33 - Schwarzer Schwan

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Der Laden war dank den unzähligen, regenbogenfarbigen Neonröhren hell. Das Licht spiegelte sich wortwörtlich im Boden wieder. Diese bestand nämlich aus mehreren Spiegelplatten, dessen Ritzen mit weissem Glitzer gefüllt wurde. Taylor hatte sie hierher verfrachtet, obwohl sie sich gesträubt hatte, auch nur einen Fuss reinzusetzen. Dieser Schuppen war ihr ganz und gar nicht geheuer. Irgendwie hatte er es doch geschafft, sie zu überreden.
Er unterhielt sich mit einer Frau am Tresen, während Ria in seiner Nähe stand und sich umsah. Es sah aus, wie eine Mischung zwischen einem Coiffeursalon und einer Boutique für Abendkleider.
Nun sass Ria beleidigt in einem grünen Polstersessel, der mit weissem Strass und Glitzer verziert war. Eine rothaarige Frau stylte ihre Haare und schminkte ihr Gesicht komplett neu, wobei sie eine Anmut von Jack Sparrow, der Pirat von 'Fluch der Karibik' hatte.
Taylor war unterwegs und hatte sie nur mit einem: "Sie muss schön gemacht werden, für den Ball. Ich sehe dich dann später, Belleza!" bei der Rothaarigen allein gelassen, was Ria ihm etwas übel nahm. Evidencia war ihr immer noch fremd und er liess sie hier im Grossstadt-Dschungel allein.
"Ich wusste gar nicht, dass Taylor eine Freundin hat!", sagte die Rothaarige, dessen Name Ria entfallen war.
"Ich bin auch nicht mehr als eine Freundin", sagte sie. Ihre Stylistin lachte und als sie Rias Wangen mit Rouge färbte, konnte sie das leuchtende Namensschild an der Bluse erkennen. Zehanna stand in geschwungenen Buchstaben darauf. "So, fertig! Sobald Iliosea mit dir fertig ist, wird Taylor bestimmt mehr als nur Freunde sein wollen." Zehanna zwinkerte ihr zu. Rias Gesicht fing an zu kribbeln und ihr wurde plötzlich ganz warm. "Nein, wie süss! Ili, sie steht auf ihn!", quitschte Zehanna, dass das ganze Blut in Rias Wangen schoss. Die zweite Frau, die gerade auf sie zu kam, hatte Haare, wie ein Leopardenfell und dazu passend goldene Linsen. Das enge Nude-Kleid bestand nur aus Pailletten, betonte ihre kurvige Figur und brachte den bronzton ihrer Haut besonders gut zur Geltung. Sie lächelte Ria wissend an und wackelte mit den Augenbrauen. "Ach, wirklich?" Rias ganzer Kopf fühlte sich heiss an.
"Kann ich mir gut vorstellen, bei diesem Jungen!", sagte Iliosea. "Wenn ich nicht 45 wäre, hätte ich ihn mir geschnappt." Ria musste sich sehr zusammen reissen, um ihre Kinnlade oben zu behalten. 45? Iliosea sah nicht älter aus als 25! Die Frau führte sie in den hinteren Teil des Ladens. An verschiedenen Puppen hingen die schönsten Kleider, die Ria je gesehen hatte. Sie berührte den Stoff eines Rockes, der wie mehrere, überlappende Schmetterlingsflügel designt war, als eine Hand auf ihre Finger schlug. Blitzartig zog sie vor Schreck ihre Hand weg. "Finger weg!", blaffte die Puppe sie an. Ria wich vor Schreck zurück und stolperte über ihre eigenen Füsse, dass sie auf den Boden fiel.
Mit aufgerissenen Augen starrte sie die lebende Puppe an, wie sie ihren Rock glatt strich und sich wieder in ihre Position stellte, als wäre nichts gewesen. "Was zum-", began sie, unterbrach sich aber selbst. Hastig rappelte sie sich auf und hielt einen Sicherheitsabstand. Iliosea lachte. "Oh, da hat jemand aber Thalia verärgert!", sagte sie und suchte an einem Kleiderständer nach dem passenden Kleid.
"Thalia?!"
"Die Puppe" sagte Iliosea, als wäre es das Logischste der Welt. Als sie immer noch angestarrt wurde, fuhr sie fort: "Alle unsere Puppen leben... naja, in gewisser Weise jedenfalls. Mehr als Posieren und einen auf Diva machen, können sie eigentlich nicht. Hier, anziehen!" Ria wurde ein Kleiderbügel mit einem schwarzen Kleid an die Brust gedrückt und in die Umkleidekabine geschubst, schneller als sie Evidencia hätte sagen können.

"Zehanna! ZEHANNA, KOMM SCHNELL UND SIEH SIE DIR AN!"
Das war der erste Satz, den Ria hörte, als sie den Vorhang beiseite geschoben hatte. Iliosea hatte ihr noch Schuhe und Schmuck gegeben, wobei Ria Letzteres kaum angerührt hatte. Das Kleid war auffällig genug, da wollte sie es mit den schweren Steinen an den Halsketten nicht übertreiben. Zehanna kam herbei geeilt und an ihrem strahlenden Lächeln merkte Ria, dass sie wunderschön aussehen musste. (In der Umkleide hatte es nur einen kleinen Spiegel gehabt, der gerade mal gross genug für den Kopf war.) Zehanna führte sie an einen Wandspiegel und als Ria ihr Gesamtbild sah, war sie genauso erstaunt, wie die Frauen hinter ihr. 

Das Kleid schmiegte sich eng an ihren Oberkörper und war nach einem bestimmten Muster bestickt mit glänzenden, weissen Perlen. Die Ärmel reichten ihr bis zum Ellbogen und waren enganliegend, aber nicht steif, sondern angenehm elastisch. Der Rock reichte bis zum Boden und war mit glitzernden Federn und oxidfarbenen Edelsteine geschmückt worden. Um den Hals trug sie immer noch ihre Halskette mit dem selbst erschaffenen Anhänger, die sie weder zum Schlafen noch zum Duschen ablegte und an ihrem rechten Handgelenk schlängelte sich ein silberner Armreif. Nur mit den Schuhen hatte sie immer noch Probleme: Diese waren noch höher, als das Paar, das Taylor ihr gekauft hatte. "Das ist bestimmt zehn Zentimeter Absatz!", dachte Ria, aber irgendwie schaffte sie es doch in denen zu laufen - auch wenn es ihre ganze Konzentration erforderte. Sie hatte sich noch eine schwarze, venezianische Maske aufgesetzt, die mit silbernen Glitzer verziert worden war. Als hätte Zehanna von der Maske gewusst - vielleicht hatte sie das ja auch - hatte sie nur Rias Wangen, Nase und Kinn geschminkt. Natürlich wieder als Totenkopfmädchen, zu Ehren des Persephone-Tags. Die Lippen schimmerten weiss, als hätte sie den Mond geküsst. Ihre Haare fielen in sanften Locken und auf ihrem Haupt thronte Taylors Blumenkranz. Erst jetzt erkannte sie, nach was für einem Muster die aufwendige Verzierung an ihrem Kleid angebracht worden war. Mit der Maske, der Schminke und dem Kleid sah Ria das Skelett eines Schwanes sehr ähnlich.
"Bei allen Schattenwesen!" stiess Ria hervor.
"Gefällt es dir?", fragte Iliosea grinsend.
"Gefallen ist die Untertreibung des Jahres!", sagte Zehanna. "Guck sie dir an: Sie verliebt sich glatt in sich selbst!"
Daraufhin musste Ria kichern.

(An alle Erdlinge: Ihr kennt bestimmt der Schwarze Schwan, das Gegenstück von Odette? Das sollte sie darstellen.)

Im Raum nebenan klingelte die Eingangsglocke und Iliosea huschte schnell davon, um zu sehen, wer es war. Zehanna setzte sich auf den Stuhl neben dem Spiegel. "Darf ich dich um eines bitten?", fragte sie leise.
Erstaunt sah Ria sie an und nickte leicht verwirrt. "Natürlich!"
"Egal, was Taylor dir antun wird", sagte die Stylistin zögerlich. "Brich ihm bitte nicht das Herz. Manchmal... Na gut, oft weiss er nicht, was genau er mit seinem Verhalten anderen antut, verstehst du?"
"RIA!", rief Iliosea in dem Moment, als Ria etwas fragen wollte. Zehanna sprang auf. "Bitte versprich es mir", flüsterte sie und Ria vollkommen perplex nickte nur. Die Stylistin lächelte. "Komm, er wartet bestimmt auf dich." Und dann verschwand auch sie. Ria blickte noch einmal in den Spiegel, wo sie der tote, schwarze Schwan anblickte, die aquafarbenen Augen wirkten auf mysteriös. Dann raffte sie ihren Rock und lief ebenfalls nach nebenan, wo sie die aufgeregten Frauen mit Taylor auf Spanisch sprechen hörte. 
Da sie auf ihre Füsse in den Mörderschuhen achtete, sah sie nicht, wie Taylor sie anstarrte. In seinem Anzug, der Caesar Flickermann aus den Hunger Games, wie ein blasser Farbklecks darstellte, sah er aus, wie Hades selbst. "Ella es la más hermosa de todos los cisnes negros del inframundo" sagte er, während Ria immer noch mit ihren Schritten beschäftigt war.
"Eh, was?", fragte Ria, als sie bei seinen Worten aufblickte. Iliosea strahlte und Zehanna übersetzte: "Er sagte: Sie ist die Schönster aller schwarzen Schwäne der Unterwelt." Ausnahmsweise war Ria nicht die Einzige, unter ihrer Schminke knallrot wurde.   

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Heyyo^^

Tut mir leid, dass ich lange nicht mehr updatet habe.

Falls die Übersetzung nicht stimmt: Naja, es war Google XD

Passt auf euch auf!

XO Totenkopfmädchen

Die Chroniken der SchattenwesenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt