Mein hysterisches Lachen wurde noch hysterischer. »Das glaube ich nicht. Ihr wollt euch einfach nur einen Spaß mit einer unschuldigen Person erlauben.« Wütend ging ich weiter und wurde immer schneller, bis ich rannte. Weg von diesen Irren, raus aus diesem Dorf. Sobald ich im Hotel angekommen war, würde ich meine Sachen zusammenpacken und die Stadt verlassen. Sophie hatte recht gehabt. Zu Hause war ich besser aufgehoben. Der Abend hatte Einzug gehalten. Wohl oder übel würde ich den Nachtzug zurück nach Hause nehmen müssen, solange ich einfach nur aus diesem Kaff fliehen konnte. Ich lief weiter und weiter.
Wieder in der Stadt, beim Hotel angekommen, stieß ich die Eingangstür mit meiner ganzen Kraft auf und ließ sie laut und schwer ins Schloss fallen. Der Rezeptionist vor mir zuckte zusammen. Die Türe hinter der Rezeption, die ich erst jetzt bemerkte, öffnete sich und Herr Mayer trat verwundert heraus.
»Melody, alles in Ordnung?«, fragte er, als er mich sah.
Ich antwortete ihm nicht und stürmte an der Rezeption vorbei zu meinem Zimmer.
»Melody!«, rief Herr Mayer und ich hörte, wie er mir folgte.
Ich nahm meinen Rucksack ab und kramte hektisch nach meinem Zimmerschlüssel. Bevor Herr Mayer mich auf meine schlechte Laune ansprechen konnte, ergriff ich meinen Schlüssel, öffnete meine Türe und schloss sie sofort wieder hinter mir. Wenige Sekunden später klopfte es an meine Zimmertüre.
»Geht es dir gut, Melody?«, fragte der Besitzer des Hotels. »Hat Sie irgendjemand verärgert? Ist im Wald etwas passiert? Haben Sie die Ruine gefunden?«
Ich verdrehte meine Augen und warf meinen Rucksack in eine Ecke des Zimmers. Obwohl ich genervt war, antwortete ich Herr Mayer. Er konnte ja schließlich nichts für die Vorkommnisse. »Mir geht es gut, aber ich möchte mich gerade ungern unterhalten.«
»Verstehe«, ertönte die gedämpfte Stimme des Hotelbesitzers.
Ich wandte mich von der Tür ab und mein Blick wanderte wieder zu meinem Rucksack. Als er auf dem Boden aufgekommen war, hatte er sich geöffnet und das Tagebuch meines Urgroßvaters war herausgefallen. Wütend stürmte ich auf das Buch auf dem Boden zu, hob es auf und schleuderte es erneut ziellos durch den Raum. Es landete auf der Couch und blieb dort reglos liegen. Diese Geschichten können niemals der Wahrheit entsprechen, dachte ich. Das ist einfach nicht möglich. Sophie und Aedan waren wahrscheinlich auch nur abergläubisch, wie die anderen Leute in Bran. Sie müssten mir schon eindeutige Beweise liefern, damit ich ihnen Glauben schenkte. Dann fiel mir ein, dass mein Zimmer ja zwei Fenster besaß. Schnell zog ich die Gardinen zu, damit niemand auf die Idee kam über eines der Fenster mit mir Kontakt aufzunehmen. Frustriert ließ ich mich auf mein Bett fallen und blieb eine Weile dort liegen. Ich döste eine kurze Zeit, bis ich von einem erneuten Klopfen an meiner Tür geweckt wurde.
»Ich habe doch schon gesagt, dass ich nicht reden will«, brummte ich in mein Kissen.
Es blieb still. Zufrieden schloss ich erneut meine Augen, doch ein leises Knacken an der Türe ließ mich hoch fahren und ich wäre fast vom Bett gefallen, denn in meinem Zimmer, nur wenige Zentimeter entfernt von mir, standen Sophie und Aedan.
»Wie seid ihr hier reingekommen?«, fragte ich ungläubig.
»Tja, das ist ein Vorteil eines Vampirs«, erklärte Aedan.
Ich schüttelte den Kopf. »Bitte kommt mir nicht schon wieder mit dem Vampirkram. Ich glaube euch nicht.«
»Es ist aber so«, sagte Sophie. »Wir würden dich niemals anlügen.«
»Habt ihr das nicht schon die ganze Zeit getan?«, warf ich den beiden an den Kopf.
Sophie und Aedan schwiegen.
»Na schön«, ich zuckte mit den Schultern und stand auf. »Dann beweist mir, dass ihr Vampire seid.«
Sophie schluckte schwer. »Okay, aber der Anblick könnte dich verstören.«
Ich lachte. »Da bin ich aber mal gespannt, was so schlimm an euch sein könnte, dass ich es nicht ertragen würde.«
Sophie und Aedan sahen sich an. Dann griff Sophie an ihren Hals und zog das schönste Amulett aus, das ich jemals gesehen hatte. Es hatte einen blutroten Edelstein in seiner Mitte, der im Licht meines Hotelzimmers funkelte, als wäre er lebendig. Aedan griff in seine Hosentasche und zog eine kleine Anstecknadel in Form eines kleinen Sterns hervor. Beide legten die Schmuckstücke auf den Schreibtisch des Zimmers. Zunächst geschah nichts, doch dann veränderten Sophie und Aedan sich und mir stockte der Atem. Aedans und Sophies Haare luden sich in irgendeiner Weise elektrisch auf. Sie sahen plötzlich so aus, als wären beide in einen heftigen Sturm geraten. Ihre Haut wurde immer blasser, bis sie so aussah wie Porzellan. Sophies braune Augen funkelten schelmisch und Aedans grüne Augen wurden so hell wie ein saftiges Frühlingsblatt eines jungen, gesunden Baumes.
»Reicht dir das als Beweis?«, fragte Aedan und lächelte. Spitze, perlweiße Zähne kamen zum Vorschein.
»W...Wie...wie ist das möglich?«, stotterte ich entsetzt. »Was seid ihr?«
»Das sagten wir doch schon«, begann Aedan. »Wir sind Vampire.«
Der Boden unter meinen Füßen begann zu verschwinden. Mir wurde ganz schwindelig. Zunächst sah ich alles verschwommen, dann wurde alles schwarz. Ich spürte nur noch, wie zwei starke Arme mich auffingen, als ich zu Boden sank.
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Wenn der Mond erwacht (Tanz der Vampire) IN ÜBERARBEITUNG
Fanfiction"Vampire?", fragte Melody. "Das ich nicht lache. Die sind doch bloß eine Erfindung meines Ururgroßvaters in seinen Geschichten. Er war Wissenschaftler. Von seiner letzten Mission kam er völlig verstört zurück und verbrachte den Rest seines Lebens in...