Die Chroniken der Schattenwesen

13 ~ Zimmer 38

Zimmer 38 erwies sich als ein grosser Barocksaal, mit Fresken von Estrapolli, Caelios, Mascarkronas, und weiteren Schattenwesen. Prunkvoll, glänzten die vergoldeten Säulen, die alle im ein Meter Abstand zu einander standen, um die Wette.
Generell wirkte das Hauptquartier, als sei jeder Raum eine andere Ära, ein anderes Zeitalter, ein anderes Land, eine andere Generation.

Ein junger Mann kam herein. Valentin, der in der Zwischenzeit, am Fenster gewartet hatte, drehte sich zu dem Fremden um, als er ihn hörte und nickte grüssend den Kopf.
"Mr. Valentin, es ist schon eine Weile her, seit wir unseren erfolgreichen Abschluss hatten" Die warme Bassstimme war um einige Töne tiefer geworden und versetzte die Luft in weiche Schwingungen. Die fuchsfellfarbenen Augen glänzten jedoch immer noch auf eine schelmische Art, die Valentin vermisst hatte. "Mr. Danyl, schön, dass wir uns wieder sehen!", bestägtigte er und lächelte seinen alten Freund an.

Die beiden hatten zusammen ihre Ausbildung als Sacretti-Krieger absolviert.
Danyl war jedoch oft an Ausseneinsätzen unterwegs, die auch international tätig waren, während Valentin es sich zur Aufgabe gemacht hatte, die Frottelas zu jagen.
Bei den Ausseneinsätzen erledigte Danyl die Registrierung der Bewohner und überwachte die Schattenwesen. Die Hälfte seiner Arbeit bestand also aus Papierkram - das genaue Gegenteil, von dem, was seine offizielle Bezeichnung war.
Schliesslich dachte man nicht an einen mit Papier überfülltem Schreibtisch, wenn man das Wort 'Ausseneinsätze' hörte, sondern mehr an Truppen und Kämpfe ums Überleben.
Valentins Jagd entsprach mehr den Vorstellungen eines Ausseneinsatzes, denn er war ein geborener Kämpfer. Er war der beste Krieger, den die Sacretti hatten.

"Ich hörte, du brauchst Auskunft über ein Mädchen, dass bei dir in Obhut ist?", fragte Danyl. Valentin nickte. "Setzen wir uns doch und reden ein bisschen über sie. Ich glaube, du kannst mir bestimmt weiterhelfen."

In der Zwischenzeit war Mysteria beschäftigt, dass neuartige Haus zu erkunden. Das Buch hatte sie in eine Umhängetasche verstaut und trug es nun immer mit sich herum. Selbst jetzt, wo sie ganz alleine in dem Haus war, stellte sie die Tasche nirgends ab.
Das Haus entpuppte sich als eine dreistöckige Villa, wobei Mysteria sich fragte, wie ihr diese Tatsache nie aufgefallen war.
Zuoberst war der Dachboden. Mehrere Antiquitäten waren unter Planen oder Decken verhüllt und mit einer fingerdicken Schicht Staub begraben. Sie trat an eine Stelle auf den Boden, dessen Staub verwischt war und sie bemerkte, dass es die Stelle war, wo sie ihre erste Nacht hier verbracht hatte.

Valentin hatte ihr erzählt, dass er seltsame Geräusche gehört hatte und sie dann auf dem Boden liegend gefunden hatte. Mit Blättern in den Haaren, Staub und Spinnweben in ihren Kleidern und immer wieder hatte sie vor sich hin geflüstert. Als er sie nach unten getragen hatte, hatte sie mehrmals in ihren wirren Träumen gezuckt, dass er dachte, sie wäre aufgewacht.

Mysteria wollte gerade umdrehen, als sie etwas auf dem Boden glänzen sah. Als sie es aufhob, glänzte ihr eine Brosche entgegen.
Es war eine kleine, silberne Spinne mit smaragdgrünen Augen. Vorsichtig strich Mysteria mit dem Daumen über das starre Kunstwerk in ihrer Hand und verstaute es in ihre Tasche.
Es war Pikes Brosche.
Sie erinnerte sich, dass Pike ihr etwas in ihre Jackentasche zugesteckt hatte, bevor sie gerannt war. Mysteria stieg die steile Treppe wider hinunter, ohne sich noch einmal im Dachboden umzusehen.
Es schmerzte immer noch, doch welcher Verlust tat es schon nicht?