Kapitel 1

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"Geh weg!" schrie das Mädchen, deren Hände verzweifelt nach irgendeiner Waffe im Raum suchten. "Lasst mich!" Sie holte aus und warf den einzigen Gegenstand, den sie kurzzeitig gefunden hatte, durch den Raum, ein Stiftehalter aus durchsichtigem Plastik. Der Gegenstand segelte durch die Luft, ohne irgendetwas zu treffen und traf schliesslich wieder auf dem Boden auf, noch vollständig in Takt. Das Mädchen drückte sich enger an die Wand, als würde sie vor etwas flüchten wollen, in ihrem Gesicht spiegelte sich Panick. "Nicht echt! Nicht echt!" schrie sie und schloss verkrampft die Augen, um im nächsten Moment ihren Mund zu öffnen und einen lauten anhaltenden Schrei aus ihrer Kehle drang. Nun öffnete sich die Tür des weissen, leeren Raumes, die Tür, die sie lange Zeit eingeschlossen hatte und drei Männer traten hindurch. Der Erste packte das Mädchen am Arm und auch der zweite versuchte es, bekam jedoch einen Tritt in die Magengegend und hielt sich so röchelnd den Magen. "Beruhige dich!" rief ihr der erste Mann entgegen, doch sie hörte nicht auf den etwas bullig und prollig erscheinenden Mann. "Tot, sie sind nicht da! Alle sind nicht da!" schrie sie wieder und wieder und versuchte sich, mit allen möglichen Techniken, kratzen, beissen und treten, aus dem eisernen Griff des Mannes zu retten. Als sich nun der Zweite wieder vom Schlag erholt hatte und seinem Kollegen zur Hand ging, hatte sie keine Chance mehr. Die beiden Männer verfrachteten sie aufs Bett, wo sie um ihre beiden dünnen Handgelenke Schlaufen befestigten und dann das Gleiche bei ihren Beinen taten. Als das schreiende Mädchen vollständig bewegungsunfähig auf dem Bett lag, schritt auch der dritte Mann ein. Er war mittleren Alters, war im Vergleich zu den anderen beiden ein wenig dünner und hatte nicht diesen dummen, ahnungslosen Ausdruck auf dem Gesicht, er wusste genau, was er tat und er mochte das Gefühl, das er bekam, wenn er alles unter seiner Kontrolle hatte. Als er vor dem Mädchen schliesslich zum stehen kam, lehnte er sich zu ihr nach unten und setzte sein allgemein verhasstes Grinsen auf. "Es ist wirklich eine Schande, dass so ein junges und hübsches Mädchen hier drin gefangen ist, aber so wie ich dich heute erlebt habe, wirst du wohl noch eine Weile hier bleiben!" Mit einem letzten Grinsen verliess er den Raum, seine beiden Marionetten folgten ihm. Nachdem sich die Tür schloss und die Männer verschwunden waren, schloss das Mädchen ihren Mund und der Schrei verstummte.

Mädchen pov.
Gefangen... ich war tatsächlich gefangen hier. Die dicken Wände, die verschlossene Tür, das Bett an das ich gefesselt war, alles deutete auf ein Gefängnis hin, doch das war es nicht, es war eine Nervenklinik oder auch einfach genannt: eine Klapse. Wieso ich hier gelandet war? Ich hatte absolut keine Ahnung... na gut, vielleicht hat mich meine Mutter hier rein gesteckt, weil ich schon sehr früh in meinen Jahren angefangen hatte, mir Menschen einzubilden. Meine Mutter hatte Anfangs gedacht, es wäre normal für ein Kind, einen imaginärer Freund zu haben, doch als es sich mit der Zeit nicht legte und es im Gegenteil, immer heftiger wurde, sah sie die Klapse als einzigen Ausweg. Und genau so landete ein 7 jähriges Kleinkind im Irrenhaus. Nun war ich mittlerweilen 17, 10 Jahre war ich nun schon hier, immer im selben Zimmer und immer mit den selben Menschen, die sich unverschämterweise Pfleger nannten, ganz ehrlich, man konnte sie fast nicht noch unpassender benennen. Meine Mutter hatte aufgehört mich zu besuchen, was ich ihr nicht einmal übel nehmen konnte, wer wollte schon zusehen, wie sein eigenes Kind von Tag zu Tag verrückter und verrückter wurde. Erinnerungen an sie hatte ich nur noch wenige und generell an die Aussenwelt. 10 Jahre hatte ich nicht mehr gesehen, als die weissen Wände des Irrenhauses und einigen Verrückten. Und glaubt mir, es ist manchmal wirklich aufheiternd, dass alle hier wohl noch verrückter waren, als ich. Wir hatten hier wirklich jegliche Sorte von Durchgeknallten. Mörder, die ihre eigenen Frauen mit einem Eispickel getötet haben, Mörder, die sich selbst für Jesus halten und natürlich Mörder, die es für witzig halten, sich als Clowns zu verkleiden und einen auf Joker aus Batman machten. Clowns... wie ich Clowns hasste, seit dem ich Batman mit 6 Jahren geschaut hatte, sah ich in jedem dieser Clowns einen Psychopathen. Natürlich gab es hier nicht nur Mörder, da gab es einen Haufen weiterer Verrückter, hunderte von Menschen, die sich für Gott oder den Mesias halten und auch Millionen von Mutter Teresas, sogar einen Obama. Und mitten drin war ich, Allison, das Mädchen, dass Menschen sah, die niemand sonst sehen konnte.

Eyes of Death (Alec Lightwood)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt