Achtes Herzklopfen

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Drei Tage, Shus Eigentum? War das nicht etwas lange? Doch was Yui am meisten störte, war das Wort ,,Eigentum".

Er hatte aufgrund dreier Gefallen, die er für Yui getan hatte, etwas bei ihr gut, weshalb er dies auch schnellst möglich einbüßen wollte...
Drei ganzen Tage sollte sie mit ihm verbringen und heute begann der Erste.

Sie sollte Shu nach Hokkaido begleiten- oder zumindestens hieß es so. Die Sakamaki sollten dort ein Ferienanwesen haben, wie auch in vielen anderen Orten. Aber dort, wie Shu ihr erklärt hatte, wurde etwas wichtiges zurückgelassen, was er unbedingt abholen musste. Und da Yui ihn sowieso einen Gefallen schuldig war, sollte sie ihn also begleiten.

Yui warf sich ein kleines Täschen über, und bereitete ihren Koffer vor, den selben, den sie am Tag ihrer Anreise mitgebracht hatte, während sie darauf wartete, dass Shu sie abholte. Wahrscheinlich war das nur ein blöder Scherz gewesen, denn er war bereits eine ganze halbe Stunde spät dran. Plötzlich klopfte jemand sachte an ihrer Tür; ,,Darf ich herein?" Nachdem er um Einlass gebeten und Yui ihn hereingelassen hatte, betrat ein gutaussehender blondhaariger Vampir mit ozeanblauen Augen ihre Räumlichkeiten. Seine Miene, dunkel wie die Nacht, erweckte einen genervten Eindruck, den Yui auch richtig gedeutet hatte, wie sich herausstellte. ,,Ich habe unten auf dich gewartet..." meinte er knapp. Yui schnappte empört nach Luft, um ihn zu entgegnen, denn sie fühlte sich offensichtlicherweise veräppelt. ,,Wir haben abgemacht, dass du mich abholen kommst." protestierte sie, binnen sie ihren Koffer schloss, indem sie mit einer Hand Druck auf diesen ausübte, damit der Verschluss auch zuging. ,,Daran kann ich mich nicht erinnern. Ist es denn nicht logisch, dass du zum Auto kommst?" in seinen Worten steckte viel Ironie. ,,Schau doch mal aus dem Fenster. Du kannst die Limousine doch sehen, nicht?" Yui seufzte und nickte, damit er endlich aufhörte, ihre Ohren vollzuweinen. Shu folgte ihr, als sie ihren Koffer auf den Boden abstellte und ihr Zimmer verließ.

Als sie die Tür zur Außenwelt öffneten, wurde Yui vom Mondschein, der sie in eine Umarmung schloss und ihre Haut erleuchtete, auf dessen Weiße sich die Strahlen reflektieren konnten. Sie entdeckte im Augenwinkel Kanato, der sie mit einem diabolischen Grinsen ansah, ehe er wegging ohne ihr einen weiteren Blick zu würdigen. Sie hatte die Schnauze voll von jenem Vampir, weshalb es sich auch nicht sonderlich störte. Doch was sie jetzt am wenigsten erwartet hatte, war Subaru der aus der Villa gestürmt kam, als sie und Shu schon bei dem Fahrzeug waren, um ihr Gepäck einzuladen. Er erstarrte augenblicklich, als er sie mit seinem Blick erhaschte. Subaru kam auf sie zu, regelrecht stürmend, hielt aber erneut, wenige Meter vor ihr entfernt inne, als er die Situation registriert hatte, die sich vor ihm abspielte. ,,Wer gibt dir das Recht, sie einfach so wegzunehmen?" Shu, der den Kofferraum zuhämmerte, nachdem die Gepäckstücke ordentlich verstaut wurden, schaute ihn sichtlich irritiert an, als er bemerkte, dass er adressiert wurde. ,,Ich nehme nur das, was mir zusteht." Er öffnete die Tür zum Wagen, um hineinzugelangen und sich anschließend hinzusetzen. Subaru, der deutlich überfordert zu sein schien, sah Yui plötzlich bittend an. Wollte er etwa, dass sie ihn darum bat, ihr zu helfen? Sie überlegte rasch, entschied sich aber schließlich dagegen. ,,Dieses Mal komme ich freiwillig mit, Subaru-kun." Yui schaute ihm nicht ins Gesicht, während sie diese Worte aussprach, sondern folgte Shu in das Auto und schloss folglich die Tür mit einem Knall zu. Zum Glück konnte Subaru nicht ihr gekränktes Gesicht sehen, da die getönten Fensterscheiben den Blick ins Innere der Limousine verhinderten. ,,Du lernst langsam dazu..." Shu, wieder mit seinem IPod beschäftigt war, nickte ihr kurz zu und wandte seinen Blick von ihr ab. Der Rest der Fahrt verlief still, da keiner von beiden irgendetwas sagte. Shu schien nach kurzer Zeit eingeschlafen zu sein mit seiner Musik und blieb es auch bis zur Ankunft. Yui blickte hingegen gelangweilt aus dem Fenster...


Ihr Zimmer lag genau neben Shus, damit er sie im Auge behalten konnte, so sagte er. Das Haus, in dem sie untergebracht waren, war ein traditionelles orientalisches Haus. Die Wände bestanden aus feinstem und hochwertigsten Papier, das kunstvoll mit Zeichnungen versehen worden war. So delikat wie das Baumaterial aussah, hatte sie Angst, dass alles über sie hereinbrechen würde, wenn sie einschlief, nichtdestotrotz wank sie den Gedanken ab. Sie packte ihre Sachen schnell aus und machte es sich bequem, weshalb sie letzten Endes nicht wusste, was sie nun tun sollte. ,,Das Haus ist wirklich klasse, nicht wahr?" wie aus dem Nichts kamen diese Worte von Shu, der sich gegen den Schrank aus Kirschbaum lehnte. Yui hatte gar nicht bemerkt, wie er ihr Zimmer betreten hatte. Wie lange er wohl schon dort gewesen war? Und... Was wäre, wenn er ihre Unterwäsche, während dem Auspacken zu Gesicht bekommen hatte? Sie lief rot an und wich seinen Blick aus. Das bezweifelte sie eher. ,,Es kommt einem so vor, als wäre man noch in der Meiji-Ära." grinste sie, versuchend ihr Unwohlbefinden zu verbergen. Jedoch blieb Shu nichts unbemerkt. ,,An was für schmutzige Dinge denkst du wohl dieses mal?" ein leichtes und süßes Lächeln umspielte seine roséfarbenen Lippen. Ihr Herz begann irgendwie schneller zu klopfen... Irgendwo her kannte sie dieses Gefühl. Doch woher genau, konnte sie in dem Augenblick nicht sagen. Shu lachte weiterhin nur. ,,War nur ein Scherz. Was hältst du denn von einem Yukata?" fragte er sie anschließend. ,,Einen Yukata sagst du? Sie sind wirklich wunderschön!" Sie versuchte ihre brennenden Wangen zu verstecken, weshalb sie ihren Blick von ihm abwandte und sich versuchte auf irgendetwas anderes zu fokussieren. Sie hörte Schritte, weshalb sie wieder zu Shu schaute, der soeben das Zimmer verlassen hatte. Kurz darauf kam er wieder. Er trug Kleidung in den Armen, was Yui augenblicklich überraschen ließ. Wenn sie sich nicht irrte, wusste sie genau, was es war...

,,Probier den mal an." Entzückt und ohne groß zu zögern, nahm sie das feine Kunststoff entgegen. Es war aus reinstem Weiß, gekrönt von rot und rosafarbenen Lotusblumen, die sorgfältig in den Stoff hinein gestickt wurden. Yui wollte ihn unbedingt anprobieren und starrte Shu deshalb an, in der Hoffnung, dass er dieses Indirekte Zeichen deuten konnte. Doch es schien nicht der Fall zu sein. Sollte sie sich jetzt ernsthaft vor ihm umkleiden? Sie räusperte sich und signalisierte den Yukata, ehe sich Shu dann doch noch umdrehte. ,,Ist ja nicht so, als hätte ich dir dann etwas weggeguckt..." Es dauerte nicht lange, da hatte sie sich ausgezogen, den Yukata umgeworfen und ihn zugebunden, da drehte sich der Vampir erneut um. ,,Nicht schlecht." meinte er knapp. Sie wisperte einen kurzen Dank verlegen, als ihre Augen ihr Abbild in einem Spiegel trafen, welcher genau an der Wand hing. Ihr Blut schoss in ihr hoch, als sie verstand, was soeben passiert war. Shu hatte sie halbnackt gesehen! ,,Ich dachte, du würdest das als ein NICHT-GUCKEN verstehen!" zischte sie ihn an, er entgegnete ihr jedoch direkt danach. ,,Das war eher ein UMDREHEN-BITTE." Der blonde Vampir hatte sie im selben Ton angesprochen, wie sie ihn. Es genügte ihr. Sie wollte ihn zurecht weisen, da kam er ihr bereits zuvor und erklärte ihr etwas. ,,Ein kleines Dorffest wird heute abgehalten und du wirst mich begleiten." Er gab sich nicht mal die Mühe, nach ihrer Zustimmung zu fragen. Er musterte Yui nachdenklich, alsbald er dann wieder sprach. ,,Irgendwas fehlt..." Shu packte Yui und drehte sie mit einem Ruck um. Seine Hände wanderten zu ihr platinblondes Haar, welches in hellen Kaskaden auf ihre Schultern fiel. Er nahm es sorgfältig und steckte es mit einer rosaweißen Spange in Form einer Lotusblume hoch...

Leise rieselten Kirschblüten auf sie herab und verfingen sich in ihren Haaren, als sie mit Shu durch einer Passage voller Kirschbäumen lief. Der männliche Vampir hatte sich ebenso umgezogen. Er trug eine japanische Männertracht, die mit ihrem dunkelbraun recht simpel, aber zugleich auch edel wirkte. Eines der Blätter landete auf ihrer geröteten Wange, welches er vorsichtig entfernte. Sein Blick veränderte sich schlagartig, als er in Yuis rubinrote, unschuldige Augen blickte. Er schaute dann so plötzlich weg, wie er sich zu ihr gedreht hatte. Lichter, die den klaren Sternenhimmel mit ihren verschiedenen Farben und Mustern schmückten. Das Knallen der Feuerwerke ertönte wenige Millisekunden danach. Yui wäre an liebsten den Rest der Nacht dort geblieben, jedoch blieb Shu nicht stehen und wenn sie sich nicht verlaufen wollte, musste sie ihm folgen. ,,Lass uns das ausprobieren!" Yui zeigte auf einen kleinen Stand, bei dem man einen Apfel mithilfe seines Mundes aus dem Wasser fischen sollte, doch Shu schien die Idee dahinter nicht zu gefallen. Er seufzte, als sie dahinlief, ohne auf seine Bestätigung zu warten. Auch wenn es unfair war, ließ sie ihre Eckzähne wachsen, um den Apfel mit einem Versuch zu erwischen, was sie auch natürlich schaffte. Shu, der sie überrascht ansah, war kurz davor zu lachen gewesen. Yui sah nämlich so lustig aus, da ihre Nase und ihr Mund von dem großen Apfel bedeckt worden waren, sodass ihm fast die Tränen kamen. ,,w
Wschss st den ooo oustig?" fragte sie ihn, nicht dazu in der Lage, ordentlich artikulieren, zu können. Mit einer Hand löste sie den Apfel von ihren Mund und nahm ihn mit, natürlich bezahlte sie zuvor...

,,Warte kurz hier!" meinte Shu,während er sich für eine kurze Zeit entfernte. Nun blieb Yui alleine in der Menschenmenge stehen. Nervös schaute sie sich um. Überall nahm sie die Gerüche der Menschen war. Farbenfrohe Gewänder soweit das Auge reichte, erstreckten sich vor ihr, sowie das Gelächter mancher Passanten ertönte oder Fragmente ihrer Konversationen. Die Zeit verging und verging. Sie wartete immernoch auf Shu, der sich nicht blicken gelassen hatte. Sie seufzte laut, als plötzlich eine Stimme hinter ihr ertönte. ,,Hey Süße, willst du mit uns was trinken gehen?" Wie aus dem Nichts, packte sie eine Hand an ihrer Schulter. ,,Wir werden auch gaaaaanz viel Spaß haben." Es war definitiv nicht Shu, da dieser weder so sprach, noch so ein Verhalten aufwies. ,,Nein danke!" lehnte sie höflich ab und nahm die Hand, die auf ihrer Schulter lag, weg von dieser. Kaum hatte sie sich von den Typen weggedreht, spürte sie ein Tuch, das über ihren Mund und ihre Nase gelegt wurde. Sie hatte nicht erwartet, dass das passieren würde, weshalb sie vor Schock erstarrte. Sie spürte langsam, wie ihre Sicht zu schwinden begann und wie ihr Bewusstsein sie nach und nach, stückchenweise verließ...

Das Licht der Laternen, die an manchen Ständen befestigt waren, war das letzte was sie erkennen konnte, ehe sie von den Armen ihres Entführers aufgefangen wurde und sich ihre Augenlider endgültig schlossen...

Vampire Bride ~ Diabolik LoversWo Geschichten leben. Entdecke jetzt