4. Kapitel

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Am nächsten Tag gingen Minhyuk und ich zurück zum Krankenhaus.
Ich, weil ich mir Sorgen um Kai machte und Minhyuk, weil er Jun unbedingt sehen wollte. Er war ihr so verfallen.
Zuerst ging ich aber noch einkaufen. Danke dem vielen Geld, was Kai uns gab und den vielen Münzen von Jun konnten wir sehr, wirklich sehr viel kaufen, was mich total glücklich machte.
Das ist auch ein Grund, warum ich unbedingt zu Kai wollte. Um mich bei ihm zu bedanken, weil das nicht jeder machen würde.
Unser Vater hat gesagt, das er heute ein Treffen hätte. Ich wundere mich, wer sich naja, mit Obdachlosen treffen würde.

Als wir ankamen, empfang uns auch eine fröhliche Jun und ein schlafender Kai.
»Er pennt schon seit gefühlten Tagen, obwohl er erst seit gestern hier ist.«, erzählte sie uns genervt.
Dann wandte sie sich an Minhyuk und lächelte leicht.
»Wollen wir unten was essen gehen?«, fragte sie ihn strahlend.
Ich merkte, wie Minhyuk zögerte, weil es kein Geld dabei hatte.
Da fiel mir ein, dass ich noch etwas vom Einkauf überig hatte.
Unauffällig steckte ich ihm das wenige Geld in seiner Hand und nickte ihm zu, als er überrascht zu mir sah.
Dann lächelte er und bejahte.
»Okay, Unnie möchtest du was? Ich bezahle.«, fragte Jun an mich gerichtet.
Perplex starrte ich sie an.
Dann winkte ich bloss mit meinen Händen.
»Ach, nein. Wir zahlen für uns selb-«, fing ich an, aber Jun unterbrach mich.
»Wag es ja nicht! Ich bin nicht blöd! Ich weiss, dass ihr arm seit, aber das ändert nichts an unserer Freundschaft! Okay, auch wenn wir uns erst seit gestern kennen, aber ist doch egal! Ich zahle. Punkt!«
Mit den Worten packte sie Minhyuk entschlossen am Handgelenk und zog ihn mit sich aus der Türe.

Leicht lächelnds schüttelte ich den Kopf und sass mich auf dem Stuhl nebem Kai's Bett hin.
Dann seufzte ich erschöpft. Ich war müde und mein ganzer Körper tat weh.
Jeden Tag auf den Boden zu schlafen ist nicht das gemütlichste.
Kurz nahm ich meine langen Haare, roch nach denen und verzog darauf mein Gesicht. Wann habe ich zuletzt geduscht?
Dann blickte ich auf meine Klamotten, die leicht zerissen und locker an meinem dünnen Körper hängen.
Ich seufzte und blickte auf meine Hände, die auf meinem Schoss liegen.
»Hör auf so schlecht über dich zu denken.«, hörte ich eine Stimme.
Erschrocken blickte ich auf und sah in Kai's braunen Augen.
Er lächelte mich warm an.
»Du beurteilst dich so schlecht, wieso?«
Ich schüttelte nur meinen Kopf und zeigte auf meinen Körper.
»Wie soll ich denn nicht?«, fragte ich und lachte traurig.
Er schüttelte nur seinen Kopf.
»Du kannst nichts dafür!«
Er meinte unsere Armut.
»Niemand kann etwas dafür und trotzdem ist es so.«, murmelte ich.

Dann blickte ich auf und sah ihm fest in die Augen.
»Aber weisst du? Es ist garnicht so schlimm. Hätte ich viel Geld, wäre ich wie Sehun. Ein arroganter, selbsüchtiger Idiot!«, knurrte ich.
Kai schüttelte wieder lächelnd seinen Kopf.
»So schlimm ist er nicht.«
Ich verdrehte die Augen und meinte: »Sagen sie das nicht alle?«
Diesesmal lachte Kai fröhlich los.
»Naja, wie geht es deinem Fuss?«, fragte ich und deutete auf seinen Fuss.
Er zuckte mit den Schultern.
»Der Doktor meinte das wird schon wieder. Es ist nur blöd, dass ich für eine längere Zeit nicht tanzen darf.«, meinte er traurig, während ich ihn überrascht anblickte.
»Du tanzst?«
Er nickte.
»Für mein Leben gerne. Sehun übrigens auch.«
Jetzt fielen mir fast die Augen vom Kopf und mein Mund klapte auf.
»Sehun, der Sehun, dem ich gestern das Gesicht zerkratzt habe, der Sehun, der gemeiner als sonst was ist, tanzt?«, fragte ich ungläubig.
Kai nickte.
»Ja, er ist total gut!«

