12. Kapitel

327 19 0
                                    

 Harry P.O.V.

Am Nachmittag ging Stella mit Zayn und Niall in den Wald. Ich lag auf meinem Bett und dachte nach. Die Jungs redeten nicht mehr mit mir, also hatte ich meine Schwester angerufen und mit ihr ein bisschen über dies und das geredet. Ich hatte den Streit nicht erwähnt, wahrscheinlich hatte ich ihn für einen Moment vergessen wollen. Jetzt lag ich allerdings hier und musste wieder darüber nachdenken. Warum war ich nur so ausgerastet? Natürlich stritten wir uns öfter mal, wir waren immerhin 24 Stunden am Tag zusammen, aber normalerweise waren es Kleinigkeiten. Jetzt aber, wo wir ein bisschen auf Abstand waren mit unserem Job und dem ganzen Trubel dort, kam alles in mir hoch, was ich so sorgfältig hatte verdrängen wollen. Jetzt, wo ich Zeit zum Nachdenken hatte, hielt ich es nicht mehr aus, so wie es war. Ich hatte irgendjemandem sagen müssen, wie ich mich fühlte. Dass das so geschehen würde, hatte ich nicht gewollt, aber die anderen hätten ja wenigstens ein bisschen Verständnis haben können. Keiner von ihnen war dumm und sie wussten ganz genau, dass die Medien mich gerne von den anderen Jungs abgrenzten. Ich stand langsam von meinem Bett auf und sah aus dem Fenster. Eine Weile stand ich so da, als es plötzlich an meiner Tür klopfte. Ich drehte mich nicht um, aber einen Moment später hörte ich wie die Tür auf und wieder zu ging. „Hey, wie geht es dir?“, hörte ich Louis vorsichtig fragen. Ich wollte eigentlich gerade niemanden sehen, drehte mich letztendlich aber doch um und setzte mich neben Louis, der auf meinem Bett Platz genommen hatte. „Mir geht’s gut, warum? Interessierst du dich etwa plötzlich dafür?“, fragte ich schnippisch, fühlte mich aber miserabel dabei. Louis seufzte. „Harry, es tut mir leid, wie es heute Morgen gelaufen ist. Aber es war nicht nur unsere Schuld, du hättest uns nicht so anschreien müssen. Immerhin können wir nichts dafür.“ Ich schluckte. Er hatte leider Recht. „Es … es tut mir leid“, murmelte ich. Louis schwieg. „Weißt du, Louis, ich habe das alles so lange für mich behalten. Ich wollte niemanden damit belasten und wenn es jemand von der Zeitung mitbekommen hätte, wären wieder doofe Schlagzeilen aufgetaucht, dass Harry Styles sein tolles Superstarleben nicht genug wäre“, ich atmete tief durch. „Aber heute Morgen ist es einfach so rausgekommen, ich wollte euch gar nicht beleidigen. Glaub mir. Ich … wollte einfach mal die Wahrheit sagen.“ Louis lächelte. „Schon gut. Ich kann das verstehen, auch wenn du mir das jetzt nicht glaubst. Und die anderen können das auch. Aber wenn dir etwas so sehr zu schaffen macht, dann kannst du uns das doch sagen! Es wäre doch scheiße, wenn dir unsere Band keinen Spaß mehr machen würde wegen so einer blöden Sache. Und selbst wenn wir dein Problem nicht verstanden hätten, wir sind groß genug, um die Meinung anderer Leute zu akzeptieren, es wäre dir also gar nichts passiert. Du hättest nur mit uns reden müssen!“ Mir kamen Tränen in die Augen. Louis sah mich besorgt an.„Hey, es ist alles okay, Harry!“, flüsterte er und nahm mich in den Arm und nun musste ich richtig weinen. Wenn mich heute irgendjemand gesehen hätte, hätte er mich für eine furchtbare Heulsuse gehalten. Aber wie gesagt, ich hatte hier eindeutig zu viel Zeit zum Nachdenken, und das wirkte sich leider auf meine Nerven aus. Louis ließ mich wieder los. „Wir haben hier noch so viel Zeit! Bis wir zu Hause sind, kriegen wir das wieder auf die Reihe. Vertrau mir, oder hat Louis Tomlinson je etwas nicht hinbekommen?“ Ich musste lachen. „Kein Kommentar“, sagte ich und Louis warf mir ein Kissen an den Kopf. In dem Moment hörten wir Perrie und Zayn in den Flur kommen. „Ist ja schön, dass ihr euch so gut versteht, da könntest du ja glatt vergessen, dass deine Freundin auch noch da ist!“, hörten wir Perries aufgebrachte Stimme. Zayn stöhnte. „Jetzt mach doch nicht so ein Drama, wir waren nur kurz im Wald, immerhin kann man hier sonst nichts machen. Keine große Sache, okay?“ Perrie schnaubte und knallte die Tür. Einen Moment war es still. „Zicke“, hörte wir Zayn dann murmeln, bevor er wieder nach unten lief. Louis und ich wechselten einen Blick. „Perrie ist jetzt aber nicht ernsthaft eifersüchtig, weil Zayn mit Stella im Wald war?“, fragte Louis ungläubig. Ich zuckte die Schultern. „Und Niall war ja außerdem auch noch dabei“, bemerkte ich und Louis nickte. „Wo ist eigentlich Eleanor?“, fragte ich und Louis zuckte die Schultern. „Weiß ich gar nicht. Ich glaube, ich gehe sie mal suchen, vielleicht hat sie ja Lust auf einen Spaziergang“, meinte er und stand auf. Als er schon fast bei der Tür war, drehte er sich noch einmal um. „Und übrigens, Harry?“, fragte er. „Ja?“ „Du kannst dich noch an unser Gespräch vor Kurzem erinnern? Als ich dir versprochen habe, dich zu verkuppeln? Ich denke, jetzt wäre der richtige Zeitpunkt dafür.“ Er grinste. „Louis …“, ich warf ihm einen hoffentlich sehr genervten Blick zu, aber er ignorierte es. „Vor allem, wo wir ein hübsches Mädchen im Haus haben …“, sagte er provozierend. Ich stand auf und warf ihn aus meinem Zimmer. Aber trotzdem musste ich irgendwie lächeln.

Zayn P.O.V.

Beim Abendessen herrschte ein wenig angespannte Stimmung. Einerseits, weil der Streit mit Harry immer noch zwischen uns stand, zum größten Teil aber, weil ich mich mit Perrie gestritten hatte und sie sich weigerte, zum Essen zu kommen. Keiner fragte mich, wieso wir uns gestritten hatten, und darüber war ich froh. Perrie hatte sich furchtbar aufgeregt, dass ich mit Stella und Niall in den Wald gegangen war. Ich verstand das Problem nicht, ich war gerade monatelang auf Tour gewesen und hatte so viele Mädchen getroffen, ohne dass sie sich Sorgen gemacht hatte. Aber auf Stella war sie aus irgendeinem Grund eifersüchtig. Ich hatte sie sich einfach aufregen lassen und gehofft, dass sie sich wieder beruhigte, aber das hatte sie noch wütender gemacht. Genervt schob ich mein Essen von einer Seite des Tellers auf die andere. „Iss etwas, Zayn. Du kannst es gebrauchen“, befahl Paul mir und ich steckte mir gehorsam eine Gabel mit Essen in den Mund. Schweigend beobachtete ich die anderen. Langsam entspannte sich die Situation, als sie merkten, dass Harry wieder normal war. Wir waren heute Morgen alle etwas geschockt gewesen, denn Harry war der ruhigste und beherrschteste Mensch, den man sich vorstellen konnte. Es passte nicht zu ihm, so auszurasten. Er musste wirklich ein großes Problem gehabt haben. Aber offenbar hatte er sich wieder beruhigt. Dafür war Perrie jetzt wütend auf mich. Ich seufzte und vergrub das Gesicht in den Händen. „Alles okay, Zayn?“, fragte Liam mich. Ich ließ die Hände wieder sinken. Alle Blicke waren auf mich gerichtet. „Ja, klar. Ich hab nur keinen Hunger. Ich … geh mal raus“, murmelte ich und ging unter den neugierigen Blicken der anderen nach draußen. Dort setzte ich mich auf eine der Sonnenliegen und versuchte an nichts zu denken. Ich hasste es, wenn Perrie böse auf mich war!

Perrie P.O.V.

Ich lag auf unserem Bett und starrte an die Decke. Unten hielten mich bestimmt alle für eine ganz schlimme Zicke, aber daran konnte ich jetzt nichts ändern. Ich wusste selber nicht, warum ich so wütend auf Zayn war. Wahrscheinlich war ich auch gar nicht wütend auf ihn, sondern auf Stella. Und dafür gab es ebenfalls keinen Grund gab. Aber ich musste leider zugeben, ich war ein bisschen neidisch auf sie. Sie hatte dieses süße Gesicht, das man einfach lieben musste, allerdings nicht auf die Model-Art. Mir war zwar bewusst, dass mir massenhaft Leute schrieben, wie hübsch sie mich fanden, aber ich hatte immer das Bedürfnis, mengenweise Make-Up benutzen zu müssen, bevor ich mir gefiel. Und bei Stella war das einfach anders. Sie hatte ein süßes Lächeln und ein ungewöhnlich anziehendes Funkeln in den Augen. Und außerdem war sie eine Sportskanone und wahrscheinlich auch noch superschlau. Genau so wie ich immer hatte sein wollen. Sie selbst schien sich nicht sonderlich zu mögen, was das Ganze aber nur noch schlimmer machte. Die Jungs schienen sie sehr gern zu haben und ich hatte ja eigentlich auch überhaupt keinen Grund, sie nicht zu mögen. Ich war so ein Idiot. Genervt trat ich mit dem Fuß gegen die Wand. Es gab ein gewaltiges „Rums“ und ich erschrak. Kurze Zeit später kam Zayn die Treppe hoch gelaufen und öffnete, ohne zu Klopfen, die Tür. „Ist etwas passiert?“, fragte er und sah sich im Zimmer um. „Warum sollte etwas passiert sein?“, erwiderte ich genervt. „Weil es hier so gerumst hat. Weißt du was das war?“ Ich verdrehte die Augen. „Keine Ahnung, ist mir aber auch egal. Und jetzt lass mich in Ruhe, Zayn.“ „Komm schon, Perrie, lass uns nochmal darüber reden“, widersprach er, aber ich stand auf, schob ihn aus dem Zimmer und knallte die Tür zu. Am liebsten hätte ich geheult, denn ich wollte nicht gemein zu Zayn sein, aber irgendwie machte mich im Moment alles wütend. Langsam rutschte ich mit dem Rücken an der Tür herab und blieb auf dem Boden sitzen. „Wunderbar. Das hast du mal wieder ganz toll hinbekommen, Perrie“, dachte ich und kniff wütend die Augen zusammen.

Von einem verrückten Sommer, fünf wundervollen Idioten und einer Menge ChaosWo Geschichten leben. Entdecke jetzt