Ich sah bei dem Geschehen einfach nur starr und tatenlos zu und konnte mich nicht entscheiden für welche Seite ich kämpfen sollte. Ich konnte nicht gegen den Bund kämpfen auch wenn sie mich bis hierhin entführt hatten, denn ich war auch Teil davon gewesen. Ich hatte Spaß gehabt dort zu arbeiten. Und gegen die Wölfe konnte ich schon gar nicht kämpfen, denn zu denen gehörte ich nun. Ich würde nie gegen Mikhail sein.
Was soll ich machen?
Ich rannte in die Mitte des Getriebes und versuchte zu Schreien.
"Stopp... Hört auf!" Alle sahen ruckartig zu mir herüber. Die Wölfe bellten um ihre Freude auszudrücken, darüber dass mir nichts passiert war. Doch ehe ich noch etwas sagen konnte, packte mich Lex von hinten und hielt mir ein Messer an die Kehle. Vermutlich hätte ich doch gegen den Bund der Finsternis kämpfen sollen, aber das hätte mir das Herz gebrochen.
"Zurück oder ich töte sie.", schrie er hinter mir. Für einen kurzen Moment herrschte Totenstille. Ich konnte mich nicht bewegen und hatte total Angst, dass er mir mit dem Messer in meinen Hals schnitt. Er ging ein paar Schritte zurück mit mir und dann fingen die Wölfe kräftig an zu bellen und die Zähne zu fletschen, sodass sogar ich mich fürchtete.
"Zurück. Lasst uns gehen und der Kleinen passiert nichts." Die Wölfe verwandelten sich zurück und ich konnte sogar ein paar Gesichter wiedererkennen. Nur eines war für mich das Wichtigste und mein Herz schlug schneller.
"Mikhail...", schrie ich. Er blickte mich liebevoll an und dann sah er böse zu Lex.
"Lass sie sofort gehen. Gib mir Seleen und ich überlege mir ob ich deine Leute leben lasse."
"Hilf mir.", flüsterte ich verzweifelt. Mikhail schritt näher, aber dafür drückte Lex die Klinge tiefer in meinen Hals. Ich erschrak ein wenig.
"Nein. Sie gehört zu mir. Du hast sie mir weggenommen und ich hole sie mir wieder zurück."
"Ich will nicht zu dir, du Arsch.", brachte ich heraus. Daraufhin setzte Mikhail ein grauenvolles Lachen auf.
"Hast du gehört? Sie will dich nicht. Aber gut. Angreifen.", erteilte er den Befehl aber Lex hob mich hoch und rannte mit mir davon. Ich strampelte um wieder nach unten zu kommen, aber es half nichts.
"Bitte lass mich gehen. Ich will zu ihm."
Lex rannte mit mir weit weg von den Anderen bis wir an einem Abgrund halten mussten. "Du weißt nicht was du mir damit antust. Wir werden dem allem ein Ende setzen denn ich werde nicht mit ansehen wie du getötet wirst.", sagte er und setzte mich ab. Ich wusste nicht wovon er sprach und fragte mich warum dieser Geisteskranke gerade mich auserwählt hat.
"Das brauchst du auch nicht. Lass mich gehen. Niemand wird mich töten.", versuchte ich ihm einzutrichtern. Ich verstand nicht was er von mir wollte, aber wenn er mir noch einmal zu nahe kam, schwor ich mir, einer von uns beiden würde in die Tiefe stürzen.
Ich hörte hinter mir das Wasser an die Klippen peitschen und der Wind war ziemlich stark.
"Innerlich bist du schon tot.", sagte er in einem abfälligen Ton.
"Jetzt weiß ich was hier los ist. Du willst das Mikhail uns folgt. Ihr habt das geplant, damit ihr ihn umbringen könnt. Ich bin dir doch egal weil ich ein Wolf bin. Es ist egal, dass ich einmal dem Bund angehörte."Ich hatte ihm richtig die Meinung gesagt und er sah sich entsetzt um sich. In seiner rechten Hand hielt er einen Silberdolch, in der Linken die Klinge, die er mir kurz zuvor an den Hals gehalten hat. Ich hatte jedoch keine Angst vor ihm denn ich war stärker als er. Er nur ein Mensch. Vielleicht ein gut ausgebildeter aber es war nichts im Vergleich zu der Stärke eines Wolfes.
Ich würde es nicht schaffen mich noch ein zweites Mal zu verwandeln, dafür war ich zu schwach und zu jung, aber ich konnte mit allen Mitteln kämpfen, die ich hatte. Nämlich mit Händen und Füßen. Ich musste mich nur an die Nahkampftechnik erinnern, die ich früher so oft trainiert hatte.
"Du hast Recht.", gab er schließlich zu und kam näher.
"Wie bitte?", fragte ich.
"Du hast Recht. Ich will ihn umbringen. Wegen nichts Anderem habe ich seine Gefährtin entführt.", sagte er. Das war meine Bestätigung. Warum mussten alle nur so hinterlistig sein?
"Ich wusste es."
Als er noch näher kam, trat ich ihn doch er fing meinen Fuß in der Luft auf uns schmiss ihn weg. Ich flog zu Boden aber stand gleich wieder auf um ihn dieses Mal über die Schulter zu werfen. Doch auch diesen Trick konterte er indem er mich zu Boden warf.
"Es ist sinnlos. Ich kenne alle deine Bewegungen.", sagte er schließlich. Eine Stimme aus der Dunkelheit sagte:" Aber meine kennst du nicht."
Dann schälte sich Mikhail aus dem Schatten und bleckte seine Zähne. Er zwinkerte mir zu und ich musste lächeln.
"Bleib dort, Katrina.", sagte Mikhail und spürte unser Band aufwallen. Ich stand nahe am Abgrund. Nur noch ein Meter trennte mich vom tiefen Fall. Ich war nicht sehr begeistert dort stehen zu bleiben, aber ich tat es. Mikhail verwandelte sich blitzschnell in einen Wolf und griff Lex an. Doch er bekam nur ein paar Kratzer ab. Dann ging der Kampf der Beiden erst so richtig los. Mikhail biss und kratzte, Lex trat und schnitt mit dem Dolch. Ich konnte es gar nicht mit ansehen. Blut spritzte auf den Boden, doch keiner wollte aufgeben. Es ging alles so schnell und ehe ich mich versah, rutschte ich ab.
Besser gesagt, der Brocken Erde rutschte ab und ich fiel. Glücklicherweise konnte ich mich noch an einem Ast festhalten. Ich schrie jämmerlich und versuchte nicht am Ast abzurutschen. Dann hörte ich einen Schmerzensschrei und ein ekelhaftes Geräusch."Hilfe!", schrie ich. Ich hatte Panik. Meine Kraft verließ mich langsam, meine Atmung ging in heftigen Stößen.
Endlich tauchte ein vertrautes Gesicht auf und streckte mir seine Hand entgegen.
"Cherié, Greif meine Hand. Ich lasse dich nicht fallen. Hörst du?", sagte Mikhail.
"Ich komme nicht ran.", presste ich hervor. Es war viel zu viel Abstand zwischen uns und mir taten meine Hände furchtbar weh. Ich dachte nicht daran loszulassen und in die Tiefe zu stürzen, das würde mich vielleicht umbringen. Die Wellen schlugen heftig an die Felswand und man könnte nie wissen, ob sich unmittelbar unter der Wasseroberfläche Steine befanden.
"Strenge dich an, Liebes. Komm noch ein Stück." Er lehnte sich weiter nach unten und ich versuchte verzweifelt nach seiner Hand zu greifen. Unsere Fingerspitzen berührten sich aber dann ließ meine Kraft nach und meine andere Hand ließ los.
Ich würde noch rechtzeitig an der Hand gepackt und atmete erleichtert tief ein und aus. Einen Moment dachte ich, ich falle. Ich hatte noch immer totale Angst und sah in Mikhails Augen.
"Ich hab dich. Irgendwie ist es merkwürdig, dass wir jetzt genau an dem Ort sind und das gleiche erleben wie in deinem Traum, den du mir gesendet hast. Als ob es eine Art Zukunftsvision gewesen war."
Ich verstand nicht warum er mich nicht sofort hochzog, sondern mir das erzählte. Natürlich war es merkwürdig, aber über das konnten wir später auch noch bereden. Ich wollte nicht mehr über dem Abgrund hängen. Mir wurde einfach übel von dieser Höhe.
"Ja, sehr komisch.", gab ich zu.
Er zog mich weiter zu sich hoch und lächelte.
"Kann ich dir vertrauen?" Ich musste nicht einmal nachdenken. "Ja!"
"Ich hatte da was anderes in Erinnerung." Dann küsste er mich zärtlich und es fühlte sich gut an. Als ich die Augen wieder öffnete, sah ich hinter ihm eine Bewegung und bevor ich etwas sagen konnte, stach Lex zu. Der Dolch glitt geradewegs in seinen Rücken und durch sein Herz. Mikhail starrte mich mit schockgeweiteten Augen an und schrie. Plötzlich spürte ich ebenfalls einen unergründlichen Schmerz in meinem Herzen und schrie auf. Es tat so weh als hätte auch mir jemand einen Dolch durchs Herz gejagt. Ich spürte wie Mikhail starb, wie unser Band zerriss und dann ließ er los.***
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Mondlicht Schimmer
FantasíaSeleen ist Mitglied der geheimen Organisation: Bund der Finsternis und spielt jeden Tag auf's neue mit dem Tod um die Menschen vor den Vampiren und Werwölfen zu schützen. Bis sie eines Tages von einem Wolf überwältigt und gebissen wird. Dadurch wird...