Kapitel 11

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Brook
Am Morgen hole ich Lin mit dem Motorrad ab und fahre sie mit zur Schule. Gestern habe ich sie angerufen, nachdem ich Xavs Anruf und Nachricht ignoriert habe. Ich musste ihr einfach erzählen was vor sich geht, und sie ist auf meiner Seite. Sie ist der Meinung, dass ich mich richtig verhalten habe. Wir haben beschlossen, dass ich heute in der Schule bei ihr bin und mit ihren Freunden rum hänge. So stehen wir vor dem Unterricht in der Gruppe von ihren Freunden, die hauptsächlich aus Mädchen besteht. Es ist lustig mit ihnen, und wir reden über Themen, bei denen ich sehr gut mitreden kann. Ich fühle mich nicht ausgeschlossen, anders als erwartet.
Wir reden gerade über die Party von Freitag, als Xav neben mir auftaucht.
"Guten Morgen, Lady's und Tom. Guten Morgen, Schatz.", er betont dieses Wort besonders. "Ich möchte ja nicht unhöflich sein, aber könnte ich dich wohl für einen Moment entführen? Es wird nicht lange dauern", er schenkt uns sein schönstes Lächeln und schaut mich erwartungsvoll an.
"Entschuldige, aber wir sind mitten in einer Unterhaltung.", versuche ich ihn abzuwimmeln.
"Ach, das ist doch kein Problem. Wir sehen uns doch in der Pause, oder Brook?", mischt sich nun Cindy ein, eine kleine Brünette. Ich schenke ihr ein falsches Lächeln, blicke flehend zu Lin, doch sie sagt nichts. Also lasse ich mich von Xav in einen kleineren Gang ziehen.
"Würdest du mir die Ehre erweisen und aufhören mich zu ignorieren? Wäre überaus freundlich", knurrt er mich an. Er stützt sich mit einem Arm an der Wand ab, sodass sein Gesicht direkt vor meinem ist. Ich kann seinem Blick nicht stand halten und schaue auf meine Hände.
"Brook, ich bitte dich. Rede mit mir.", sein Blick wird weicher, ich kann ein bisschen Verzweiflung in seinen Augen lesen.
"Ich will dir nicht weh tun. Ich wollte nicht, dass es so wird. Ich weiß nicht, wie ich mich verhalten soll, wenn wir allein sind. Das steht unweigerlich zwischen uns. Ich wollte nicht, dass du dich so fühlst. Ich wollte nur einem unangenehmen Gespräch aus dem Weg gehen. Ich... ich weiß doch auch nicht wie wir das machen sollen...", seine Stimme wird brüchiger. Ich sehe die Traurigkeit in seinen Augen.
"Es tut mir leid. Hörst du? Es tut mir leid, dass ich mich wie ein Arsch verhalten habe. Es tut mir leid, dass ich mit dir gespielt habe. Ich wollte nur vermeiden, dass wir so ein ekliges Gespräch führen. Es tut mir leid, dass ich dir weh getan habe. Es tut mir leid, Brook!", die Verzweiflung ist jetzt deutlich heraus zu hören.
Ich schlinge meine Arme um seinen Hals und umarme ihn. Sofort legt er seine Arme ebenfalls um mich und zieht mich in eine innige Umarmung. Ich vergrabe meinen Kopf in seine Schulter und er hebt mich ein Stück hoch und lässt mich wieder runter. Er schaut mir in die Augen und hält mein Gesicht in seinen großen Händen. Ich lege meine Hände an seine Handgelenke und lächel ihn an. "Danke", flüstert er und legt seine Stirn gegen meine. Wir verharren einige Sekunden so, bis er mich los lässt und meine Schläfe küsst. Er greift nach meiner Hand und führt mich zurück zu den anderen.

"Hey Brook! Hier rüber!", ich sehe Lin winken. Als ich da bin fragt sie mich, was das vorhin mit Xav war. Ich sage nur, dass wir uns wieder vertragen haben und gebe ihr zu verstehen, dass es nicht weiter wichtig ist. Sie schaut mich zwar schräg an, aber sagen tut sie nichts.
"Gott, ihr seid so Zucker!", quietscht Cindy. Ihre Stimme ist schrill. "Xav ist so ein Held. Wie ein Ritter ohne Rüstung. Wie ein Polizist ohne Uniform. Wie ein-"
"Ja, wir haben verstanden. Du findest ihn toll. Reicht dann auch.", ich bringe sie zum Schweigen. Sie sieht mich entschuldigend an, als würde ihr jetzt erst einfallen, dass er mein Freund ist. Ich finde es unhöflich, dass sie so über ihn redet. Schließlich ist er mein Freund.
"Entschuldige. Er ist nur so ein Traumtyp. Zu schade, dass er schwul und vergeben ist. Wie ist er denn so in der Beziehung?", fragt sie weiter. Noch vor ein paar Tagen hat man uns übersehen, jetzt ist er auf einmal ein Traumtyp. Aaaaaalles klar.
"Was willst du denn wissen?", ich habe keine Ahnung was sie hören will.
"Naja wie ist er so. Ist er süß und romantisch oder eher dominant und eifersüchtig?", sofort kommt mir die Sache mit Kate wieder in den Sinn. Er war so wütend und aufgebracht, er war eifersüchtig wie sonst was.
"Er ist schon eifersüchtig. Und manchmal etwas dominant. Aber auch sehr süß. Seine romantische Seite habe ich so noch nicht kennengelernt, aber aufgrund der Tatsache, dass ich ihn seit Jahren kenne, weiß ich, dass er das auch sein kann."
"Ein Traum", schwärmt Cindy weiter. Ich verdrehe die Augen. "Ja, sein Traumtyp. Können wir über etwas anderes reden? Wie zum beispiel die heiße Neue aus der Para?", lenkt Lin ein. Und ich bin endlos erleichtert, dass sie mitbekommen hat, wie unangenehm mir das ist.
"Du meinst Mara? Ich hab gesehen wie sie dich im Kunst Kurs beobachtet hat.", beichtet Cindy.
Triumphierend lächelt Lin: "Ich wusste, ich habe mir das nicht eingebildet."
"Mara? Ist das nicht diese größere Blonde?", frage ich. Ich habe eine Neue gesehen, sie ist in meinem Biologie Kurs, doch ich wusste nicht ob sie es ist.
"Ja, genau. Sie ist in deinem Bio Kurs.", bestätigt sie meine Annahme. Sie sieht schon wirklich sehr gut aus, lange blonde Haare, leuchtend blaue Augen und eine gute Figur. Genauer konnte ich sie nicht mustern, denn da saß sie schon hinter mir.
"OH.MEIN.GOTT. Ist das Xav?!", Cindy quiekt wieder und ich drehe mich in die Richtung um, in die sie guckt. Mein Freund kam geradewegs auf uns zu, er fährt sich mit einer Hand durch die Haare, zeigt sein strahlendes Lächeln und begrüßt ein paar seiner neuen Freunde. Sein T-shirt schmeichelt seinem trainierten Körper und seine Hose sitzt perfekt. Seine Sneaker passen gut zu ihm. Es sieht aus wie im Film: der gutaussehende und beliebte Held geht sexy über den Schulhof. Und ich muss echt zugeben: er sieht wirklich verblüffend heiß aus. Stopp! Das sollte ich nicht denken.
"Hey Schatz", er gibt mir einen Kuss auf den Kopf, setzt sich neben mich und nimmt meine Hand.
"Hi", mehr bringe ich nicht über die Lippen. Cindy steht leicht der Mund offen und auch Lin ist ein wenig beeindruckt. So habe ich ihn auch noch nicht gesehen. Also, in der Schule.
"He-hey ich b-bin Cindy.", verlegen spielt sie an ihren Haaren rum. Es sieht lächerlich aus und in mir steigt Wut hoch, da sie sich ganz offensichtlich an meinen ganz offiziell schwulen Freund ranmacht.
"Freut mich. Ich bin Xav, Brooks Freund", stellt er sich lachend vor.
"Ich weiß", haucht Cindy zurück. Jetzt reicht es aber. Sie wirft sich ihm ja quasi zum Fraß vor!
"Seit wann bist du so heiß, Blödmann?", fragt Lin ihn frech.
"Ach, bin ich das?", dreckig grinsend und herausfordernd blickt er sie an. Sie streckt die Zunge raus und wendet sich nun wieder ihrem Thema zu: "Mara. Neu. Heiß. Ich gefalle ihr offensichtlich. Irgendwelche weiteren Informationen?"
"Mara Seyfert, 17, ist vor 2 Wochen aus Kanada hergezogen. Ihre Eltern haben eine Pizzeria und einen Bio Laden. Sie hat ein geiles Auto und interessiert sich für Psychologie und Sport. Sie spielt Volleyball. Nach meinem Wissen ist sie bisexuell, hatte vor kurzem einen Freund zeigt aber Interesse an weiblichen Mitschülern.", erklärt Xav.
"W-woher... ich meine... egal. Danke, Blödmann. Ich werde mich in der nächsten Pause sofort darum kümmern.", damit schnappt Lin ihre Tasche und eilt ins Gebäude.

Die nächsten zwei Stunden sind Horror. Geschichte bei Mr. Greyson. Ich verstehe mal wieder nichts, kann nichts behalten und er nimmt mich viel zu oft dran. Xav neben mir versucht mir zu helfen, scheitert jedoch total. Ich komme mit diesen komisch geschriebenen Texten einfach nicht klar! Warum müssen sich die nur immer so dämlich ausrücken? Fakten sind gesucht! Einfach mal sagen was Sache ist wäre sehr hilfreich. Aber nein, man muss alle Texte immer erst übersetzen und sich aus einer halben Seite den Fakt heraus filtern.
Lin kann sich ebenfalls kein Stück konzentrieren, da sie in Gedanken vermutlich schon bei Mara ist. Wer kann es ihr verübeln. Nach allem was Xav weiß, und mitgeteilt hat, kann man nur daran denken. Ich hatte vor ihn zu fragen, woher er sie so sehr kennt. Doch es klingelte zum Unterricht. Und jetzt sitze ich hier und verfluche die Autoren unseres Lehrbuches. Manchmal ist mein Leben echt armselig..

GEFAKED (BoyxBoy) *pausiert*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt