Das Zimmer erstreckte sich über die gesamte Breite des Hotels, wie Herr Mayer mir bereits gesagt und wie ich es im Internet gelesen hatte. Es überraschte mich jedoch, dass es so groß war, denn wirklich viel Geld hatte ich nicht für das Zimmer bezahlt. Wahrscheinlich war der Besitzer einfach nur froh, dass überhaupt Gäste sein Hotel besuchten, nachdem, was die Leute sich über das Gebäude erzählten und hatte die Preise ein wenig gesenkt. Vor dem Fenster, durch das man auf den Hof mit dem prachtvollen Brunnen sehen konnte, stand ein rustikales Doppelbett und auf der gegenüberliegenden Seite, mit Blick auf die bedrohlich wirkende Bergkette, stand ein großes Sofa mit einem Fernseher. Dazwischen befand sich ein Schrank für meine Kleidung und ich bezweifelte, dass ich überhaupt eins von den vielen Fächern mit ihr füllen würde. Neben dem Schrank stand ein Sessel mit einer süßen Stehlampe und gegenüber dem Schrank sah ich einen Schreibtisch aus Holz mit einem passenden Stuhl dazu. Ich fühlte mich sofort wohl und wie zu Hause. Nur die Bergkette machte mir ein wenig Angst, da ich morgen einen dieser Berge zumindest ein Stück erklimmen musste, um die Ruine zu finden.
Ich stellte den Rucksack auf den Sessel neben den Schrank und nahm das Tagebuch meines Ururgroßvaters heraus. Es war in braunes Leder gebunden und hatte vergoldete Seitenränder. Mit dem Tagebuch setzte ich mich an den Schreibtisch. Scheinbar war mein Ururgroßvater doch nicht so verrückt gewesen, denn seine Aufzeichnungen stimmten mit der Geschichte, die mir Herr Mayer erzählt hatte, überein. Und was war, wenn mein Ururgroßvater auch mit den Vampiren Recht gehabt hatte? Ich verwarf den Gedanken sofort wieder. Seit Anbeginn der Zeit wurden sich Vampirgeschichten ausgedacht, aber bisher gab es noch keine lebenden Beweise. Ich lebte im Jahr 2016, da gab es schon mal mit Sicherheit keine Lebendtoten, so wie sie mein Ururgroßvater immer beschrieben hatte. Ich schlug die erste Seite des Tagebuches auf und überflog sie zum gefühlt hundertsten Mal.
13. Januar 1854:
Mein Assistent und ich sind endlich da angekommen, wo wir hin wollten. Wir sind dem Ziel unserer Mission ganz nah. Leider bin ich auf unserer Reise nicht nur einmal vom Weg abgekommen. Zuletzt fand mich mein Assistent völlig zu Eis erstarrt im Schnee, da ich mich verirrt hatte. Ich kam in einem Wirtshaus, dem Hotel am ersten Platz, wieder zu mir. Das Erste, was ich wahrnahm, war jedenfalls der starke Knoblauchgeruch. Da wusste ich, wir sind hier richtig. Außerdem habe ich schon jetzt das Gefühl, dass mir hier alle etwas verheimlichen. Momentan sitze ich in meinem Zimmer und warte auf meinen Assistenten, der sich im Bad aufhält. Weiß der Teufel, was er da tut. Der Wirt hat übrigens eine Tochter mit einer reizenden Gesangsstimme.Die Tochter. Ich hätte schwören können, dass die Frau, die mir über den Weg gelaufen war, genauso wie die Tochter des Wirtes ausgesehen hatte. Aber ich konnte mich natürlich auch irren. Trotzdem bereitete mir irgendetwas ein unwohles Gefühl in der Magengegend. Oder es war nur der Hunger, der sich langsam bemerkbar machte. Mein Blick wanderte zu der Uhr, die über dem Schreibtisch hing. Es war eine alte aus Holz geschnitzte Uhr. Auf ihr war ein Mond hinter den schwarzen Gerippen von Bäumen zu sehen.
Es würde noch zwei Stunden dauern, bis es Abendessen gab. Irgendwie musste ich die Zeit noch rumbekommen, damit ich nicht so sehr an meinen Hunger denken musste. Mir fiel wieder ein, dass ich mir vorgenommen hatte die Stadt zu erkunden. Ich verstaute das Tagebuch sicher wieder in meinem Rucksack, schnappte mir meinen Zimmerschlüssel, schloss die Türe ab und verließ das Hotel.Als ich an der Rezeption vorbeikam, saß Herr Mayer immer noch hinter dem Tresen.
»Gefällt Ihnen Ihr Zimmer?«, fragte er mich.
»Ja, sehr«, antwortete ich. »Ich werde mich jetzt mal ein wenig in der Stadt umsehen, bis es Abendessen gibt.«
»Viel Spaß. Die Stadt ist zwar klein, aber fein«, sagte der Besitzer des Hotels.
Ich lachte und winkte ihm freundlich zu, als ich durch den Flur, zur Türe hinausging.
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Wenn der Mond erwacht (Tanz der Vampire) IN ÜBERARBEITUNG
Fanfiction"Vampire?", fragte Melody. "Das ich nicht lache. Die sind doch bloß eine Erfindung meines Ururgroßvaters in seinen Geschichten. Er war Wissenschaftler. Von seiner letzten Mission kam er völlig verstört zurück und verbrachte den Rest seines Lebens in...