27. Kapitel

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 Louis P.O.V.

Als ich in meinem Zimmer ankam, tat es mir schon wieder leid, dass ich Harry so angeschrien hatte. Aber es machte mich fertig, wenn er sich selber so runtermachte und sich noch nicht einmal helfen lassen wollte. Ich schloss meine Zimmertür und lehnte mich von innen dagegen. Ich musste wieder hinuntergehen und mich bei Harry entschuldigen. Es brachte ihm gar nichts, wenn er auch noch wegen mir traurig sein musste. Dafür war ein bester Freund nicht da. Also drehte ich mich um und machte meine Tür wieder auf, um mich auf den Weg nach unten zu machen.

Das war allerdings gar nicht nötig, denn in dem Moment kam Harry die Treppe hinauf gerannt. Mit tränenüberströmtem Gesicht. Im ersten Moment wusste ich nicht, was ich tun sollte, und Harry drückte sich unsanft an mir vorbei und schlüpfte in sein Zimmer. Bevor er jedoch die Tür schließen konnte, hatte ich blitzschnell den Fuß dazwischen geschoben und die Tür schwang wieder auf. Harry starrte mich böse an, was ihm mit seinen verweinten Augen allerdings nicht sonderlich gut gelang. „Setz dich hin“, sagte ich und schob Harry ins Innere seines Zimmers. Er wehrte sich nicht, ließ sich von mir zu seinem Bett schieben und sah zu, wie ich zur Tür ging und sie schloss. „Setz dich“, sagte ich nochmal, und als Harry sich nicht bewegte, drückte ich ihn sanft auf sein Bett. Er starrte mich nur an und versuchte krampfhaft, die Tränen zurück zu halten. Ich setzte mich neben ihn und sah ihn einfach an. Versuchte herauszufinden, wie man an ihn herankommen konnte. Harry erwiderte meinen Blick, aber nach einer Weile sah er zu Boden. „Ich weiß auch nicht, wieso ich es mir immer so schwer mache“, flüsterte er und eine Träne lief über seine Wange. Ich versuchte, den Kloß in meinem Hals hinunter zu schlucken, aber es gelang mir nicht. „Es macht mich so traurig, wenn du so bist“, sagte ich mit erstickter Stimme und Harry schlang seine Arme um meinen Hals und klammerte sich an mich. Ich legte die Arme um seinen Rücken und versuchte, ihn zu beschützen, obwohl ich wusste, dass ich das nicht konnte. „Wir haben dich alle so lieb“, murmelte ich und Harry schluchzte. Dann sagte keiner mehr etwas, und das war auch nicht nötig. Nach einer Ewigkeit ließ Harry mich los und lehnte sich mit dem Rücken an die Wand, und ich setzte mich neben ihn. Erschöpft lehnt er seinen Kopf an die Wand und fuhr sich mit den Händen über das Gesicht. „Es wird alles wieder gut, Harry. Wie du selber gesagt hast, das Leben geht weiter. Du musst es nur irgendwie zulassen“, sagte ich und Harry nickte zögernd. „Weiß ich doch“, murmelte er und ich lächelte. Das hörte sich schon ganz anders an als das, was er eben im Wohnzimmer von sich gegeben hatte. Harry richtete sich auf und setzte sich vor mich. „Ich will nicht mehr so traurig sein, Louis“, sagte er und ich lächelte ihn liebevoll an. „Keine Sorge, dafür werde ich sorgen“, sagte ich und Harry lächelte auch. Er setzte sich wieder neben mich und mir kam eine Idee. „Hey, Harry, bereit für eine Schocktherapie?“, fragte ich und Harry sah mich fragend an. „Schocktherapie für was?“, fragte er und ich sagte: „Dafür, dass du es viel zu ernst nimmst, was die Leute über dich schreiben.“ Er sah mich misstrauisch an. „Weiß nicht...“, sagte er, aber ich zog schon mein Handy aus der Hosentasche und machte die Kamera an. „Was wird das?“, fragte Harry. Ich grinste nur und hielt das Handy so hoch, dass ich uns selbst fotografieren konnte. Dann legte ich meinen Arm um Harry. „Lächeln“, befahl ich ihm und er lächelte wie auf auf Knopfdruck. Das konnte er wirklich gut. Ich rutschte ein wenig näher an ihn heran, und in dem Moment, in dem ich abdrückte, gab ich ihm einen Kuss auf die Wange. Harry erschrak, aber das Foto war schon gemacht. „Was tust du?“, fragte er lachend. Ich grinste nur. „Siehst du gleich“, sagte ich und Harry beobachtete, wie ich Twitter öffnete. „Du willst das...?“, fragte Harry an und ich nickte. Und dann hatte ich das Foto schon auf Twitter veröffentlicht. Harry starrte mich fassungslos an. Ich musste lachen über seinen Gesichtsausdruck. „Wir können so was nicht machen, dann gibt es gleich wieder Schwulengerüchte“, sagte er und ich warf ihm einen selbstgefälligen Blick zu. „Ganz genau“, sagte ich und lehnte mich zufrieden zurück. Harry verzog die Lippen zu einem Schmollmund. „Was ist?“, fragte ich und er sagte: „Das ist also die Schocktherapie?“ Ich nickte und er musste ein bisschen grinsen. „Ich werde mir aber nicht die Kommentare durchlesen müssen?“, fragte er und ich sagte: „Natürlich musst du das!“ Harry seufzte. „Ich wusste, ich würde deine Therapie nicht mögen“, meinte er und ich lachte. „Zu spät“, sagte ich nur. Und dann warteten wir.

Von einem verrückten Sommer, fünf wundervollen Idioten und einer Menge ChaosWo Geschichten leben. Entdecke jetzt