Yui blickte, in Gedanken versunken, aus dem Fenster und lauschte dem Rauschen der Kirschblüten, die vom Wind getragen wurden. Sie hatte sich immer noch nicht an das Vampir Dasein gewöhnt. Selbstverständlich noch weniger an all die Dinge,die seitdem geschehen sind.
Sie saß an ihrem Sitzplatz, welcher sich zwischen den Brüdern Ayato und Kanato befand, und packte die Materialien für die nächste Unterrichtsstunde aus. Kanato starrte hasserfüllt Ayato an, der genau vor ihm saß, und mit einem Kugelschreiber in der Hand rumspielte. Zur der Zeit hatte Yui nicht gewusst, wie sie Kanato besänftigen konnte. Somit hatte sie sich letzten Endes dazu entschieden, sich nicht einzumischen. Allerdings fürchtete sie den wütenden Kanato, der so aussah, als ob er der nächsten Person, die ihn ansprach den Kopf abreißen würde. Ihr Blick schweifte nach draußen ab. Es war ein normaler Frühlingstag. Außerhalb wehte der kalte Wind, welcher durch ihre Haut hätte schneiden können. Die Sonne, die sonst auch immer fröhlich vor sich hin schien, wurde von schwarzen, finsteren Wolken verdeckt.
Plötzlich ertönte die Klingel zum Stundenwechsel. Wie aus der Pistole geschossen, standen alle Schüler auf, um ihren Lehrer zu verabschieden. Kanato, der irgendwie bekümmert schien, näherte sich alsbald diese Art von einem täglichen Ritual vollzogen war, Yui und griff nach ihrem Handgelenk, sie aus dem Klassenraum zerrend. ,,Ist alles in Ordnung mit dir, Kanato-kun?" fragte Yui, während sie regelrecht durch die Gänge geschliffen wurde. Sein Schweigen war genug Antwort für sie. In Gedanken konnte sie sich mir allzu gut ausmalen, was auf sie zukommen würde. Sie stiegen ein paar Stufen hoch und gelangten schließlich zum Dach des Gebäudes. Dort angekommen, schloss Kanato die Tür hinter sich und kletterte auf dem Rande der Gitterstäbe, die eigentlich vor einem sicheren Sturz aus jener Höhe schützen sollten. Er balancierte auf ihnen, ab und zu eine Art Fallbewegung imitierend, um der jungen Vampirin einen Schrecken einzujagen. Sie fürchtete sich um ihn, weshalb sie somit als Konsequenz versuchte Kanato wieder zu sich zu brigen. Als Yui Kanato näher betrachtete, fiel ihr auf, dass seine Wangen durchnässt waren. ,,Kanato-kun?" Ein Schauder überkam sie, denn er handelte sonst nie derart. Es dauerte auch nicht allzu lang, da erfuhr sie schon wieder sein typisches Verhalten.
Sie wusste nicht wann oder wie er es geschafft hatte, sich augenblicklich hinter sie zu bewegen. Als wäre die Welt verlangsamt worden, sah sie seinen leichenblassen Antlitz vor ihr vorbei huschen, bedeckt von purpurfarbenen Strähnen, die mitsamt des kalten Windes wild um sich peitschten. Ihre runden, unschuldigen Karmesiaugen waren kaum noch dazu in der Lage, seinen Bewegungen zu folgen, einer der Gründe, weshalb Yui nicht verhindern konnte, dass er ihr prachtvolles Haar packen konnte. Ein Lächeln voller Hohn kreuzte über seine Lippen, als er ihr von Furcht erfülltes Gesicht erblickte. Es war bereits zu spät für sie gewesen, um sich seines Griffes entziehen zu können. Indem Yui ihre Haare schnell mit eigenen Händen nah an ihrer Kopfhaut festhielt, versuchte sie zumindestens den Zog zu entkräften, was ihr auch sogar teilweise gelang. Der Wind rauschte an ihnen heftig vorbei, einen schwachen Hauch nach frischem Blut in sich tragend. Kanatos Eckzähne stoßten synchron aus seinem Mund, während sie immer und immer länger wurden. Sie erreichten schließlich ihr ursprüngliches Format, das jeden Menschen vor Furcht hätte erstarren lassen könne. Als Yui sich seiner Intentionen bewusst wurde, riss sie sich von ihm los und ging einen Schritt nach dem anderen zurück, nachdem sie es geschafft hatte, sich von ihm loszureißen. Zuerst aber, hatte sie ihm einen Tritt gegen sein Schienbein verpassen müssen.
Yui hatte keinesfalls Interesse daran gehabt, sein Mittagessen zu sein. Viel mehr wollte sie den Ursprung des Blutgeruches nachkommen. Blitzartig sprang sie auf das steinerne Geländer vor sich, um anschließend vom Vampir zu entkommen, indem sie sich fallen ließ. Das es ihr jedoch so viel Überwindung kosten würde, runterzuspringen, hatte sie nicht erwartet. ,,Entweder du wirst als Snack verputzt oder du springst!" Sie schrie sich selbst an, genau wissend, was sie tun wollte. Langsam ausatmend trat sie nun einen Schritt nach vorne, der sie in die Leere beförderte.Fassungslos schaute Kanato Yui hinterher, die sich einfach im wahrten Sinne des Wortes aus dem Staub gemacht hatte. Es dauerte auch nicht lange, bis er wieder zur Besinnung kam und lossprintete. Die Jagd konnte somit beginnen.
~~
Sie rannte und rannte, in dem Versuch von dem blutrünstigen Vampir hinter ihr zu flüchten. Das Gefühl die Beute zu sein, hatte ihr bis jetzt noch nie gefallen und sie glaubte auch nicht daran, dass sich das jemals ändern würde. Mittlerweile hatte sie einen kleinen Wald betreten in ihrer Eile, der sich über den Campus ihrer Akademie erstreckte. Dessen Äste, kommend von jeglicher Art von Bäumen, kratzten und rissen erbarmungslos an ihrer porzellanweißen Haut, sie vollkommen versehrt hinterlassend. Ihr Haar geriet in den Fängen eines Vavonabaumes, der sie aufzuhalten versuchte. Damit sie dem Vampir ja garnicht in die Hände geriet, kniff sie ihre Augen zusammen, ehe sie sich mit einem Ruck vom Baum befreite. Ein schmerzerfüllter Schrei ließ sie hinter sich mitsamt einzelner Haare, die mit Gewalt aus ihrem Kopf gerissen wurden. Er schien ihr Leid zu genießen, was sie aus seinem lauten Lachen schwor raushören zu können. In der Hoffnung, Kanato abgehangen zu haben, drehte sie sich um. Weit und breit konnte sie nur die Bäume eines Mischwaldes erkennen. Ihr Herz sprang regelrecht vor Euphorie und klopfte gegen ihre Brustdecke, als sie erleichtert feststellte, dass sie ihn tatsächlich verloren hatte. Stehen bleibend, lächelte sie. ,,Wer weiß, was mir noch passiert wäre..."
,,Buh."
Einen Schrei, wie sie ihn noch nie von sich hören gelassen hatte, entwich ihr, als sie sich umgedreht hatte, nur um in Kanatos furchterregende Visage zu blicken. Sie versuchte, erneut von ihm zu fliehen- kläglich scheiternder Akt, da sich der Vampir mit den purpurfarbenen Haaren auf ihre Reaktion eingestellt hatte. Seine Hand erfasste die ihre und kaum hatte er auch nur ein wenig Kraft angewandt, um sie dazu zu zwingen, sich umzudrehen, so blickte sie ihn an. Mit festen Griff legte er seine Hände auf ihre Schultern, sicherstellend, dass sie sich nicht losreißen konnte. ,,Du kannst nicht fliehen Yui, ich werde dich immer..." Ihr wurde schwindelig, als sie seine Worte hörte. Am liebsten hätte sie sich ihre Ohren zugehalten, nur um seine grässliche Stimme nicht mehr hören zu müssen- doch sie konnte nicht. ,,-und immer wieder..." sie schluckte, als er seine Lippen zu ihr Schlüsselbein führte. ,,-finden."
Ihr Kopf dröhnte, als sie endlich wieder ihre Augenlider voneinander trennte. Sie wusste weder wo sie sich befand, wie sie dorthin gekommen war oder wie spät es war, was sie zu frustrieren schien. Sie hatte auf einem frischgemachten Bett gelegen, auf dem sich nur noch der Abdruck ihres ehemaligen Daseins befand. Schockiert feststellend, dass sie unzähligen Kratzer auf ihren Körper noch nicht verschwunden waren, bemerkte sie, dass sie ein langes, weißes Kleid trug, welches einem Ballkleid ähnelte aufgrund der Rüsschen, die sich an ihm befanden. Ihr Haar, welches vorhin fetzenartig von ihrem Kopf gehangen hatte, war nun sanft zurückgesteckt worden. Einzelne Strähnen, die sich wellenartig von den anderen Haaren abgrenzten, bildeten eine hellgoldene Kaskade. Das Licht der Kerzen, dass von ihnen reflektiert wurde, ließ ihr Haar wie in Flammen erscheinen. Schwer atmend, richtete sie ihr Blick weg vom dem Wandspiegel, in den sie zufälligerweise geschaut hatte. Sie konnte kaum glauben, dass sie die Person war, die sie anstarrte.
Vor ihr erstreckte sich die Tür zu dem Zimmer, indem sie sich befand. So schnell wie sie konnte, eilte sie zu dieser, in der Hoffnung diese offen aufzufinden würden. Tatsächlich. Ein Lächeln huschte über ihre Lippen, als sie feststellte, dass es der Fall war. Anscheinend hatte die Person, die sie hier liegen gelassen hatte vergessen die Tür abzuschließen. Die perlweißen Absatzschuhe, die ihre Füße krönten, behinderten sie nur, weshalb sie sich diese zum Schluss auszog und in die Hand nahm. Sich umherschauend, stellte sie eines fest. Wie sie schon gedacht hatte, befand sie sich in der Villa der Sakamaki, welche aufgrund ihres eigenartigen Baustiles unverwechselbar für sie war.
Zu tief in ihren eigenen Gedanken versunken, bemerkte sie nicht, dass sie in die Arme einer Person gelaufen war...
DU LIEST GERADE
Vampire Bride ~ Diabolik Lovers
Romance||Alternative zur Zweiten Anime Staffel || || Setzt am Ende der ersten Staffel an. || Tiefe Schwärze umhüllte mich. Die Luft aus meinen Lungen strömend, lag ich im Nichts. Einzelne Luftblässchen bahnten sich den Weg durch mein Mund, um anschließend...