7. Kapitel

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Aedan stand von seinem Platz im Restaurant auf und verließ das Hotel. Vor dem Brunnen blieb er stehen und sah zum Hotel zurück. In Melodys Zimmer war kein Licht mehr zu sehen. Das hieß sie schlief bereits. Aedan rieb sich seine müden Augen und wartete dann auf seine Verabredung.

Nach fünf Minuten sah er Sophie in einem weißen langen Kleid auf ihn zukommen. Ihre langen braunen Haare wehten im Wind, der diesen Abend besonders stark wehte. Als sie vor ihm stand, gab Aedan ihr einen Kuss und umarmte sie danach. Er roch Sophies Parfum und verlor sich für einen Moment in dem vertrauten Geruch, der ihn seit einer langen Zeit begleitete. Dann ließ er sie los, trat einen Schritt zurück und betrachtete seine Freundin.

»Was trägst du da für ein Kleid. Das sieht aus wie ein Nachthemd. Haben wir nicht gesagt wir wollen nicht auffallen? Außerdem ist das viel zu kalt.«

»Ich friere nicht«, sagte sie. »Und ich bin auch nicht mehr unerfahrene achtzehn Jahre alt. Ich weiß schon, was ich tue.«

»Theoretisch gesehen bist du wohl noch achtzehn Jahre alt.«

Sophie verdrehte die Augen und wendete sich im stummen Protest ab. Aedan trat wieder auf sie zu und umarmte sie erneut.

»Hast du wenigstens dein Amulett an?«, fragte er.

Sie ließ los. »Klar habe ich das Amulett an. Glaubst du ich gehe ein Risiko ein? Auch wenn es noch so klein ist?« Sophie zeigte Aedan das Amulett mit dem blutroten Rubin, das sie um ihren Hals unter dem Kleid trug. »Siehst du.«

Aedan nickte. »Ich habe nicht an deiner Vernunft gezweifelt. Du warst deinem Alter schon immer voraus. Das hat damals auch schon dein Vater gemerkt.«

»Warum wolltest du mich treffen? Alle denken ich wäre bei deiner Mutter krank im Bett. Wenn mich jemand sieht ... «

»Kahil ist wieder da«, unterbrach Aedan seine Freundin.

Sophie riss erschrocken ihre Augen auf. »Nein«, flüsterte sie. »Das heißt ... er ist auch wieder da.«

Aedan nickte. »Scheinbar schon. Kahil ist sein Diener. Er ist immer da, wo der Graf auch ist.«

»Wie ist das möglich?«

»Frag mich nicht.« Aedan zuckte mit den Schultern. »Es ist einfach nicht möglich den Grafen zu vernichten. Er ist wie ein lästiges Ungeziefer.«

»Weißt du wo er sich versteckt hält?«, fragte Sophie.

Aedan schüttelte den Kopf. »Nein. Bisher noch nicht.«

»Toll«, sagte Sophie und eine Träne rollte ihr die Wange herunter. »Warum werde ich immer mit der Vergangenheit und meinen Fehlern konfrontiert?«

Aedan streichelte Sophie aufmunternd über die Schulter. »Hey. Das ist doch kein Grund zum Weinen. Er hat dich damals gerufen. Seiner Stimme kann man nicht widerstehen.«

»Ich hätte nicht gehen müssen. Es war meine eigene, freiwillige Entscheidung.« Sophie atmete tief durch und blinzelte die Tränen weg, die erneut in ihre Augen stiegen. »Wann hast du Kahil gesehen?«

»Heute Mittag und Nachmittag.«
»Gleich zweimal?«

»Ja und das ist noch nicht mal das Schlimmste. Kahil war blass. Er war zwar schon immer blass, aber so blass wie heute war er noch nie. Scheinbar wurde er verwandelt. Er muss ein Serum für den Tag besitzen. Sonst wäre er schon längst Staub und Asche.«

Sophies Augen wurden noch größer. »Was hat der Graf bloß vor?«

»Ich vermute, er möchte einen neuen Clan aufbauen. Nachdem der alte ... ach du weißt schon.«

Sophie und Aedan schwiegen eine Weile.

»Aber das ist noch nicht alles«, sagte Aedan. »Der Graf hat es auf eine junge Frau abgesehen. Ihr Name ist Melody. Kahils Aufgabe war es anscheinend sie ausfindig zu machen und ihr Vertrauen zu gewinnen, damit der Graf sie rufen kann. Aber das braucht er momentan gar nicht, denn Melody hat vor morgen den Berg zu besteigen und sich die Ruine des Schlosses anzusehen.«

»Was?«, fragte Sophie erschrocken. »Und was ist, wenn der Graf sich dort versteckt?«

»Das wäre nicht gut. Wir müssen verhindern, dass Melody sich morgen auf den Weg dorthin macht. Das Risiko ist zu groß«, sagte Aedan.

»Wenn du bereits ihren Namen kennst, dann musst du sie ja schon kennengelernt haben.«

»Ja, das stimmt.«

»Warum hast du ihr diese schwachsinnige Idee nicht ausgeredet?«, fragte Sophie aufgebracht.

»Weil ... weil«, stotterte Aedan. »Ich weiß auch nicht. Ich war überfordert, aber wir sollten uns um andere Probleme kümmern, denn wenn Kahil mich gesehen hat, dann...«

»...Weiß der Graf bestimmt schon, dass wir hier sind«, führte Sophie Aedans Gedankengang fort.

»Wir stecken in großen Schwierigkeiten, Sophie«, sagte Aedan.

Wenn der Mond erwacht (Tanz der Vampire) IN ÜBERARBEITUNGWo Geschichten leben. Entdecke jetzt