25. Kapitel

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 Eleanor P.O.V.

Es herrschte Totenstille im Studio. Ich merkte, wie ich unwillkürlich die Luft angehalten hatte. Keiner gab einen Laut von sich, als Niall seine Rede beendete. Ich saß mit Perrie und Sophia am Rand des Studios, vor den Kameras versteckt, wo auch Paul seinen Platz hatte. Alle starrten Niall an und der Interviewer sah ein wenig überrumpelt aus, denn das war nicht geplant gewesen. Irgendwann stand Louis auf und sagte: „Danke, Niall. Ich glaube, er hat uns gerade allen aus der Seele gesprochen.“ Dann fing er an zu klatschen und das Publikum fiel in seinen Applaus ein. Irgendwann applaudierten alle, und manche standen sogar auf. „Na siehst du, Niall, du bekommst sogar Standing Ovations“, rief Louis und alle lachten. Zayn legte einen Arm um Niall und drückte ihn an sich. Nialls Wangen waren leicht gerötet und er sah etwas erschöpft aus, aber er grinste. Louis lächelte vor sich hin, und sein Blick zeigte, dass er extrem zufrieden mit dem Verlauf des Interviews war. Ich musste grinsen. Es würde mich nicht wundern, wenn er das Ganze angezettelt hatte. Ich bemerkte, wie Paul, der neben mir saß, fast vor Anspannung zu platzen schien. „Warum können sie nicht einmal tun, was man ihnen sagt...“, flüsterte er vor sich hin. „Gib es zu, Paul, du bist stolz auf unserer Jungs“, sagte Perrie lachend. Paul wandte den Blick nicht von der Bühne ab. „Sie werfen das komplette Konzept über den Haufen. Wir hatten genau geklärt, was sie zu sagen haben“, murmelte er durch zusammengebissene Zähne. Währenddessen hatte der Interviewer wieder den Faden gefunden. „Danke für diese … anschauliche Erklärung eurer Lage“, sagte er und rutschte unruhig auf seinem Stuhl herum. „Ja, die Leute in Talkshows sind immer äußerst beglückt, wenn ihre Gäste für Gesprächsstoff in den Medien sorgen“, warf Louis mit ernstem Blick ein und dem Interviewer blieb der Mund offen stehen. Ich sah, wie Harry grinste. Harry grinste! Das war ein sehr erfreulicher Anblick. Paul war weniger beglückt. Er rieb sich nervös die Schläfen und Louis lehnte sich betont langsam zurück und verschränkte die Arme vor der Brust. „Hör auf, so provokant zu gucken“, zischte Paul, aber Louis konnte ihn natürlich nicht hören. Ich grinste in mich hinein. Das war Louis, wie er leibt und lebte. Einen Moment herrschte Stille im Studio und ich wusste, dass genau das Louis' Absicht gewesen war. Den Interviewer aus dem Konzept zu bringen. Und, nicht zu vergessen, das Management zu ärgern. Natürlich. Der Interviewer atmete einmal tief durch, dann sagte er: „Ich würde vorschlagen, da nun offenbar alles gesagt ist, machen wir weiter im Programm. Lasst uns über dieses höchst interessante Foto reden, das von Harry aufgetaucht ist.“ Augenblicklich spannte sich Harrys Gesichtsausdruck an. Es war wieder mucksmäuschenstill im Studio. Alle Blicke waren auf Harry gerichtet, der sich schon im Voraus vor dieser Frage gefürchtet hatte. Es kam mir vor, als hielte die Menschenmasse zum zweiten Mal an diesem Tag den Atem an, während Harry langsam den Mund aufmachte, nur um dann in sich zusammenzusinken. Er schüttelte den Kopf und hielt den Blick gesenkt. Die Spannung stieg immer weiter, jeder beobachtete, wie Harry zitternd Luft holte und dann sagte: „Das Foto zeigt, wie ich eine Freundin umarme. Es tut mir leid, das zu sagen, aber ich denke, selbst Harry Styles ist es erlaubt, seine Freunde zu umarmen.“

Alle warteten, dass er mehr sagte, aber er schwieg. „Eine Portion weniger Sarkasmus, bitte“, murmelte Paul und schaute angespannt zur Bühne. „Nun, wer genau ist auf dem Foto zu sehen und wieso weint diese Person?“, hakte der Interviewer nach. Harry stieß langsam die Luft aus, dann sagte er: „Ich wüsste nicht, was Sie das angeht.“ Paul neben mir war einem Nervenzusammenbruch nahe. Die Jungs benahmen sich nicht, wie sie es hätten tun sollen. Auch der Interviewer schien so langsam überfordert mit der Situation, denn er rieb sich die Schläfen und schloss kurz die Augen, bevor er sagte: „Aber einen kleinen Hinweis...“ „Lass ihn in Ruhe, er hat nichts getan, dass Sie ihn so quälen müssen“, zischte Louis wütend und der Interviewer zuckte zusammen. Harry reagierte gar nicht, aber die anderen drei warfen Louis erschrockene Blicke zu. Der Interviewer bedachte Louis mit einem Blick, der nicht unbedingt Zuneigung ausdrückte, und wandte sich dann wieder an Harry. „Gut, dann eben nicht. Dann darfst du mir aber die nächste Frage beantworten: Wie läuft euer Urlaub im Allgemeinen? Könnt ihr ihn genießen?“ Harry ließ sich Zeit, zu antworten. Er starrte den Interviewer eine Weile einfach nur an, während die Jungs neben ihm nervös wurden. Immerhin bekam er gerade praktisch Salz in die Wunde geschüttet. Irgendwann sah er aber auf und sagte in seiner ruhigen, sachlichen Art: „Wissen sie, manchmal meint es das Leben, oder die Menschen, mit denen man zu tun hat, nicht gut mit einem. Manchmal wird man sehr verletzt, und man hat das Gefühl, man hätte alles verloren. Dabei stimmt das nicht. Das Leben geht weiter, jedenfalls das, was um einen herum passiert. Die eigene Welt steht für einen quälend langen Moment still und will einen nicht aus dieser scheußlichen Situation befreien. In so einer Lage befinde ich mich gerade. Leider bin ich noch nicht so weit, zu glauben, dass das normale Leben irgendwann weitergeht, und deshalb geht es mir nicht besonders gut. Aber trotzdem, danke der Nachfrage.“

Von einem verrückten Sommer, fünf wundervollen Idioten und einer Menge ChaosWo Geschichten leben. Entdecke jetzt