32 - Die Sieger

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"Hab ich dich!" Der warme Atem der geflüsterten Worte stiess auf Recklessias kalte Haut. Sie rollte mit den Augen. Es kränkte sie zutiefst, dass sie sich wie eine blutige Anfängerin fangen liess. Sie schnaubte wütend und aufgrund ihrer Kälte bildete sich eine sichtbare Atemwolke.

Ria hingegen trat seelenruhig (und leicht divamässig) in Recklessias Blickfeld. Mittlerweile hatte sie das Kleid getauscht. Aus dem langen Stoff wurde ein knielanges, schlichtes, schwarzes Kleid. Blauer Strass verzierte den Rand des Decoltés und die Halskette. Um die Taille war ein schwarzes Band fixiert, dass Rias schmale Figur betonte.
Sie stellte sich neben Taylor hin, der lächelnd einen Arm um ihre Hüfte legte. "Gewonnen!", grinste Ria und stützte ihren Ellbogen auf seiner Schulter ab.
"Hmpf" machte ihre Mentorin nur und es blitzte in ihren Augen kurz auf. Die Tür des Ladens wurde erneut geöffnet und Valentin kam herein.
Er hob die verwundert die Augenbraue und trat zu den Anderen an den Tresen. Sein Blick fiel auf den schimmernden Kleber, der das Handgelenk wie ein Metallic-Tattoo zierte und er lachte laut los. Wieder knurrte sie, dieses Mal frustriert und laut.
Immer noch kichernd, überklebte Valentin den Mondsichel mit einer goldenen Sonne. Mit einem Knirschen, als würde jemand über eine dünne Eisfläche laufen, bewegte Recklessia zunächst ihre Finger und Hände. Dann holte sie aus und boxte Valentin ordentlich in die Seite, dass sein Lachen verstummte. "Endlich", murmelte sie beleidigt und bewegte knirschend ihren steifen Hals. Sie sah nicht, wie Valentin sein amüsiertes Grinsen mühsam unterdrückte.
Taylor nahm die Rosenknospe aus der Kristallvase, die auf der Theke stand und warf sie in den Müll. "Elmora-Tropfen", erklärte Ria. "Ein Wunder, dass du es nicht bemerkt hast. Der Totenkopfjunge hier hat nicht gerade wenig verwendet."

Elmora war eine kirschrote, hibiskusgrosse Blume, mit fünf, sieben oder elf Stacheln an jeder Blüte. Die Sträuche, an denen die Blumen wuchsen, waren im Durchschnitt sechs Meter hoch und neun Meter breit. Ein solcher Strauch besass ca. 200 Blüten.
Wenn die Blüten mit nachtblauem Elfenstaub besprenkelt wurde, lösten sie sich auf und vermischten sich zu einer durchsichtigen Flüssigkeit. Dabei entstand durch diesen chemischähnlichen Vorgang ein hektisches Blubbern und man musste vorsichtig sein, dass man die Flüssigkeit nicht berührte, da die Mischung zu schweren Verätzungen führen konnte.
Sobald das Blubbern beendet war, wurde Nojcel beigemischt, ein zartrosafarbenes Pulver, welches wie eine Mischung zwischen Zucker, Zimt und Vanille schmeckte und oft beim Backen verwendet wurde. Nojcel machte den Elmora-Saft neutral, so dass es gefahrlos berührt werden konnte.
Tropfte man nun den Elmora-Nojcel auf eine Rosenknospe, wirkte der Zimt-Geruch auf die Person attraktiv und interessant.
Oder anders gesagt: Elmora war ein leichter Liebestrank, der allerdings für mehr als ein Flirt nicht reichte.

"Aha", meinte Recklessia nur. Valentin grinste. "Ach, komm schon, Lessi! Sei nicht so eingeschnappt. Weisst du, Ria, bisher hat es noch niemand geschafft, Lessi so schnell zu fangen", fügte er noch hinzu und legte seine Hand auf Rias Schulter. "Damit hast du aber offiziell gewonnen und deine Taktik und Strategie bewiesen."
Ria lächelte stolz.
Recklessia sah nicht immer noch leicht finster drein (ja, sie besass ein sehr ausgeprägtes Ego).
Und Taylor räusperte sich.
"Ach, stimmt. Vielen Dank, Taylor, dass du mir geholfen hast!" Ria umarmte den - wie sie ihn nannte - Totenkopfjunge. Er grinste. "Hat Spass gemacht!"
"Lessi, wie wär's mit einem Drink und die zwei geniessen die Stadt?", fragte Valentin, der sich wieder eingekriegt hatte. "Ich lade dich auch ein."
"Na schön", willigte sie ein. Ihr Ego war immer noch angeknackst.
"Ria, wenn du fertig bist, geh einfach wieder zum Start. Danyl wird dich nach Hause bringen", sagte Valentin. Recklessia hakte sich bei seinem angebotenen Arm ein und verliess mit einem "Bis später!" den Laden.

Taylor drehte sich zu Ria um, mit einem schelmischer Gesichtsausdruck. Sie hob misstrauisch die Augenbraue. Er hatte einen Plan und sie war sich nicht sicher, was sie davon halten sollte. "Sag mal, Belleza... Warst du schon einmal auf einen Ball?" Sie schüttelte langsam den Kopf, ohne ihn aus den Augen zu lassen. "Gut." Taylor nahm ihre Hand und zog sie mit, ihre Proteste ignorierend. Ria seufzte. Woher kannte sie diese Situation nur?

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Hey:)

Ich wollte nur mal Danke sagen für die über 600 Reads, die meine Story schon ergattert hat!
Vielen Dank für eure Unterstützungen<3

Bb, Lily C.

Die Chroniken der SchattenwesenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt