Kapitel 5

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Mein Atem beschleunigte sich, was sollte ich tun? Sollte ich ihr glauben? Wahrscheinlich war sie nur eine Einbildung... "Sag es mir!" schrie der Pfleger und im nächsten Moment wurde ich zu Boden geschleudert, als er mich zur Seite schlug. "Alli!" Ich hielt mir die schmerzende Wange und rutschte weiter nach hinten, bis an die Wand. "Alli, er wird dich töten, das ist kein Pfleger!" schrie Hannah immer wieder und mit der Zeit begann ich ihr zu glauben. Als der Pfleger wieder weiter auf mich zu schritt, tauchten sich seine braunen Augen in ein tiefes Schwarz, selbst das Weisse, war nun Schwarz. Ich blickte ungläubig und ängstlich in sein Gesicht, auf dem sich jetzt ein Lächeln bildete. "Endlich haben wir dich gefunden." grinste er und versuchte nach mir zu greiffen, doch ich wich zur Seite aus und versuchte zur Tür zu gelangen, als er mich an meinem Fussgelenk packte und ich zu Boden flog. Ich schrie kurz auf, begann dann aber zu treten und bekam mich frei. Ich stürmte aus dem Raum und sah, wie mir sowohl Hannah, wie auch der Pfleger mir folgte. "Bieg nach Rechts ab!" befahl mir Hannah und ohne zu überlegen, befolgte ich es. "Renn ruhig weiter, wir werden dich so oder so bekommen!" Ich erhöhte meine Geschwindigkeit und bog in den nächsten Gang ein. "Stopp Alli, hier gibt es einen Heissluftschacht, da musst du durch!" Ich zögerte. "Du musst mir vertrauen." Da die Schritte des Pflegers immer lauter wurden und ich keinen anderen Ausweg als diese Lösung fand, befolgte ich es wieder. "Du kannst nicht vor uns flüchten, Kleine!" Die schweren Schritte kamen näher. Ich quetschte mich in den Schacht und robbte vorwärts. "Weiter, weiter!" hörte ich Hannahs Stimme. Irgendwann nahm der Schacht endlich ein Ende und ich fiel zu Boden. "Ich bin draussen..." flüsterte ich ungläubig und blickte mich erst einmal um. "Keine Zeit um alles zu bewundern, du musst jetzt raus!" zischte sie. Sie hatte Recht, ich war zwar ausserhalb des Gebäudes, doch nicht ausserhalb des Areals. Ich rannte los.

"Allison!" Mein Kopf drehte sich nach hinten. "Matt?!" "Du hättest mir ruhig sagen können, dass du abhaust." murrte er beleidigt. "Matt, du musst weg von mir!" "Was?" "Geh!" Mittlerweilen waren wir ausserhalb des Eingangstores angekommen. "Bitte Matt." bettelte ich. "Gut, wenn du das wirklich willst." Er kam auf mich zu und nahm mich in die Arme. "Ich habe keine Ahnung, was bei dir gerade so los ist, aber pass..." Ich keuchte auf. Matt löste sich ebenfalls keuchend von mir. "Matt!" meine Hände fuhren zu meiner linken Bauchseite. Blut quoll heraus und ich spürte, dass diese Wunde tief war, wirklich tief. Ich keuchte auf und fiel zu Boden. Erst jetzt fiel mir auf, dass gar nicht Matt mich angestochen hatte. "Matt!" schrie ich, er begann zu husten und spuckte Blut. Er fiel neben mich hin, doch bevor er am Boden aufkommen konnte, hielt ich ihn fest. Sein Blut überdeckte mein Kleid, aber mir war es egal. "Matt!" schluchzte ich, er versuchte zu antworten, doch es floss nur weiterhin Blut aus seinem Mund. Meine eigene Wunde vergass ich vollkommen. Ich wollte Matt helfen, aber ich konnte nicht. Mein Blick fiel auf den Pfleger, der nicht mehr wie ein Pfleger aussah. Er war ein Monster. Ich versuchte wegzukriechen, unter Matts Körper weg. "Es tut mir so leid..." schluchzte ich zu Matt, der reglos auf dem Boden lag. Er war tot wegen mir, er war tot... Trauer und Schmerzen überkamen mich. Ich rutschte nach hinten. Das Monster schnellte auf mich zu, doch ich wich aus. "Alli! Steh auf und renn!" schrie mir Hannah zu. Ich sah verschwommen, vom vielen weinen, es war Nacht. Ich stand wackelnd auf und rannte los. Meine Wunde schmerzte so sehr, doch ich zwang mich weiter zu rennen. "Hilfe..." flüsterte ich, doch wusste ich, dass mich niemand hören konnte. Ich bog ab in eine dunkle Gasse, hier gab es nur dunkle Gassen. Ich konnte nicht mehr, ich verlor definitiv zu viel Blut. "Lauf weiter!" "Ich kann nicht!" schluchzte ich. "Was heisst: du kannst nicht?! Du wirst sonst sterben!" "Ich kann nicht mehr! Aber ich werde nicht so leicht sterben." zischte ich und suchte nach einer Waffe. Meine Finger griffen nach einem Metallrohr und so wartete ich, bis das Monster kam.

Eyes of Death (Alec Lightwood)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt