Leonia

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,,Stefan!" Keine Reaktion. ,,Stefan!", rief ich wieder. Wieder keine Antwort. ,,Stefan", jetzt schrie ich das Haus zusammen und mein Mann bequemte sich endlich in unser Schlafzimmer. ,,Was ist denn los?", fragte er mich genervt. Ich schaute ihn vorwurfsvoll an und deutete nur auf den riesigen Blutfleck auf unserem Bett. ,,Das ist los", sagte ich tonlos. ,,Das ist viel zu früh! Und warum ist da Blut?", regte er sich auf, doch ich deutete still auf das Telefon am Nachttisch und machte mich darauf gefasst, mein Kind zu verlieren. Das ging meistens nie gut aus, immer wenn man so etwas in Filmen sah, verlor die Frau ihr Kind. Ich wollte mein Baby nicht verlieren. Nicht jetzt. Nie in meinem Leben. Ich wollte sehen, wie es aufwuchs, zur Schule ging und Freunde hatte und eine eigene Familie gründete. Aber in meiner Lebensvorstellung kam nie vor, dass mein Baby nie die Chance hatte, überhaupt zu leben. Mittlerweile hing Stefan am Telefon und beorderte einen Krankenwagen auf unser Anwesen. ,,Der Krankenwagen wird bald da sein. Dann sind du und unsere Tochter in Sicherheit", versuchte Stefan mich zu beruhigen, aber ich hatte nur noch im Kopf, dass ich meine Tochter kennenlernen wollte, miterleben wollte, wie sie ihre ersten Worte sprach und wie sie ihre ersten Schritte im Leben machte. Ich malte mir das alles aus, nur, um mir nicht vorstellen zu müssen, wie ich mein Baby leblos in meinen Armen halten würde. Armen, die es nicht geschafft hatten, mein wehrloses Baby zu beschützen. Hilflos sackte ich auf dem Bett zusammen und begann, zu weinen. Die ganze Zeit hatten die Tränen nur darauf gewartet, zu fließen.
Und nach einer endlosen Ewigkeit kam endlich der Krankenwagen. Ich legte beschützend die Arme auf meinen Bauch und ließ mich in den Krankenwagen hieven.
Im Krankenhaus angekommen machte man nur ein paar kurze Untersuchungen, um mir dann zu erklären, dass ich eine Plazenta Ablösung hätte und dass ich somit gleich in den Op musste, damit man einen Kaiserschnitt durchführen konnte. Reaktionslos unterschrieb ich das Dokument und wurde danach umgehend in den Opsaal geschoben. Nie im Leben hätte ich gedacht, dass es so weit kommen würde. Zögernd schaute ich in Stefans rehbraune Augen, die mich mitfühlend anschauten. Ohne Zögern streckte ich meine Hand nach seiner aus. Er war der einzige Mensch auf der gesamten Welt, der mir die Kraft geben konnte, weiter zu machen. Ohne ihn wäre ich hilflos. Er war mein Rettungsanker, die Liebe meines Lebens und mein bester Freund. Er war mein Seelenverwandter. Er war derjenige, mit dem ich den Rest meines Lebens verbringen wollte und das sah ich nun alles in seinen Augen. Plötzlich wusste ich, dass er genauso für mich empfand. ,,Ich liebe dich", presste ich mühsam heraus, das Betäubungsmittel wirkte also schon. ,,Gleich ist alles vorbei", murmelte er leise, doch ich verstand es. Zögerlich nickte ich und streichelte ein letztes Mal meinen Bauch, in dem nur noch für ein paar Minuten ein lebendes kleines Wesen beheimatet sein würde. Nun war es soweit. Nun war ich im Raum angelangt. In dem Raum, in dem alles enden würde. Nie würde ich ein lebendes Baby in meinen Armen halten. Irgendwie hatte ich es gewusst, aber ich hatte immer noch gehofft, dass eine Chance für mein Baby bestand. Das würde mich mein ganzes Leben prägen. ,,Sind Sie bereit?", wurde ich von einer Ärztin gefragt. Ich nickte nur, da ich nicht in der Lage war, zu sprechen. ,,Dann fangen wir jetzt an", nach diesen Worten bekam ich nicht mehr viel mit, nur, dass ich eine Maske aufgesetzt bekam. Danach kann ich mich an nichts mehr erinnern. Vielleicht war das auch besser so.

Als ich aufwachte, hörte ich das gleichmäßige Piepen eines Gerätes. Irgendwann erkannte ich, dass es mein Herzschlag war. Mit leeren Augen schaute ich mich in dem Raum um und realisierte, was passiert war. Ungläubig fasste ich mir an meinen nun leeren Bauch und weinte. Ich konnte nicht mehr aufhören. Ich hatte mein Baby verloren. Mein süßes kleines Mäuschen. Ich wollte nur noch schlafen. Ich wollte nie wieder so etwas schreckliches erleben. Ich wollte mein Baby. Auf einmal öffnete sich die Tür und Stefan trat mit einem Lächeln auf dem Gesicht ein. Ungläubig starrte ich nun auch ihn an. ,,Warum lächelst du?", presste ich unter Tränen hervor. Er lächelte mich noch einen Moment glückselig an, ehe er mir eine Antwort gab. ,,Leonia."

Plötzlich RoyalWo Geschichten leben. Entdecke jetzt