1. Kapitel

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Harry's P.O.V.

In dem Moment, in dem ich das Flugzeug betrat, fiel der ganze Stress der letzten Monate von mir ab. Ich schloss kurz die Augen und in meinem Körper breitete sich ein Gefühl des Glücks aus. Dadurch wurde mir schwindelig und schnell machte ich die Augen wieder auf, um mich auf meinen Platz zu setzen. Ich ließ mich auf den Sitz fallen, lehnte den Kopf an die Rückenlehne und ließ den Blick über die Decke gleiten. Niall setzte sich neben mich. „Ich glaube, das ist das erste Mal, dass wir ein Flugzeug betreten ohne zu irgendeinem Konzert zu fliegen oder so. Keine Nervosität, kein Druck, keine Pläne, die uns jeden einzelnen Schritt vorschreiben. So könnte es immer sein“, sagte er und lachte. Ich lächelte Niall an. „Zwei Monate Ruhe“, bestätigte ich zufrieden.

„Denkst du“, rief Louis zwei Reihen vor uns, der unser Gespräch mitgehört hatte. „Du hast vergessen, dass ich auch dabei bin, Styles.“ Er grinste mich herausfordernd an. „Ach halt die Klappe, Tomlinson!“ Ich machte, als würde ich ihn erschießen, und Louis fiel dramatisch von seinem Sitz auf den Boden. Niall grinste und wollte seinen Rucksack hochheben, doch er verharrte mitten in der Bewegung und verzog das Gesicht. „Alles okay, Niall?“, fragte ich und hob den Rucksack für ihn hoch. Er nickte und setzte sich vorsichtig wieder gerade hin. „Ist schon gut“, sagte er, „das war nur, weil ich den schweren Rucksack hochheben wollte.“ Ich musterte ihn besorgt von der Seite. Niall hatte sich immer noch nicht von dem Unfall vor drei Wochen erholt. Oder wie man diesen Vorfall auch immer nennen sollte. Ich glaube es wurde noch kein Wort erfunden für Situationen, in denen man von seinen völlig verrückten Fans fast totgetrampelt wurde. Niall hatte von diesem Vorfall jedenfalls nicht nur körperliche Verletzungen davongetragen. Er hatte schon vorher Angst vor großen Menschenmassen gehabt und fühlte sich schnell bedrängt, aber jetzt traute er sich gar nicht mehr vor die Tür und es endete jedes Mal in Tränen, wenn er gezwungen wurde, durch die Mengen von Fans zu gehen.

Nialls Unfall hatte uns allerdings nicht die einzigen Negativschlagzeilen in den letzten Wochen eingebracht. Während einem riesigen Konzert, vor Tausenden von Zuschauern, war ich plötzlich mitten auf der Bühne zusammengebrochen und hatte es nicht mehr geschafft, aufzustehen. Der Geräuschpegel, den die kreischenden Mädchen verursachten, hatte sich in dem Moment, in dem ich zusammenbrach, außerdem so drastisch erhöht, dass ich gar nichts mehr mitbekam. Ich hatte das ganze darauf schieben wollen, dass ich gestolpert war und dass ich sowieso erkältet gewesen war, aber ich konnte keinem etwas vormachen. Mein Zusammenbruch war ein Resultat völliger Erschöpfung.

Und genau deshalb saßen wir jetzt im Flugzeug, auf dem Weg nach Amerika, wo wir zwei Monate lang ganz alleine und komplett abgeschottet in einem kleinen Ferienhaus verbringen würden. Das Management hatte zwar mit allen Mitteln versucht, diesen Urlaub zu verhindern, doch durch den Druck diverser Psychologen und den Schlagzeilen in Zeitungen auf der ganzen Welt mussten sie letztendlich akzeptieren, dass wir dem, was sie uns zumuteten, nicht auf Dauer standhalten konnten.

„Bereit für zwei wundervolle Monate, Niall?“, fragte ich grinsend und drehte den Kopf zu ihm. „Kann losgehen!“, antwortete Niall und kurze Zeit später fuhr das Flugzeug los und hob ab, dem blauen Himmel entgegen.

Louis P.O.V.

Nach einer halben Stunde im Flugzeug wurde mir langweilig. Ich wusste, dass bei der Zwischenlandung in New York meine Freundin Eleanor dazukommen würde, die gerade Verwandte in Amerika besucht hatte. Aber bis dahin war es hier einfach sterbenslangweilig. Seufzend drehte ich mich um und beobachtete die anderen. Direkt hinter mir saß Zayn mit Perrie und sie hörten gemeinsam Musik. Auf der Bank dahinter saßen Harry und Niall, und Liam saß neben Paul, unserem Bodyguard, der uns noch nicht einmal im Urlaub alleine lassen durfte. Mein Blick blieb am schlafenden Niall hängen und ich beschloss, ihn ein bisschen zu ärgern. Ich schnappte mir die Wasserflasche aus meinem Rucksack und stand auf. Dann schlich ich grinsend zu Niall. Zayn schien meine Absicht zu durchschauen und zog eine Augenbraue hoch. „Lass die Leute in Frieden, Louis“, sagte er und zog die Augenbrauen hoch, aber ich lachte nur. Dann drehte ich mich leise zu Niall, öffnete die Wasserflasche und schüttete sie ihm über den Kopf, während ich schrie: „Niall, wach auf, verdammt, sie kommen, sie holen uns, WIR WERDEN ALLE STERBEN!“ Niall zuckte zusammen fuhr aus dem Schlaf hoch. „Was?“, fragte er panisch. Ich fiel vor Lachen auf den Boden und Zayn und Perrie drehten sich genervt um. Harry, der von dem Krach wach geworden war, sagte zu Niall: „Es ist nichts passiert, Niall, Louis will sich nur mal wieder unbeliebt machen.“ Er wollte mir einen bösen Blick zuwerfen, konnte sich ein Grinsen aber nicht verkneifen. „Setz dich wieder hin, Lou“, sagte er dann im Kommandoton, und da in dem Moment eine Stewardess kam, um zu gucken, was hier los war, hörte ich ausnahmsweise auf ihn und flüchtete auf meinen Platz. Sobald ich auf meinem Sitz saß, wurde mir aber wieder langweilig und daher stand ich wieder auf, lief zu Liam und Paul und quetschte mich zwischen sie. „Habe ich euch schon die unglaublich lustige Geschichte von...“, fing ich an, kam aber nicht weiter. „Lou“, unterbrach mich Liam und sah mich leidend von der Seite an. „Wir haben jetzt keine Lust auf deine Geschichten. Jeder außer dir in diesem Flugzeug ist müde!“ „Mir egal, dann schlaf halt, während ich dir die Geschichte von dem Schwein, das aus Versehen ein Pupskissen gegessen hat, erzähle“, sagte ich und machte es mir gemütlich. Liam verdrehte die Augen und Paul lachte. „Erzähl deine Geschichte, Louis, aber danach nervst du bitte jemand anderen“, sagte er und ich grinste zufrieden.

Leider kam kurze Zeit später wieder eine Stewardess und sagte mir mit bösem Blick, ich solle mich benehmen und mich auf meinen Platz setzen. Was ich auch tat und für den Rest des Flugs hatte ich furchtbare Langeweile. Ich hampelte auf meinem Sitz herum und versuchte, die anderen Leute möglichst wenig zu nerven, aber trotzdem sahen sie immer wieder zu mir herüber und fragten sich wahrscheinlich, warum ich nicht stillsitzen konnte. Aber ich war so aufgeregt!

Ich freute mich so sehr auf diese zwei Monate mit Eleanor und meinen besten Freunden, auch wenn das Management uns immer wieder gesagt hatte, dass die Auszeit ihre Marketingpläne vollkommen durcheinanderbringen und unserer Karriere erheblich schaden würde. Aber wir waren leider auch nur normale Menschen. Ich hatte Bilder von dem Haus gesehen, in dem wir wohnen würden. Es befand sich im Wald, etwas abseits von einem kleinen Dorf, das fast niemand kannte, und so wurden wir optimal vor Paparazzi oder verrückten Fans geschützt. Keiner wusste, wo wir waren. Es fühlte sich an, wie … Freiheit! Ich lächelte, und als die Durchsage kam, dass wir uns bitte anschnallen sollten, fing mein Herz wie wild an zu klopfen. Endlich! Wir kommen, Amerika!

Als wir in das zweite Flugzeug für diesen Tag stiegen, waren alle schon etwas mitgenommen von der langen Reise. Alle, außer Eleanor und mir. Es war so schön gewesen, sie endlich wieder zu sehen, und sie hatte ein geweint, was mich, zugegeben, sehr zufrieden machte. Jetzt hielt sie meine Hand und erzählte mir aufgeregt von ihren Erfahrungen in Amerika und wie sehr sie sich auf den anstehenden Urlaub freute. Als wir uns auf unsere Plätze setzten, beugte sich Harry nach vorne und sagte zu Eleanor: „Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie froh ich bin, dass du jetzt da bist. Auf dem Flug hierher hatte Louis Langeweile ohne dich und hat deshalb alle Leute im Flieger furchtbar genervt. Wahrscheinlich denken jetzt alle, er ist hyperaktiv oder so, jedenfalls hat er sich benommen, wie ein kleines Kind!“ Eleanor grinste und sagte dann zu mir: „Jetzt bin ich ja da. Also wenn du Hilfe brauchst, ich helfe dir gerne, Liam zu verarschen, der hat letztes Mal Salz in meinen Tee gekippt!“ Sie verzog das Gesicht. Harry seufzte resigniert und ich lachte. Dann nahm ich Eleanor in den Arm und flüsterte in ihre Haare: „Okay, aber zuerst bleiben wir hier auf unseren Plätzen und du erzählst mir alles, was ich noch nicht weiß. Zum Beispiel, ob du in den letzten Wochen auch etwas anderes als Fastfood gegessen hast.“ „Hey!“, Eleanor lachte. „Meine Tante ist zwar Amerikanerin, aber...“ „Ja, ist schon gut“, grinste ich, „aber dass eins klar ist: wenn ich in Amerika bin, werde ich massenweise Fastfood essen!“

Von einem verrückten Sommer, fünf wundervollen Idioten und einer Menge ChaosWo Geschichten leben. Entdecke jetzt