Clean

Die paar Pillen

25

Wir holen zusammen Conors Auto beim Stadtfest ab und er fährt mich nachhause. Zum Abschied küsst er mich noch mal und ich bin so hin und weg, dass ich fast schon vergesse, dass es meine Mutter noch gibt.

Aber die ist zum Glück nicht da. Matty ist da, er ist allein.

"Na, Schwesterherz. Ich hab tolle Neuigkeiten!", begrüßt er mich und kommt mit einem breiten Grinsen auf mich zu.

"Ich auch.", antworte ich, aber nicht so breit grinsend.

Matty setzt sich dann auf die Couch und fordert mich auf, mich neben ihn zu setzen.

"Trommelwirbel bitte."

Erst gucke ich ihn ziemlich verwirrt an, aber er diskutiert so lange mit mir rum, bis ich es wirklich tue. Manchmal benimmt er sich echt wie ein Kleinkind.

"Mum ist bis zum Ende der Ferien weg.", löst er das große Geheimnis auf.

Ungläubig starre ich ihn an.

"Wie lang sind die noch?"

Er grinst.

"Knapp zwei Wochen.", meint er und wackelt mit den Augenbrauen.

Dann gibt er ein komisches Quickgeräusch von sich und zieht mich in seine Arme. Ich lache einfach nur völlig überrumpelt, da ich mit sowas wirklich nicht gerechnet habe.

Trotzdem ist es kacke, dass ich bald zur Schule muss. Dann bin ich sozusagen die neue Alte. Die, die einfach für ein Jahr abgehauen ist ohne jemand Bescheid zu sagen. Die müssen denken ich bin gestorben.

"Du weißt, dass wir mindestens eine Hausparty schmeißen werden oder?"

"Boah, muss das sein?", stöhne ich genervt auf und Matty nickt nur grinsend.

Irgendwann fällt ihm dann auf, dass ich ja auch gute Neuigkeiten habe, was ich schon total vergessen habe.

"Könnte sein, dass ich jetzt einen Freund habe.", nuschle ich, in der Hoffnung, dass er mich nicht versteht, was total dämlich ist.

Anders als erwartet flippt Matty total aus. Er freut sich wie ein kleines Kind. Er fragt nicht, ob es ein wenig zu schnell ist, ob ich mir wirklich sicher bin. Er freut sich einfach nur und das freut mich.

"Ich wünsch dir und Conor viel Glück. Er ist ein Guter.", ich nicke und nach kurzer Zeit lassen wir das Thema fallen.

Wir machen uns etwas zu essen und als ich gerade auf dem Klo bin, klingelt es. Keine Ahnung wieso, aber ich erschrecke mich so sehr, dass ich fast von der Schüssel falle. Also tollpatschiger gehts echt nicht. Ich spüle runter, wasche meine Hände und verlasse das Badezimmer. Ich höre eine bekannte Jungenstimme, kann sie schnell zuordnen.

"Hallo, Steven.", rufe ich und laufe zu den Jungs. Sie drehen sich zu mir, sehen beide irgendwie ziemlich geknickt aus.

"Alles okay?", frage ich nun und beide nicken.

Fragend gucke ich sie an, aber Matty schüttelt einfach mit dem Kopf. Na schön. Auch gut. Wenn sie mir was verschweigen wollen, dann sollen sie halt.

"Cool.", meine ich und laufe möglichst zickig in mein Zimmer. War noch nie gut im zickig sein, aber das dürfte ein ganz guter Auftritt gewesen sein.

Na toll und was mach ich jetzt? Ich hasse mein Zimmer. So leise es geht schleiche ich also in Mattys Zimmer und fange dort zu zocken an. Irgendwann wird mir langweilig und ja auch wenn man das nicht darf, durchsuche ich Mattys Zimmer. Ich bin einfach neugierig und habe sowieso nichts zu tun. Falls er mich erwischt, behaupte ich einfach, dass ich das tue weil sie mich ausschließen und ich nichts zu tun hatte.

Die ersten Schubladen sind ziemlich langweilig. Kondome, Bilder, Stifte. Nichts besonderes für ihn. Dann fällt mir irgendwann eine kleine Box auf, die ziemlich interessant aussieht. Okay, sie ist zwar nur weiß, aber sie weckt trotzdem mein Interesse.

Mit der Box unter dem Arm haste ich schnell in mein Zimmer. Das wäre jetzt echt dumm, wenn da nur Socken oder so drin sind.

Ich schließe meine Zimmertüre und setze mich mit der Box aufs Bett. Als ich sie öffne, bin ich wirklich erschrocken.

In der Box liegt ein angefangener Joint, etwas Gras und ein paar Pillen. Ein kleiner Flachmann ist auch dort drinnen. Wut kommt in mir hoch. Matty schimpft mich, dass ich Drogen nehme und ist selbst kein Stück besser. Ich nehme alles aus der Box und verstecke es in meinem Zimmer. Der soll ja nicht glauben, dass er das Zeug je wieder sieht. Die Box lege ich wieder in sein Zimmer und gehe dann runter zu den Jungs. Diese sitzen im Garten und rauchen zusammen.

Ich laufe zu Steven, halte ihm meine Hand hin und gucke ihn abwartend an. Er stöhnt genervt auf und gibt mir eine Zigarette.

"Du solltest echt aufhören zu rauchen.", meint Matty und zieht dabei an seiner Zigarette. Ich bin so unglaublich wütend auf ihn.

Die Pillen sahen nach LSD aus. Das Gras stört mich nicht einmal so krass, aber die Pillen machen mich sauer. Aber am meisten ärgert es mich, dass er mir sowas verschweigt. Nur weil er älter ist, hat er nicht das Recht Drogen zu nehmen.

"Alles klar, Ava?", fragt er mich nun.

Ich muss ihn ziemlich lang wütend angestarrt haben.

"Logisch.", gebe ich schnippisch von mir.

Der braucht jetzt echt nicht meinen, dass alles super zwischen uns ist.

Er guckt mich verwirrt an. Mittlerweile guckt auch Steven.

"Habt ihr schonmal Drogen genommen?", frage ich sie ganz offen, womit sie kein Stück gerechnet haben.

Steven nickt, Matty hingegen schüttelt den Kopf. So ein dreißter Lügner.

"Kein Gras? Gar nichts?", hacke ich nach. Matty schüttelt erneut mit dem Kopf.

"Lügner!", schreie ich und laufe aus dem Haus. Das war grad ziemlich dumm von mir, aber ich musste meine Wut irgendwie rauslassen.

Ich laufe ziemlich planlos rum. War ziemlich dumm von mir diese Aktion. Nun kann ich nicht zurück ins Haus, kann mich aber auch mit niemand treffen, da ich mein Handy nicht einmal benutze.

"Ava!", höre ich jemand rufen.

Ich drehe mich um, dort steht Dylan.

"Hey, Kleiner.", begrüße ich ihn und umarme ihn schließlich.

Er guckt mich mit hochgezogener Augenbraue an, da er deutlich größer als ich ist.

"Hab dich irgendwann nicht mehr auf der Party gesehen. Seid ihr gegangen?"

Also diese Frage ist doch mehr als dämlich. Und die Antwort so offensichtlich...

"Jup."

Wir unterhalten uns noch ein wenig, bis er ziemlich verstört hinter mich guckt.

"Warum sieht dein Bruder so komisch zu uns rüber?"

Ich drehe mich um, Matty kommt auf uns zu. Er sieht sauer aus.

"Ava!", ruft er.

Das kann ja was werden.