Fünfunddreißig Geständnisse

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Vom kühlen Mond gebadete Tränen rannen die porzellanartigen Wangen der jungen Vampirin runter, um letzten Endes auf dem Boden zu zerbersten- genau wie ihr Wesen zu diesem Augenblick. Tausende von Bildern, Farben, Sensationen prallten auf einmal auf sie ein, alsbald sie Ayatos warme, volle Lippen auf die ihren spürte. Ein langsam aufwachendes Kribbeln erstreckte sich nach und nach, stückweise durch ihr ganzes Leib. Die Worte, welche er ihr gewidmet hatte, hallten in ihrem Kopf wieder, sich rapide in ihren Ohren wiederfindend, so als würde er sie immer und immer wiederholen.

Viele Male bereits war er ihr so nahe gekommen, dennoch hatte keines dieser Momente derartige Gefühle in ihr ausgelöst. Ein für sie nur sichtbarer Strom der Euphorie verschluckte sie, nahm sie vollkommen ein und drohte, sie nie wieder los zu lassen. Und wenn sie ehrlich zu sich selbst war, wusste sie tief in ihrem inneren, dass sie genau das nicht wollte. Manchmal sehnt man sich danach, die Zeit anhalten zu können, um all die schönen Eindrücke nicht zu verlieren. Man wünscht sich, dass die Zeit und ihre entstehenden Erinnerungen einfach gefriert- dass sie unberührt bleibt und auf ewig anhält. Doch leider findet alles sein Ende, wie Yui nun gegen ihren Willen erfahren musste. Langsam und darauf achtend, den Moment nicht zu zerstören, löste sich Ayato von dem blonden Mädchen. Gegensätzlich zu diesem Handeln, drehte er sich nun rapide um- seine Hand seinen Mund bedeckend. Das pure Weiß seiner Hände bildete einen Kontrast zu den knallroten Farbnuancen, die Ayatos Antlitz prägten. Ihr stockte beinahe der Atem, als sie seine Reaktion erblickte. Er schien sich wirklich zu schämen, Yui soeben seine Gefühle gestanden zu haben.

,,Schau mich nicht so an!'' fauchte er, als sich ein liebevolles Grinsen über Yuis Gesicht erstreckte

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,,Schau mich nicht so an!'' fauchte er, als sich ein liebevolles Grinsen über Yuis Gesicht erstreckte. Die Wonne, die sie gerade erfüllte, war mit nichts zu vergleichen gewesen. Und nicht nur ihr, schien es so zu ergehen. ,,Schämst du dich etwa?'' eine teuflische Idee hatte sich in ihr Vorhaben konvertiert. Nicht mal reagieren konnte Ayato, da schlug Yui ihm seine Hand, sein Schutz weg, sodass er sich nicht mehr vor ihr verbergen konnte und setzte noch ein einziges Mal ihre Lippen auf seine. Ayatos Körper wurde steif, als er realisierte, dass sie ihn absichtlich ärgerte. ,,W-w-was soll das?'' regelrecht fauchend, begann er Abstand zu Yui zu nehmen. Plötzlich brach sie in lautes Gelächter aus. Sie hatte den rothaarigen, stolzen, selbstverliebten, sarkastischen Vampir nicht auf diese Art und Weise in Erinnerung gehabt. Nichtdestotrotz ergötzte sich Yui daran, dass es ihr nun erlaubt war, eine neue, unbekannte Seite des Jungens kennenzulernen, für den sie Gefühle hegte. Nachdem sie sich endlich beruhigt hatte, kam sie wieder zur Besinnung und entschuldigte sich. ,,Es tut mir leid, aber es war gerade einfach zu verlockend!'' ein regelrechtes Kreischen vor Aufregung entkam ihren zartrosanen Lippen, als sie auf einmal spürte, wie Ayato sie in seinen Armen hochnahm, um sie zu tragen, nachdem er mit schnellen Schritten auf sie zugeeilt war. ,,Du kannst dich auch nicht entscheiden, was? Zuerst willst du von mir weg und jetzt lässt du mich nicht los...'' laut seufzte sie, fasste sich aber schnell wieder, als sie sodann seine ernste Miene erblickt hatte. ,,Siehst du also nun, was du mit meinen Kopf anstellst?'' Eine lange Pause folgte, bis er wieder tief einatmete, um seine Stimmbänder mit Luft zu versorgen und um weiter reden zu können. ,,Du hast mir noch keine Antwort gegeben, Yui.'' Er hatte sie in diesem Augenblick einmalig mit ihren Namen angesprochen, ohne irgendeine dumme Bemerkung oder gar einen bescheuerten Spitznamen zu verwenden, mit dem Zweck sie anzusprechen...

,,Sei die Meinige und lass mich Dein sein!'' Mit dem größten Lächeln der Welt blickte er von oben auf Yui herab, die ihn innig musterte, binnen sie sich in seinen Armen wiegte. Seine smaragdgrünen Augen funkelten hell durch die roten Strähnen seiner Haare, die auf dem Weg zu den Spitzen immer heller wurden, bis sie die Farbe von Yuis Haaren annahmen. Sie schienen fast mit denen der ihren zu verschmelzen, als er sein Kopf langsam in ihre Richtung beugte, damit sie seinen Blick nicht entfliehen konnte. Zögerlich nickte sie, unwissend, wie sie in so einer Situation zu reagieren habe. Aber eins war sie sich gewiss sicher: sie wollte, dass er der Einzige war, der sie zu anfassen vermochte. Denn nur seine Hände wollte sie auf sich spüren, nur seine Lippen wollte sie küssen, nur durch seine Haare wollte sie fahren, nur in seinen Augen wollte sie sich verlieren. Doch die Realität traf sie hart. Wie ein Stein in ihre Visage. Konnte sie das- war es ihr überhaupt erlaubt, sich auf ein Vampir freiwillig einzulassen? Bitter biss sie in ihre eigene Unterlippe, sich nicht dessen bewusst, dass ihre Fangzähne ausgefahren waren, weshalb sie sich tief, tief in ihr eigenes Fleisch verfangen hatten. Die schlarlachrote Flüssigkeit, die ihrer Wunde entsprang, tröpfelte auf ihre Hand, mit der sie versuchte, das Blut von ihrer Lippe abzuwischen. Ein süßlicher, diabolischer Geruch erfüllte die Luft um sie herum und brachte die Welt um sie herum, zu verschwimmen. Mit besorgtem Gesicht, lief Ayato zurück in Richtung des Gebäudes, in denen sie wohnten. Die Rosenbüsche um sie herum, tränkten die Luft mitsamt des Duftes des Blutes von Yui. Ayato schluckte. Er begehrte ihre Lebensflüssigkeit nun mehr denn je, dennoch hatten sein Herz und Kopf die Oberhand, weshalb er seinen Körper nicht das tun ließ, wonach er sich am meisten sehnte. Stattdessen sie zu beißen, lehnte er sich nocheinmal zu ihr mit geschlossenen Augen, weshalb sie ihre Augenlider ebenso versiegelte. Mit Bedacht platzierte er seinen Mund auf ihren. Seine Zunge berührte anschließend Yuis offenes Fleisch. ,,A-ayato...'' sie zuckte zusammen, als er den Kontakt erweiterte, indem er allein mit seinen beiden vollen Lippen an ihrer Unterlippe zu saugen begann. Es fühlte sich für sie gut an, vorallem da er den Schmerz linderte mit seinem Speichel. Kurz darauf ließ er wieder von ihr ab, zufrieden nach oben blickend, als er feststellte, dass sich die offene Stelle ihrer Lippe langsam schloss.

Ein unheimliches Gefühl überkam sie urplötzlich.

,,Ich hätte es dir schon viel früher sagen sollen. Ich hätte nicht gegen deinen Willen handeln sollen... Aber irgendwie gefiel es mir trotzdem. Ich wusste, dass ich dich verletzte. Ich wusste, dass du mich hassen würdest-'' Seine grüne Augen färbten sich etappenweise, nach und nach rubinrot- all die Wärme in ihm verzerrend. Verwirrt wartete sie darauf ab, zu sehen, was sich nun entwickeln würde. Von einen Moment auf den anderen schien er, eine andere Person geworden zu sein. Vollkommen aus der Bahn geworfen, schwieg Yui und ließ Ayato nun seinen Monolog zu Ende bringen. ,,Verstecke dich, lass dich bloß nicht von den anderen, geschweige den mir finden.'' Er ließ sie ohne zu Zögern runter, vor der übermäßig riesigaussehenden Villa stehen und starrte direkt gen Himmel, diesen inspizierend. ,,Es ist Vollmond, der letzte vor dem Ball...'' Ein lautes Lachen entkam ihm, ehe er sich versah. ,,Was... ist in dich gefahren?'' Yui, die ganz und garnicht das Letzte, was geschehen war, verstanden hatte, war nun perplex auf sich allein gestellt worden. Eine tiefverankerte Urangst krabbelte aus ihrem Innersten, um sich nun zu manifestieren. Sie musste verschwinden, und zwar sofort. ,,Du blutest ja!'' Ayatos Gesicht war nun das, was durchnässt war- jedoch waren es keine normalen Tränen. Nein, sie leuchteten in ein tiefes Rot. So tief, wie der sich rot färbende Mond, der von den Wolken freigegeben wurde.

,,LAUF!''

Vampire Bride ~ Diabolik LoversWo Geschichten leben. Entdecke jetzt