Der Horrortrip

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Eine Woche später

Es ist einiges passiert. Meine Mutter ist tatsächlich nicht abgekratzt. Sie ist vorgestern aufgewacht, hat sich bei mir entschuldigt, geheult und mich umarmt. Heute war mein erster Schultag und er war einfach nur grauenvoll. Meine Klasse ist scheiße, meine Lehrer ebenfalls und meinem Vergewaltiger bin ich auch begegnet.

Es hat sich noch in den Ferien herumgesprochen, dass er ein dreckiger Vergewaltiger ist, weshalb ihn nun jeder hier hasst. Da es aber keine Beweise gibt, kann er leider nicht von der Schule geschmissen werden. Er hat mich ziemlich seltsam anguckt. Wahrscheinlich habe ich es mir nur eingebildet, aber ich meine einen Funken Reue in seinen ekelhaften Augen gesehen zu haben.

Das Jugendamt hat beschlossen, dass Matty und ich es alleine aushalten und schaffen werden. Denn Mum bleibt noch mindestens ein bis zwei Wochen im Krankenhaus. Der Typ, der sie kaputt gemacht hat, ist nun im Knast. Er war wohl auf Bewährung. Mum hat mir erklärt, warum er sie geschlagen hat. Sie haben ein wenig getrunken und dann wollte sie Matty schreiben, was er und ich so machen und wie es uns geht. Der Typ war eifersüchtig auf Matty, da er dachte das ist Mums Neuer. Obwohl der Typ und Mum nicht einmal zusammen waren, hat es ihm gereicht und er hat sie geschlagen. Dann ist er abgehauen und hat sie in seiner Wohnung liegen lassen.

Zum Glück hat der Typ ein Kind. Dieses hat meine Mutter gefunden und die Polizei und einen Krankenwagen gerufen. Unglaublich was der Kleine erleben muss. Mum hat mir erzählt, dass er erst fünf ist. Aber er jetzt bei seiner Mutter lebt, die ihn anscheinend gut behandelt.

Seit dem Koma ist meine Mutter wie ausgewechselt. Sie behandelt mich fast schon wie eine Tochter. Ich bin jetzt übrigens christlich. Aber nur montags. Dienstags gebe ich mich voll und ganz dem Buddhismus hin und jeden Freitag bete ich an Patricia. Sie ist eine Religion für sich.

Ich bin fest davon überzeugt, dass mich das aus der Scheiße reiten wird. Dank Matty bin ich nun in einer Art Therapie. Er hat im Krankenhaus mit einem Arzt über mich geredet. Er hat dem knallhart alles erzählt. Aber irgendwie geht trotzdem alles Berg auf.

Es ist schon komisch, wie schnell sich das Blatt wenden kann. Natürlich ist Patricia immer noch tot, meine Mutter scheiße und mein Vergewaltiger auf meiner Schule, aber ich glaube, es könnte wirklich schlimmer sein.

Gerade sitze ich mit Matty und Steven im Garten und wir kiffen zusammen. Matty wollte es auch mal probieren und seitdem hat er nicht mehr davon abgelassen. Soviel dazu, dass er sowas nie machen wird. Bullshit.

Führe ich nicht irgendwie ein normales Teenagerleben? Ich habe Probleme mit meinen Eltern, kiffe und hab schon nach einer Woche keinen Bock mehr auf die Schule. Lässt man den Rest weg, klingt das doch eigentlich ziemlich normal.

"Ich glaub, ich bin zufrieden.", meine ich nach einer Weile.

Die Jungs gucken mich nur an, aber sagen nichts. Steven hat sich übrigens ein paar Mal mit der Kleinen von unserem Stadtfest getroffen. Irgendwie ist aber nicht daraus geworden, da sie anscheinend nicht so wirklich sein Typ ist. Ich gaukel mir gerade wirklich Glück und Fröhlicheit vor und ich muss zugeben, dass es sogar sehr gut klappt.

Die Jungs liegen im Gras, ich stehe auf und gehe in mein Zimmer. Ich finde Ians Sachen und betrachte sie ein wenig. Irgendwann komm ich dann auf eine sehr dumme Idee. Leider setze ich meinen Willen durch, weshalb ich nun eine seiner Pillen schlucke. Und kurz bevor mich der Trip erreicht, bemerke ich, dass ich es nie schaffen werde clean zu sein.

Selbstverständlich muss es ein Horrortrip sein. Ich sehe seltsame Kreaturen, ich werde erneut vergewaltigt und deswegen von meiner Mutter ausgelacht. Das ist die Rache dafür, dass ich erneut Drogen genommen habe. Ich würde es nicht Rückfall nennen, da ich nur diese eine Pille geschluckt habe. Danach habe ich auch nicht wirklich Bock noch eine zu nehmen, weshalb ich fest davon überzeugt bin, dass das eine einmalige Sache war.

Matty und Steven haben nichts bemerkt, da sie im Garten eingepennt sind und erst mitten in der Nacht wieder wach geworden sind. Natürlich haben sie dann nicht mehr nach mir geguckt und gemeint, dass ich schlafe. In Wirklichkeit lag ich halt auf dem Boden, vollgepumpt mit Drogen und hatte einen Horrortrip. Aber das muss ja keiner erfahren.

Die Schule ist ziemlich langweilig und unspektakulär. Ein Junge versucht sich mit mir anzufreunden, aber ich ignoriere ihn stetig. Die anderen beachten mich nicht oder starren mich nur ein wenig an. Schon komisch wenn ich einfach nach einem Jahr wieder auftauche. Im Moment stehe ich mit Steven draußen und wir rauchen eine. Er rettet meine Schulzeit wirklich.

"Wie läuft es so mit Conor?", fragt er mich und bläst den Rauch in die kalte Luft.

"Ganz gut. Ich lasse mich mittlerweile wieder von ihm anfassen."

Steven nickt verstehend. Die Therapie schlägt an. Wenn man das so sagt, ich weiß es nicht. Sie wollten mir zuerst Antidepressiva verschreiben, aber haben es wegen meiner Vergangenheit dann doch lieber gelassen.

"Und mit deiner Mutter?", fragt er und zertritt seine Zigarette nun.

Ich tue es ihm gleich und drehe meinen Kopf ein wenig hin und her.

"Ganz okay. Nächste Woche darf sie uns wieder auf die Nerven gehen. Dann wird sie wahrscheinlich entlassen."

Wieder nickt er und wir gehen in den Unterricht. Er sitzt fast immer neben mir und wir gehen fast jedem Lehrer auf die Nerven. Ich komme mir ziemlich normal vor.

Ich habe wirklich das Gefühl, dass sich alles verbessern wird. Vielleicht hat das Konvertieren doch irgendetwas gebracht. Und nun bin ich das Kind Gottes und mir wiederfährt nur Gutes. Okay, vielleicht nicht ganz, aber ein bisschen Hoffnung habe ich trotzdem.

Mein Leben wird, wenn auch langsam und holprig, wieder ganz normal. Hoffentlich.

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