Plötzlich ging die Tür auf und Jun mit Minhyuk kamen herein.
In beiden Händen ein Tablett vollgepackt mit Essen, was mein Magen aufknurren liess und alle anderen zum Lachen brachte.
»Hier, Noona.«, sagte Minhyuk und reichte mir ein Muffin, den ich mir schmecken liess.
»Wie alt bist du eigentlich?«, fragte Kai mich mit vollem Mund.
»19, du?«
Plötzlich fing er an zu husten.
Ich klopfte ihm auf den Rücken und gab ihm ein Glas mit Wasser.
Nachdem er sich beruhigt hatte sah er mich mit grossen Augen an.
»19? Ich dachte, du wärst 16 oder so!«
Ich lachte.
»Nein, ich bin 19.«, kicherte, was er mir gleich tat.
»Dann sind wir ja im gleichen Alter. Ich bin übrigens 20.«
Ich nickte.
»Minhyuk ist 15. Wie alt ist Jun?«
»Auch 15.«

Minhyuk und Jun waren in einem Gespräch vertieft, sodass sie uns nicht hören konnten. Irgendwie süss die zwei.
»Ich glaube, Minhyuk und ich sollten mal gehen. Es ist schon eine Zeit vergangen, seit wir hier sind.«, meinte ich und stand auf.
Minhyuk sah mir bittend in die Augen, doch ich schüttelte nur den Kopf.
»Ihr geht schon?«, fragten Kai und Jun gleichzeitg traurig.
Ich lachte und schüttelte den Kopf.
»Wir sehn' uns morgen!«
»Aber da haben wir Schule!«, meine Jun.
Ich blickte überrascht zu Kai.
»Du gehst noch zur Schule?«
»Universität.«, meinte er knapp.
Ich nickte und tat so, als ob ich wüsste, was das sei. Universität, noch nie gehört.
»Ja, dann vielleicht am Wochenende.«, meinte ich Schulterzuckend.
Jun schnappte erschrocken nach Luft.
»Müsst ihr nicht auch-«, fing Kai an, stoppte jedoch, als ich den Kopf schüttelte.
Ich gehe schon seit 12 Jahren nicht mehr zur Schule. Irgendwann war das Geld wichtiger für's Überleben und nicht für das Wissen.
Das was ich noch konnte, habe ich Minhyuk beigebracht, weil er schon mit 3 Jahren die Schule abbroch.

»Ach so...«, murmelte Kai und senkte den Blick.
Nach einem Moment der Stille räusperte ich mich und sagte: »Minhyuk kommt dich gerne abholen. Sag ihm nur, wo du zur Schule gehst.«, sagte ich an Jun gerichtet.
Jun nickte und sagte Minhyuk noch kurz, wo sie zur Schule gehen würde.
Nachdem das dann auch erledigt war, gingen Minhyuk und ich zurück.
Als wir „zu Hause" ankamen, erwartet uns schon unserer Vater strahlend.
»Kinder, ich habe tolle Neuigkeiten! Ihr wisst ja, dass Autos früher mein Hobby war. Also, dass ich so gut wie jedes Auto kenne. Jedenfalls lief ich heute an einem Autoladen vorbei, blieb stehen und sah mir die Autos an.
Dann begann ich über jedes Auto, dass ich sah, alles zu erzählen, was ich darüber wusste. Anscheinend hatte mich der Besitzer gehört und gesagt ich könnte für ein Gespräch gerne vorbei kommen. Also, für einen richtigen Job!«, strahlte uns unser Vater an, was wir ihm gleich taten.
Jeden Tag versuchte mein Vater irgendwo eine Arbeitstelle zu finden, doch immer wurde er abgelehnt.
Leute hatten wohl etwas gegen Obdachlose, wie es aussah, aber ich nahm es ihnen nicht übel.
Auch wenn er mein Vater ist, er sieht nicht so aus, als hätte er das Potential zum arbeiten.
Minhyuk und ich sahen aber nicht anders aus.

Ich ging auf meinen Vater zu und umarmte ihn glücklich.
»Glückwunsch!«, rief auch Minhyuk und quetschte sich zwischen uns, was uns zum lachen brachte.
Eins konnte man über uns sagen: Obwohl wir seit Jahren so wenig besitzen, so ziemlich alles verloren haben, was wir besassen, gibt es etwas, was uns geblieben ist: Unsere Freude.
Zwar nicht immer, aber oft.
Viele Familien verlieren die Freude, wenn sie das „richtige Leben" leben, doch wir haben sie glücklicherweise behalten. Denn ohne Freude, wer wäre da schon glücklich?



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Who listened Infinite's new song?
Hat'd euch gefallen (das Kapitel?) ^-^

-ProudToBeALoser

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