16. Januar 1854:
Die Informationen zu Charles' Tochter habe ich nur am Rande mitbekommen, war ich doch so auf die Bücher konzentriert und als ich mich nur noch einmal zwischen den Regalen umsah, da war mein Assistent auch schon wieder verschwunden. Diesmal lief ich ihm nach und verabschiedete mich schweren Herzens von den vielen Büchern. Ein wahrer Traum für einen Literaturliebhaber wie mich!
Aber mein Assistent ließ mir keine andere Wahl, als die Bücherei zu verlassen. Er durfte nicht alleine durch das Schloss wandeln. Und als ob ich es in diesem Moment nicht geahnt hätte, erwischte ich meinen Assistenten nach geraumer Zeit dabei, wie er mit dem Sohn des Grafens liebäugelte. Ich konnte den Vampir gerade noch mit meinem Regenschirm davon abhalten meinem Assistenten noch mehr anzutun. Zusammen machten wir uns aus dem Staub. Bald würde der große Abendball des Schlosses beginnen, wie mein Assistent mir erzählte. Mein Plan war es uns versteckt unter die Blutsauger zu mischen.
Aedan war schon eine längere Zeit durch die unterirdischen Katakomben gelaufen, bis er bemerkte, dass Sophie ihm nicht gefolgt war. Er wollte gerade zurücklaufen, als er eine altbekannte Stimme hörte. Es war eher eine Art schräger Gesang, der aus der Ferne zu dem Vampir tönte. Hinter der nächsten Ecke ertönten Schritte, die sich näherten. Ein Schatten, der sich vergrößerte, wurde an die Wand geworfen. Dann erschien im Licht der an den Wänden hängenden Fackeln die große Gestalt des blonden Vampirs, der vor so vielen Jahren nur Augen für Aedan gehabt hatte. Der Vampir wich unweigerlich ein paar Schritte zurück und drückte sich in die nächste Nische. Ihm wurde immer unwohl zumute, wenn er an die Konfrontation mit dem Sohn des Grafen zurückdachte.
»Oh, du brauchst dich gar nicht zu verstecken. Ich habe dich längst gesehen, Süßer. Komm raus und lass mich dein Gesicht ansehen«, ertönte die volle Stimme von Hale.
Aedan verdrehte seine Augen, trat dann aber aus der Nische. Mit rasanter Geschwindigkeit näherte sich Hale dem Vampir, blieb dicht vor ihm stehen und entblößte seine Zähne.
»Wie ich sehe, bist du nun auch einer von uns. Dafür ist dann wahrscheinlich Sophie verantwortlich. Wenn du doch sowieso zum Vampir geworden bist, warum hast du mich dich damals nicht beißen lassen?«
»Glaub mir, ich hatte nicht im Geringsten vor ein Vampir zu werden.«
Der Sohn des Grafen hatte sich nicht verändert. Seine Größe hatte er von seinem Vater geerbt und auch das gute Aussehen. Die markanten Gesichtszüge, die hypnotisierenden Augen und die vollen Lippen stachen heraus und zogen viele andere Vampire und definitiv auch Menschen in ihren Bann. Wäre Aedan nicht in Sophie verliebt, würde er Hale tatsächlich als hübsch bezeichnen. So aber herrschte immer diese unangenehme Atmosphäre zwischen den Vampiren, wenn sie sich begegneten. Zumindest empfand Aedan so.
Der Sohn des Grafen dachte ähnlich über den Vampir. So dachte auch er an früher. »Du hast dich wirklich nicht verändert. Vielleicht hast du ein wenig mehr Erfahrung gesammelt und bist nicht mehr ganz so ängstlich. Das war es aber auch schon. Du faszinierst mich immer noch genauso wie früher. Würdest du mir wenigstens heute die Ehre erweisen und mir meine Langeweile nehmen?«
Aedan schüttelte mit zusammengezogenen Augenbrauen den Kopf. »Nein. Ich war gerade dabei diese Katakomben zu verlassen.«
»Aber, das geht doch nicht«, beteuerte Hale und streckte eine Hand nach Aedan aus. Langsam berührte der Sohn des Grafen das Gesicht des Vampirs und fuhr die Wange entlang. Er seufzte lang. »Deine Augen, wunderschön und deine Wimpern erst recht.«
»Du wiederholst dich«, sagte Aedan kalt. »Fällt dir nichts Neues ein? Du hattest doch so lange Zeit dir originellere Anmachsprüche auszudenken.«
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Wenn der Mond erwacht (Tanz der Vampire) IN ÜBERARBEITUNG
Fanfiction"Vampire?", fragte Melody. "Das ich nicht lache. Die sind doch bloß eine Erfindung meines Ururgroßvaters in seinen Geschichten. Er war Wissenschaftler. Von seiner letzten Mission kam er völlig verstört zurück und verbrachte den Rest seines Lebens in...