Kaum bei seinem Cousin angekommen sank Eragon auf die Knie. Vorsichtig half er Roran, der sich mit aller Kraft aufzusetzen versuchte und richtete dessen Oberkörper so auf, dass der alte Graf den Hof überblicken konnte.
Es war kein Wort zu hören, doch jene, die sich im Geist verständigen konnte, spürten, wie leichte Wellen zwischen den beiden hin und her flossen.
Die Unterhaltung war vollkommen von den anderen Abgeschottet, doch auf den Gesichtern von Eragon und Roran waren die Gefühle umso deutlicher zu lesen.
Schließlich umarmten beide sich so gut sie konnten.
Als Eragon sich aufrichtete war der Ernst in sein Gesicht zurückgekehrt. Er sagte kein Wort, aber alle verstanden trotzdem, was sie tun sollten. Die Angestellten der Burg zogen sich zurück, sie wagten es nicht einfach an ihre Arbeit zurückzukehren, und die engere Familie Rorans trat näher.
Dieser atmete schwer und wollte etwas sagen, doch ihm fehlte die Kraft. Bittend sah er zu Eragon auf, der verstand und leise einen Zauber murmelte.
Kannst du ihm nicht einfach ganz helfen? Bat Ismira, als sie das sah, doch Eragon schüttelte den Kopf.
Es tut mir leid, doch sein Körper ist zu alt, um das Risiko einzugehen. Ich weiß nicht, ob ich ihm wirklich helfen kann, oder ob ich es dann nur schlimmer mache und ihn zu langem Leiden verdamme. Nein. Es ist für alle besser so.
Ismira senkte den Kopf, nickte aber verstehend. Irgendetwas in ihr sagte, dass ihr Onkel recht hatte.
Ja, es ist besser so, flüsterte jetzt auch Roran kaum hörbar. Ich bitte euch nicht, dass ihr nicht traurig sein, aber lenkt eure Aufmerksamkeit auf das Wesentliche. Familie.
Ein paar Mal holte Roran rasseln Luft, hustete und spuckte dann ein wenig Blut aus. Bei allem, was er sagte schaute er Katrina direkt an, der die Tränen über die Wangen liefen.
Halte die Familie zusammen oder bleibe wenigstens mit allen in Kontakt. Ich will nicht, dass ihr jahrelang getrennt seid.
Seine Stimme wurde leiser, doch die Worte wurden nicht abgehackt oder getrennt.
Denkt an die, die euch untergeben sind. Es sind auch Lebewesen, die Leben wollen.
Seine Stimme war kaum noch zu hören. Dann schaute Roran noch einmal Katrina an und flüsterte kaum hörbar: Ich liebe dich.
Dann schloss er die Augen und atmete ein letztes Mal aus.
Katrina begann hemmungsloser zu weinen. Ismira hielt sie fest und weinte mit ihr.
Eragon beugte sich über seinen Cousin, den er immernoch im Arm hielt.
Eine Träne löste sich aus seinen geschlossen Augen und tropfte auf Rorans Gesicht. Und noch eine. Und noch eine. Der ersten Träne folgten immer mehr.
Irgendwann richtete der ehemalige Drachenreiter sich allerdings auf. In seinen Augen stand immernoch Trauer, doch auch der Hass wahr zurückgekommen. Nicht mehr so explosiv wie vorher, dafür allerdings glühend und viel gefährlicher.
Jeder, der Eragon kannte, wusste, dass er ein eigentlich recht sanfter Mensch war, doch wenn es um seine Familie ging, wurde er zur Furie. Das hatte er schon einmal gezeigt. Damals, als er losgehen war, um seinen Onkel zu rächen. Jetzt war es wieder so weit.
Langsam erhob sich Eragon und schritt auf die ehemaligen Wyrdfell zu. Catalina wich vor ihm zurück, die anderen beiden waren noch immer bewusstlos.
Einen Zauber sprach Eragon. Und dieser Zauber würde das Leben der jetzt ehemaligen Drachenreiter für immer verändern. Ebenso für die Drachen, die einmal an diese Personen gebunden waren.
Denn der Zauber löste die Verbindung zwischen den Drachen und ihren Reitern für immer und war nur durch jenen, der ihn gewirkt hatte, rückgängig zu machen.
Wenn sie erwachen wird die Erinnerung an die Alte Sprache fort sein, ebenso wie das Wissen, wo sich die Bucht der Drachenreiter befindet. Sie werden nur noch wissen, was sie getan haben und was die Strafe dafür ist.
Dann wandte er sich ab.~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
Jetzt endlich wagte sich Aragorn vor, der sich bisher sehr zurückgehalten hatte.
Ich weiß, dass du gerade anderes um die Ohren hast, aber ich bitte dich trotzdem um eine dringende Hilfe.
In Mittelerde erhebt sich der dunkle Herrscher erneut und ich bitte dich im Namen aller freien Völker um Hilfe gegen ihn und seine Schergen.
Einige Momente lang sagte Eragon kein Wort, während er zu überlegen schien. Dann lächelte er sanft.
Kehre zurück nach Mittelerde, gemeinsam mit deinen Begleitern. Suche Gandalf den Grauen auf und höre um was er dich bitten wird. Tu es. Dann wird sich alles entscheiden.
Aber denke immer daran: Meist sind es die kleinen, unscheinbaren Dinge und Personen, die die größte Auswirkung haben. Vertraue auf das Gute in den Menschen und auch in den anderen Völkern und bleibe ihnen treu.~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
Bereits am nächsten Tag kehrte Aragorn gemeinsam mit Legolas und seinen Elben nach Mittelerde zurück.
Nach dem Begräbnis von Roran kehrten auch die Drachenreiter zur Drachenbucht zurück, bereichert um Ismira, die bei den Reitern alles lernen sollte, was sie in Zukunft einmal brauchen würde.
In Allagaësia kehrte endlich der langersehnte Friede ein.
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Hej,
Und damit wären wir am Ende der Geschichte. Ein kleiner Epilog wird bald noch Folgen.
Eure Lou ❤❤
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Das Geheimnis der Drachen
FanfictionVor 10 Jahren brachten die Wyrdfell den Meister der Drachenreiter, Eragon Schattentöter, um. Jetzt herrschen sie zu viert über das neue Imperium. Nur eine einzelne Grafschaft namens Carvahall leistet noch immer wiederstand. Doch jetzt soll sich alle...