem geistigen Auge ab, wie Steven Sex mit einer Katze hat, was einfach zum Schießen ist.

Genau in dem Moment kommt das Lied All I do is win und ich kann mich nicht mehr halten vor Lachen.

Vielleicht würde dieser Abend doch ganz interessant werden.

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