Sechsundreißig Versprechen

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Ihr Herz, welches eigentlich nicht mehr schlagen sollte, sprang auf und ab.

Der Vampir, dem sie soeben ihre Gefühle gegenüber zum Ausdruck gebracht hatte, schien sich von einer Sekunde auf der Anderen gänzlich verändert zu haben. Er hatte sich urplötzlich angefangen bizarr aufzuführen- und dann befahl er ihr auch noch, so weit wie möglich von ihm fort zu laufen.
Natürlich hatte die junge Vampirin auf ihren Geliebten gehört, vorallem in Anbetracht der Erfahrung, die sie vor wenigen Minuten gemacht hatte. Rasch sprintete sie gen der Villa jenes riesigen Anwesens, um sich in Sicherheit zu bringen. Ihre Füße bewegten sich noch schneller als normalerweise aufgrund des Adrenalinschubes, weshalb es ihr regelrecht so vorkam, als würden ihre Füße den Boden nicht mehr berühren. Die Details des Asphaltes unter ihr konnte sie nur noch verschwommen sehen, ebenso wie Ihre Umgebung, die in einem dunklen Farbengemisch durch ihr Tunnelartiges Blickfeld huschte. Sie dankte dem Himmel, dass sie nicht erschöpfte, wie sie zu Lebenszeiten getan hatte. Ihr Atmen, das sie nur der Stimmungserzeugungswillen durchfuhr, war immer noch gleichmäßig und rhythmisch. Würde ihr Herz nicht derart stark gegen ihre Brustdecke hämmern, das es für sie erschien, als ob es gleich rausplatzen könnte, würde Yui ihr momentanes Bewegen mit einem normalen Spaziergang vergleichen können...

Das riesige Tor öffnend mit beiden Händen, bahnte sie sich einen Weg in das Innere des Gebäudes, indem sie nun Zuflucht suchen wollte. Doch wie ein Blitz, so unvorhergesehen und schlagartig, packte sie ein Gedanke. Was würde aus ihr werden, wenn die restlichen Vampire genau wie Ayato auf den roten Mond reagierten? War sie dann nicht soeben freiwillig in die Höhle des Löwens spaziert, um ihnen einen leckeren Happen zu liefern? Sie hätte sich in jenem Moment aufgrund ihrer eigenen Dummheit erschlagen können- nichtsdestotrotz konnte man es ihr auch nicht verüblichen, da sie irgendwohin flüchten musste. Aber kaum hatte sie sich die eine grundlegende Frage gestellt, so tauchte nun wieder die Nächste auf; wieso übte der Mond dieses Mal so einen Effekt auf die Vampire aus und schwächte sie nicht, wie sonst auch immer? Das viele Denken bereitete ihr große Kopfschmerzen, weshalb sie versuchte einen kühlen Kopf zu bewahren und weiterlief.

,,Eve..."

Eine Welle von Gefühlen jeglicher Art löste sich explosionsartig in ihr aus, als sie eine Stimme in ihrem Kopf vernahm, die nicht die, die ihrer Gedanken war. Doch als sie verstanden hatte, dass sie sich das wahrscheinlich nur eingebildet hatte, atmete sie wieder aus, was für sie wieder zur Gewohnheit geworden war.

Nach endlosem Laufen durch die mit Gemäldern, Pflanzen und Statuen beschmückten Gänge, sah sie endlich schon die Tür zu ihren Räumlichkeiten. Ein ersticktes Seufzen entkam ihren Lippen vor Erleichterung, als sie dann endlich vor ihr stand. Zögerlich spähte sie nach Rechts und anschließend nach Links, um nach möglichen Vampiren Ausschau zu halten, damit sie letztendlich die Türklinke betätigen konnte, ohne sich Sorgen machen zu müssen, dass sie jemand hören würde. Als sie dann endlich- nach einer gefühlten Ewigkeit wieder ihr Zimmer betrat, atmete sie erleichtert aus, um dann anschließend die nächste Überraschung zu entdecken. Auf ihrem rosafarbenen Himmelsbett lag ein lächelnder Kou mit dem Bauch nach unten, vor Euphorie hin und her wackelnden Füßen in der Luft und den Kopf in den Händen gestützt. Wenige Meter von ihm entfernt befand sich auch der zweite Störenfried, der ein Buch über seine übereinandergekreuzten Beine liegen hatte und sich nun von diesem gelöst hatte, um Yuis Ankunft psychisch beizuwohnen. Und dann sah sie noch Azusa und Yuma auf dem Boden genau vor ihrem Schminktisch sitzen. Unsicher ob sie nun lieber flüchten sollte, da die Mukami womöglich auch unter dem Einfluss des Mondes standen, stand sie nun da und rührte sich auch keinen Centimeter von der Stelle. ,,W-Was sucht ihr hier?" Sie ließ Ruki nicht aus den Augen, der sie äußerst genau inspizieren, zu schien. Ein Fluchen entwich ihr kurz darauf, als sie bemerkte, dass man ihre Agitation durch ihre Stimme lesen konnte. Kou, der dies zu bemerken schien, grinste. ,,Wir wollen dir jeden, einzelnen Tropfen deines köstlichen Blutes aussaugen!" Der blonde Vampir grinste sie offensichtlich vergnügt an, nachdem er versucht hatte einen Witz zu reißen. Doch Yui musste hörbar schlucken. Das war nämlich ganz und garnicht humorvoll gewesen. Ihr Herz machte einen Satz, als sie feststellte, dass die Mukami nicht anders als sonst zu sein schienen. Doch zuerst musste sie Gewissheit erlangen.

,,Wieso seid ihr nicht-...?" Yui war kurz davor ihre Frage auszuformulieren, da unterbrach sie Ruki bereits mit einem Zuklappen seines Buches. ,,Hast du dich nicht gefragt, wieso du dich nicht auch noch verändert hast?" Er stieß sichtlich genervt einen Atemzug aus, ehe er fortfuhr. Aus dem Augenwinkel heraus erwartete er irgendein Signal von Yui, doch er musste Seufzen.

,,Du bist offensichtlicherweise kurz von Begriff

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,,Du bist offensichtlicherweise kurz von Begriff..." sich an den Kopf fassend, schloss er unglaubwürdig die Augen. Er hatte wohl noch nie mit Personen von derartigem Verstand wie ihrem zutun gehabt. ,,Wir sind keine Reinblüter. Unsere Kräfte sinken nur gering bei Vollmond." Als wäre es das Selbstverständlichste der Welt, billigte er ihr noch einen enttäuschten Blick. Doch sie verstand nicht. ,,Jedes andere Mal lief immer alles wieder gleichermaßen ab: die Blutdurst steigert sich enorm und man wird schwächer. Wieso dann dieses Mal nicht, Ruki?" Nicht weit entfernt von ihr bemerkte sie, dass Azusa und Yuma miteinander redeten und sie erst garnicht bemerkt hatten. ,,Ich sehe keinen Grund, dir das zu erzählen. Vielmehr wollte ich dich etwas Wichtiges fragen..." Aber Yui gab sich nicht mit so einer Antwort zufrieden. ,,Ich werde nicht darauf antworten, ehe du mir antwortest!" Kou richtete sich neben ihr auf und setzte sich ordentlich auf ihr Bett hin, binnen er unglaubwürdig seine Augenbraue hob. ,,Unser masochistisches Kätzchen scheint eine rebellische Phase durchzugehen. Das ist nicht gut Ruki..." Yui konnte nicht sagen, ob er im letzten Satz wirklich geschmollt hatte oder nicht, doch es schien ihr so zu sein. Sie hielt die Luft an und wartete ab. Wenn er ihr keine vernünftige Antwort auf ihre Fragen geben würde, so würde sie ihm auch ihre verweigern und wenn es etwas Wichtiges war, wie er behauptete, so würde er auch dazu gezwungen sein, ihrem Willen nachzugehen. ,,Mit jeden einzelnen der 12 Vollmonde gerät dein Blut, dass die Sakamaki in sich tragen in Wallung. Die Reaktionen ihrer eigenen Körper auf das Blut der Tochter des Dämonenkönigs, dass ihr durch das Herz von Cordelia implantiert worden ist, erfolgen etappenweise. Sie werden nach jedem einzelnen Mondzyklus stärker, bis sie den 13. Vollenden, welcher am selben Tag seinen Abschluss findet, wie der Ball stattfinden wird." Ruki machte eine lange Pause, ehe er Yui anblickte, um zu determinieren, ob diese ihm folgen konnte oder nicht. Doch sie nickte einfach, damit er fortfuhr. ,,Das Projekt des Apfels des Adams. Es ist ein Experiment, dass der König der Vampire durchführt mit dem Zweck einen anderen Vampir zu finden, der durch dein Blut die Macht erlangt, ihn endlich zu töten." Yuma und Azusa, blickten Ruki schockiert an, da er soeben etwas offenbart hatte, was nicht für Yuis Ohren bestimmt gewesen war. ,,Und was bedeutet das alles?" Sie wollte weniger komplizierte Theorie- einfach Klartext sollte er für sie reden. ,,Das bedeutet, dass dein Blut gerade den Vampir ausfindig macht, der den König der Vampire in den Nether schicken wird, wenn alles..." Ruki schien die passenden Worte finden zu wollen, um auszudrücken, was gerade in seinem Kopf abgespielt wurde. ,, ...alles fehlerfrei läuft." Schließlich schaffte er es doch noch, den Satz zu beenden- aber das mit einem Unterton, den Yui ganz und garnicht gefiel...

,,Wenn alles fehlerfrei läuft?" Sie blickte Kou an, dessen Miene sie aus dem Augenwinkel perfekt erkennen konnte. ,,Es ist ein Experiment von einem König, der gerne mal Wissenschaft mit Spaß vereint~" Das rechte Auge des Blondhaarigen, welches normalerweise immer laubgrün leuchtete, färbte sich dunkler, während Kou sprach. Ein finsterer Unterton prägte die Dynamik seiner Worte, sogleich wie das boshafte Lächeln, dass sie zu verspotten schien. Ein mulmiges Gefühl machte sich in ihrer Brust breit, so als hätte sie etwas Wichtiges verloren. Großes Entsetzten nahm auch die kleinste Kante ihres Wesens ein und überflutete sie beinahe, sie zu ertränken drohend. Sie schnappte regelrecht nach Luft. Dass ihr etwas zustoßen würde, war ihr bereits bewusst geworden, als Reiji und Shu ihr versucht hatten zu erklären, dass der Ball der Vampire ein schlechtes Ende für sie einschlagen wird. Doch sie hatte davor keine Angst mehr- es war etwas anderes, was derartige Furcht in ihr erweckte.

,,Und dafür wird wohl das ein oder andere Leben aufgegeben werden müssen."

Vampire Bride ~ Diabolik LoversWo Geschichten leben. Entdecke jetzt