Kapitel 2

180 11 1
                                    

Brook
Ich kann nicht glauben was Xav gesagt hat. Faken? Schwulsein faken? Ja okay, wir stehen uns sehr nah, doch so??? Das kann wohl kaum sein Ernst sein! Doch es scheint, als wäre es sein voller Ernst.
Ich muss lange darüber nachdenken.
Ja, ich mag schon gern beliebt sein. Doch eigentlich gefällt es mir wie es ist. Ich hasse Lügen.
Doch ich hab ihm ja angesehen wie ernst er es meint.
Fuck. Ich hab ihn ja gern, aber so weit gehen? Nur für ein bisschen Ansehen? Das ist zu viel!
Das ist... das ist sozialer Selbstmord! Sie machen sich ja jetzt schon immer über uns lustig! Wie wird das dann? Vielleicht denken sie, dass es nur wegen Lindsey ist? Und dass wir es nachmachen? Sie werden es doch eh nie glauben! Wozu also das ganze? Das Ansehen wäre genau das Gegenteil von dem das er möchte! Es wäre negativ. Wir wären nicht beliebt, sondern das Gespött der Leute! Und was erzähle ich meinen Eltern? "Ja hallo wie War dein Tag? Ach übrigens ich spiele, dass ich schwul bin!" Wie stellt Xav sich das vor? Es ist einfach unmöglich!

"Xav, wir müssen reden.", spreche ich ihn gleich am nächsten Tag darauf an. Ich habe den ganzen Abend darüber nachgedacht und bin zu dem Schluss gekommen, dass es einfach nur falsch ist.
"Ja?"
"Hör zu, dass ist einfach nur absurd und falsch, was du vorhast, und ich schätze nicht, dass wir das tun sollten. Ich meine, wir wissen doch überhaupt nicht was man machen soll und überhaupt, ist das nicht ein bisschen übertrieben für Aufmerksamkeit? Ich meine ja nur, dass es da viele andere Möglichkeiten gibt. Und man nicht sowas großes daraus machen muss!", rattere ich runter. Danach atme ich erstmal tief durch. Ich habe ein wenig Angst vor seiner Reaktion. Er hat sich bestimmt schon total an der Idee fest gebissen.
"Ja.. aber... ja okay... ich weiß doch auch nicht. Es wäre halt die Idee gewesen. Tut mir leid. Ich wollte nicht- Tut mir leid.", zerknirscht und durcheinander geht er weg. Und lässt mich stehen. Ich sehe ihm hinterher.
Als ich bei Lin angetrottet komme sitzt sie gerade auf der Wiese und kitzelt auf einem Block. Als ich näher komme sehe ich, dass sie schreibt.
Sie blickt auf als ich vor ihr stehe.
"Na, was gibt's, Socke?", sie schaut mich schief an. "Was ist passiert?", fragt sie bestimmt. Sie sieht immer, wenn etwas nicht stimmt.
"Xav hatte eine Idee...", beginne ich.
"Eine Idee?", fragt sie misstrauisch und runzelt die Stirn.
"Ja.. er hat gestern vorgeschlagen... dass wir... naja, dass wir faken sollten schwul zu sein um beliebter zu werden. Es ist dämlich ich weiß, das habe ich ihm eben gesagt. Er ist total zerknirscht gegangen, als wäre ihn erst eingefallen wie falsch das ist. Als hätte er sich bei irgendwas ertappt."
"Warte warte warte! Halt. Stopp. Xavier hat vorgeschlagen, dass ihr schwul sein sollt?", fragt Lin entgeistert.
"Hm, ja."
"Wie bitte? Für Aufmerksamkeit? Wieso?!"
Ich erzähle ihr von dem Gespräch gestern.
"Oha. Okay. Schräg. Und falsch! Da hast du recht. Hoffentlich schlägt er sich das aus dem Kopf."
"Ja..."
"Das wird schon wieder, Großer. Lass den Kopf nicht so hängen.", muntert sie mich auf.
"Hm Danke. Ich gehe dann mal zu meinem Kurs. Bis nachher"
"Bis dann"
Ich gehe zu meinem Philosophie-Kurs. Natürlich, ausgerechnet heute geht es um Lügen und Vertrauen. Ich darf mir die ganze Stunde anhören, dass man lernen muss zu vertrauen, nicht lügen sollte, da sowieso alles auffliegt und selbstverständlich darf man Vertrauen nicht ausnutzen.

5 Stunden später sitze ich auf meinem Motorrad auf dem Weg nach Hause. Xav hat mich den ganzen Tag gemieden. Er kam nicht zur Mittagspause. Vielleicht braucht er Zeit, um deine dumme Idee zu verarbeiten.
"Hallo Schätzchen. Wie geht's dir?", fragt meine Mom Zuhause.
"Hey Mom, alles gut und bei dir?", lüge ich.
Ja ich weiß, ich wurde heute fast 90 Minuten darüber belehrt, dass lügen falsch ist. Aber ich kann nicht anders, ich will nicht, dass sie sich Sorgen macht. Das macht sie schon genug.
"Arbeit halt. Heute meinte ein Patient wieder er müsste mir ja erklären, wie ich meinen Job zu machen habe, als ich an der Rezeption saß. Ich sollte kurz aushelfen, wie so oft in letzter Zeit. Immer wieder schön.", sie redet noch eine Weile über ihre Schicht, doch ich höre kaum noch zu.
Als mein Dad nach Hause kommt erzählt sie ihm alles noch mal und ich verkrümel mich in mein Zimmer. Ich setze mich an meinen Schreibtisch, mache den Laptop an und mache meine Musik an. Ich schaue nach ob Dan online ist. Er ist es nicht. Also vertreibe ich mir die Zeit mit Computerspielen, doch ich checke gefühlt alle 10 Sekunden ob er online ist.
Nach 49 min wird aus dem 'zul. online gestern 21:23 Uhr' ein 'online'.
Ich zähle langsam bis 5, doch schon bei 4 poppt eine Nachricht von ihm auf.

Danster: Hey :)
Brookingster: Hey
Danster: Wie war dein Schultag?
Brookingster: Katastrophal
Danster: Schönes Adjektiv.
Brookingster: Danke haha

So gut wie alle unsere Unterhaltungen beginnen so. Einer fragt nach der Stimmung oder wie der Tag war oder so und dann denken wir uns 'besondere' Adjektive die es genau beschreiben. Heute ist es katastrophal.

Danster: Wer regt heute auf?
Brookingster: Xav...
Danster: Wieso?
Brookingster: Er hat sich einfach komisch verhalten. Erst hatten wir eine seltsame Unterhaltung und als ich ihm sagte, dass seine Idee Schwachsinn ist, da hat er sich selbst erst realisiert und mich den ganzen Tag gemieden.
Danster: Der kriegt sich wieder.
Brookingster: Ich hoffe. Und bei dir?
Danster: Mein Tag war chaotisch. Zunächst wussten die Lehrer nie welchen Unterrichtsraum wir benutzen durften, dann hatten wir einen Probe-Feueralarm und danach hatten wir keinen Unterricht mehr aber durften nicht entlassen werden, weshalb ich mit einer Gruppe von Menschen durch das Schulhaus gestiefelt bin.
Brookingster: Klingt aufregend.
Danster: Ja das war es

Ich hatte Dan im Internet kennengelernt und wir schreiben seit einigen Monaten. Das witzige ist: Er kennt quasi jede Person aus meinem Leben, doch diese Personen kennen ihn nicht. Nicht einmal Xav. Ich hielt es nicht für nötig ihm von jedem Pups in meinem Leben zu erzählen. Auch wenn er sonst ziemlich jeden Pups kennt.

Am Abend ruft Xav an.

Ich: Hallo?
Xav: Hey
Ich: Hi.
Xav: Tut mir leid wegen heute..
Ich: Was tut dir leid
Xav: Dass ich dir so aus dem Weg gegangen bin
Ich: Hm.
Xav: Ich weiß nicht was mit mir los war.
Ich: Das weiß ich auch nicht.
Xav: Aber eigentlich, ist es doch die Lösung. Mädchen lieben schwule Jungs, alle Welt liebt Neuigkeiten über die Liebesleben anderer Personen und wir können einmal wissen wie es ist beliebt zu sein. Essen mit den Coolen, die ganzen Mädchen die sich mit uns beschäftigen. Und wenn wir uns dann nach einiger Zeit trennen, sagen wir einfach, dass wir bi sind. Dann können wir nach unserer Zeit Mädchen daten. Wir werden so beliebt, Brook. Wir labern ein bisschen über Gefühle und so und dann sind wir die Frauenhelden schlecht hin! Ich verspreche es dir.
Ich: Man Xav ich weiß nicht. Das ist doch alles schräg!
Xav: Es ist der Plan eines Genies. Das ist Idiotensicher!
Ich: ...
Xav: Bitte. Lass uns das durchziehen.
Ich: Ich weiß nicht...
Xav: Bitte. Denk drüber nach.
Ich: ...okay
Xav: Okay?
Ich: Ja
Xav: Ja?
Ich: Ja
Xav: Was ja?
Ich: Wir machen es..
Xav: Ja???
Ich: Hm ja..
Xav: JA MAN. DANKE.
Ich: Hmm Bitte
Xav: Schatzi
Ich: Oh man
Xav: Was denn, Baby?
Ich: Bis Morgen
Xav: Okay Schatz, Schlaf gut
Ich: Danke..
*auflegen*

ICH KANN NICHT GLAUBEN, DASS ICH DAS GERADE TATSÄCHLICH GESAGT HABE.
ICH BIN VERRÜCKT.

GEFAKED (BoyxBoy) *pausiert*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt