19 ~ Valentins Wesen

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Dadurch, dass Mysteria den Zauber letzte Nacht nicht beenden konnte, sondern unterbrochen wurde - als die Kerzen ausgingen - wirkten die Erinnerungen nach, bis die gesamte Magie verebbt war.

Als die Erinnerungen aufhörten, stand sie wieder auf und trat vor den Spiegel. Das Haar hing ihr zersaust herunter. Die neonblauen Augen sahen sie müde an und ihr Gesicht war blass.
Mysterias Gesicht lehnte sich näher an den Spiegel und betrachtete sich mit zusammengekniffenen Augen.
Wie konnte man sich nur so schnell verändern?
Früher war sie so naiv gewesen, dass es schon sorgenfrei zu und her gegangen war. Doch nun dachte sie über alles zweimal nach. Sie hatte noch nie etwas in Frage gestellt.
"Dieser verfluchte Brand!", rief sie aufgebracht und schlug immer wieder gegen den Spiegel, der aber stand hielt und nicht mal einen Kratzer vorweisen konnte.
Es war ihre Schuld.
Die Frottelas waren Schuld, dass sie keine Familie mehr hatte.
Die Frottelas waren Schuld, dass sie hier fest sass.
Und es war Elenas Schuld, dass sie Angst hatte und wusste, was für ein Schattenwesen Valentin war.

Sie liess die Versuche den Spiegel zu zertrümmern und presste die Lippen aufeinander. Sie starrte den Boden an. "Ein Scorstre. Von allen Wesen muss Valentin wirklich ein Scorstre sein?!", flüsterte sie und sah mit Tränen in den Augen ihr verschwommenes Spiegelbild an.

Scorstressen konnten die Gestalt Anderer annehmen. Valentin konnte also seine Gestalt jederzeit ändern, egal wann, egal wo, egal wie. Ausser er wurde durch schwarze Magie eingeschränkt.
Man konnte sie sehr gut erkennen, nur hatte Mysteria nie darauf geachtet. Die Augen dieser Schattenwesen wurden immer dann zu Bernstein, wenn Sonnenlicht ihre Iris traf.

Mysteria war aber um eines froh: Immerhin tauchte Valentin nicht auf, um zu fragen, warum sie herum geschrien und gegen den Spiegel geschlagen hatte. Sie wollte nichts erklären.

Die Chroniken der SchattenwesenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt