25 Überraschung
Der Fremde war etwas betroffen. Aber ich hatte den Namen Lex noch nie zuvor gehört.
"Ich kenne keinen Lex. Ich suche einfach alleine weiter. Aber danke." Ich wollte nur noch weg aber der Typ hielt mich am Arm fest.
"Was haben sie nur mit dir gemacht?", flüsterte er und dann bekam ich einen Schlag auf den Hinterkopf und ich fiel unsanft zu Boden.
Ich hätte wissen müssen, dass dieser Fremde mir Böses wollte. Und ich hätte ihm eine verpassen sollen, statt ihm den Rücken zuzudrehen. Nun half es auch nichts mehr. Ich fragte mich nur, seit wann ich so unaufmerksam geworden war.
Was hatte es mir eingebracht? Ich war bewusstlos und konnte nichts gegen meinen Feind unternehmen.
***
Ich wachte auf dem Rücksitz eines fahrenden Autos in einer unbequemen Stellung wieder auf. Ich hatte nicht viel Bewegungsfreiheit und fühlte mich matt. Außerdem tat mir der Kopf weh, wo ich geschlagen wurde. Ich blickte nach vorne wo meine Entführer saßen und sich leise unterhielten, damit ich nichts mitbekam.
Wussten sie nicht, dass ich besonders gut hören konnte? Wussten sie überhaupt, dass ich ein Wolf war? Die Beifahrerin mit den hellbraunen Haaren, fuchtelte wie wild mit den Händen herum während sie sprach.
"...verstehe es einfach nicht, dass sie dich nicht wiedererkannte. Wie können die Leute sie nur so manipulieren?"
Mich manipulieren? Ich war doch immer noch die gleiche Person. Hätte ich ihn schon vorher gesehen, würde ich ihn auch wiedererkennen, aber ich habe diesen Lex noch nie zuvor getroffen. Was bildeten sich die Beiden bloß ein?
"Keine Reaktion auf meine Stimme, keine Reaktion auf meinen Namen. Sie tat als ob ich nur irgendein Passant wäre. Ihre Art ist so anders, selbst ihre Kleidung.", erzählte Lex in einer missmutigen Stimme. Dann sprach das Mädchen wieder.
"Ich habe doch erst mit ihr telefoniert und sie hat mir eine Nachricht hinterlassen. Glaubst du sie kennt mich noch?"
"Nein.", antwortete er knapp. "Nicht schon wieder. Das war keine gute Idee sie zurück zu holen. Wie willst du das da wieder hinkriegen?" Dabei zeigte sie auf mich zurück. Ich verstand es einfach nicht. Ich wollte nur wieder zurück zu Mikhail und mit ihm zusammen sein. Es war doch gerade alles so gut.
"Ich habe keine Ahnung, Nelly. Aber wenn er, der Anführer, uns folgt um sie zurück zu holen, werden wir kämpfen. Ich schätze die Bindung wird nur gebrochen wenn wir ihn töten." Bevor Nelly etwas sagen konnte, schrie ich aufgeregt dazwischen:" Nein! Nein. Das könnt ihr nicht machen. Lasst Mikhail in Ruhe!"
Ich versuchte mich zu bewegen doch es ging nicht.
Nelly blickte zu mir zurück.
"Ich dachte du hättest sie bewusstlos geschlagen?", fragte sie an Lex gewandt.
"Hab ich auch. Wahrscheinlich war es zu leicht. Ich wollte nicht, dass bleibende Schäden entstehen.", sagte er.
"Das ist aber nett von dir, dass du an meine Gesundheit denkst. Aber meine Hände könnten bleibende Schäden bekommen, wenn sie noch länger so fest zusammen gebunden sind.", schnauzte ich beide an. Ich war wütend und das nicht wenig. Lex schmiss seine Hände in die Luft.
"Sag ich doch. Total verändert. Aber warum hast du sie so fest gefesselt?"
"Ich war in Eile. Seleen wir sind sowieso gleich da, also sei still."
"Ich still sein? Ich will wissen was hier vor sich geht.", sagte ich. Ich wollte nicht in irgendein fremdes Land verschleppt werden. Die Beiden sollten mir sagen was sie mit mir machen wollten.
Ich versuchte mich bei Mikhail mit Gedankensprache zu melden. Mikhail!
"Das erfährst du gleich.", antwortete Lex. Er stellte den Wagen ab und schnaubte.
"Blöde Idee.", sagte Nelly bevor sie ausstieg. "Du weißt warum.", fügte sie noch hinzu und Lex stieg ebenfalls aus dem Wagen. Dann ging auch schon die Hintertür auf und Lex starrte mich kurz an als wäre ich Zuckerwatte. Dann wurden seine Gesichtszüge wieder normal. Etwas grimmig aber doch warmherzig.
"Was ist?", fragte ich schnell und versuchte ihn böse anzustarren, was mir gut gelang.
"Nichts." Er hob mich aus dem Wagen und stellte mich gerade hin. Meine verspannten Muskeln meldeten sich zu Wort. Aber ich war froh, dass meine Beine nicht auch noch zusammen gebunden waren, denn so konnte ich Lex wenigstens ans Schienbein treten. Nelly stellte sich neben mich und beide zerrten mich in ein großes Gebäude aus Backstein, dass mit Pflanzen bewachsen war. Rundherum befand sich Wald. Und dahinter ein großer Stacheldrahtzaun damit niemand hinein oder hinaus konnte.
"Ich will wissen was hier vor sich geht. Lasst mich endlich los.", bettelte ich die Beiden an doch sie blieben stur und hievten mich hoch in das Gebäude hinein. Ich versuchte um mich zu treten und sie zu treffen. Es war alles sinnlos.
"Hey, habt ihr die Stimme verloren? Ich will wieder nach Hause." Schließlich setzten sie mich auf einem Stuhl in einer kleinen Küche ab.
Mikhail...Hilfe, bitte!
Ich versuchte es wieder mit Telepathie, doch sie funktionierte anscheinend nicht. Es kam keine Antwort. Nelly setzte sich mir gegenüber und Lex gleich daneben. Sie tauschten ein paar Blicke aus und dann sagte Lex:" An was in deiner Vergangenheit kannst du dich erinnern? An besondere Menschen, Ereignisse, an deine Arbeit?" Was sollte das werden? Ein Verhör?
"Warum sollte ich euch das sagen? Ich will wissen was ihr von mir wollt.", sagte ich.
"Wir wollen dich wieder zurück haben. Ich will dich wieder zurück haben. Es ist mir egal ob du jetzt ein Wolf bist oder ein Mensch oder sonst was."
Nelly sprach weiter:" Merkst du denn nicht, dass sie dich manipuliert haben? Wir sind beste Freundinnen, Seleen. Ich hab dir bei der Flucht geholfen." Sie klang so ehrlich, dass ich schon dachte, sie sagte die Wahrheit, aber ich kannte sie nicht.
"Tut mir leid, aber ich bin nicht die, die ihr sucht. Wenn ich euch erzähle was ich weiß, lasst ihr mich dann gehen." "Ja.", sagte Lex.
"Was?", regte sich Nelly auf. Ich wollte einfach nur hier weg. Also sagte ich ihnen was ich wusste.
"Ich habe beim Bund der Finsternis gearbeitet und zwar in Rumänien und nicht hier bei euch. Mein Vorgesetzter war Evan und meine beste Freundin Nina. Ich habe eine Tanzschule besucht und dort Mikhail kennengelernt. Er machte mich zum Wolf und zu seiner Gefährtin." Beide saßen mit offenen Mund vor mir. Lex schien etwas betroffen, aber das war mir egal.
"Du sagst also, dass du nie hier gelebt hast?", fragte sie. Ich bejahte. "Wir müssen das wieder rückgängig machen.", sagte Lex und stand auf. Sein Handy klingelte und er hob ab. "Sie sind da.", sagte ich wie ausgewechselt und versteifte mich. Ich spürte etwas tief in mir, dass Heimat schrie.
"Wer?", fragte Nelly. "Die Wölfe.", antwortete Lex.
"Trommle alle zusammen. Rüste sie aus mit Silberdolchen. Vernichten.", befahl Lex herrisch. Wie ein richtiger Anführer, dachte ich.
"Warum funktioniert die Telepathie nicht?", fragte ich. "Wolfswurz." Die Beiden stürmten wie wild aus dem Raum und ließen mich sitzen. Ich hatte noch nie etwas von diesem Wolfskack gehört, noch hatte ich es gesehen. Doch mir gefiel es nicht, dass es die Telepathie einschränkte. Hoffentlich war es bald wieder aus meinem System. Wenn ich mich anstrengte, konnte ich den Lärm von draußen hören, den die Wölfe und die Krieger machten. Ich wäre gerne nach draußen gelaufen und hätte alles gestoppt, aber ich war festgebunden. "Hilfe!", schrie ich dieses Mal ganz laut. Jemand sollte kommen und mich loslassen.
"Hey! Hier bin ich! Mikhail!", versuchte ich es erneut. Ich rückte mit dem Stuhl hin und her und versuchte das Seil zu lösen, dass meinen Händen fast das Blut abschnürte. Ich zog mit meiner ganzen Kraft am Seil bis es ein komisches Geräusch von sich gab. Es Riss und ich stand ruckartig auf. Manchmal muss man eben ausprobieren, um seine Kräfte zu entdecken. Ich sah mich kurz um und dann rannte ich aus dem Raum. Ich hatte mir gemerkt wo es wieder nach draußen ging und nach ein paar Minuten stand ich schließlich im Hof des Anwesens. Meine Kinnlade klappte nach unten und meine Augen sprangen weit auf. Ich hörte mein Herz laut klopfen und wurde immer nervöser. Auf dem Boden lagen Leichen von Menschen und Wölfen. Blut rann aus Nasen, Mündern und Wunden und bildeten Blutlachen um die Körper. Auf den blutfreien Flächen kämpften noch einige Leute gegeneinander und es sah so aus als ob auch sie bald zugrunde gehen würden. Es war schrecklich, da ich noch nie bei so einem großen Kampf dabei gewesen war. Ich sah Keylan und Vanica, wie sie sich gerade in Wölfe verwandelten und einen Menschen vom BDF angriffen.****
LG
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Mondlicht Schimmer
FantasySeleen ist Mitglied der geheimen Organisation: Bund der Finsternis und spielt jeden Tag auf's neue mit dem Tod um die Menschen vor den Vampiren und Werwölfen zu schützen. Bis sie eines Tages von einem Wolf überwältigt und gebissen wird. Dadurch wird...