Vom Regen in die Traufe, oder doch eher Taufe?

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„Hallo Bells, hier ist Rebekah.", meldete ich mich bei meiner besten Freundin, die ich in den letzten Monaten viel zu wenig beachtet hatte. „Rebekah, bist du das wirklich?", fragte sie mich ganz aufgeregt. „Ja, ich bin es wirklich. Bist du noch schwanger oder ist dein Kind schon da? Bin ich endlich Tante?" „Ja, aber es steht nicht gut im Leonia. Die Ärzte rechnen mit dem Schlimmsten. Du musst sofort herkommen...", schluchzte ich und dachte an den Moment, in dem uns die Ärzte mitgeteilt hatten, dass Leonias Aussichten auf eine vollkommene Genesung nicht gut standen. Vielleicht würde sie sterben oder sie würde ihr Leben lang Tabletten nehmen müssen. Das war so absolut nicht das Leben, das ich mir für mein Kind vorgestellt hatte. „Es ist alles gut, Schatz.", versuchte Stefan mich zu beruhigen, doch ich konnte es einfach nicht. Ich konnte nicht schon wieder den ganzen Tag in einem Krankenhaus rumsitzen und darauf warten, dass die Ärzte irgendetwas Neues herausfanden oder eine neue Behandlungsmethode vorschlugen. Das war für mich kein Leben. „Ich will zu unserer Tochter.", flüsterte ich meinem Mann ins Ohr. „Genau in diesem Moment sollten wir bei ihr sein und ihre Hand halten und nicht eng umschlungen auf einem Krankenhausflur stehen. Falls sie,", weiter kam ich nicht. „Falls sie es", ich holte tief Luft und holte tief Luft. „nicht schaffen sollte, dann will ich wenigstens bei ihr gewesen sein und ihre Hand gehalten haben. Sonst könnte ich mir das nie verzeihen..." Ich sah Stefan in die Augen und sah darin volles Verständnis. „Wir gehen jetzt zu unserer Tochter. Komm mit", er nahm meine Hand und lief mit mir in Richtung des Zimmers in dem Leonia untergebracht war.
„Sie sieht einfach so zerbrechlich aus...", stammelte ich und drehte mich von meiner Tochter weg, die gerade jetzt um ihr Leben kämpfte. „Ich kann das nicht.", sagte ich nur noch, bevor ich aus dem Zimmer rannte. „Sie braucht dich jetzt mehr als jeden anderen. Leonia braucht dich. Ihre Mutter.", flüsterte Stefan mir ins Ohr und ich fing an zu weinen. „Kannst du das nicht verstehen? Es zerbricht mir das Herz, wenn ich sie so daliegen sehe. Und dann noch weiß, dass jeder Atemzug, den ich sehe, ihr letzter sein könnte.", ich brach schon halb in Panik aus. „Komm bitte mit rein. Sie braucht dich. Unsere Tochter braucht jetzt genau einen Menschen. Und der bist du. Und wenn sie wirklich sterben sollte, dann wirst du ihr dabei zur Seite stehen.  Du wirst ihre Hand halten. Du wirst die letzte Person auf Erden sein, die sie berührt." Ich weinte nur noch mehr. „Ich kann das nicht. Ich will ja bei ihr sein, aber..." „Nichts aber, du wirst jetzt da rein gehen und ihre Hand halten und mit ihr sprechen.", bestimmte Stefan und schob mich an Leonias Bett. „Nimm ihre Hand.", flüsterte er mir ins Ohr und ich ergriff ihre rechte Hand, während Stefan die linke nahm. „Leonia, Schatz, du darfst uns nicht verlassen. Du musst kämpfen. Du wirst ein tolles Leben haben. Das einzige, was du tun musst, ist kämpfen.", sprach ich zu meiner Tochter und drückte ihre Hand fester. Auf einmal kam es mir so vor, als würde sie meinen Daumen drücken. Und dann war da nichts mehr...
Die Monitore schlugen Alarm und keine fünf Sekunden später standen fünf Ärzte im Zimmer und drängten uns aus dem Zimmer und versuchten, unserer Tochter das Leben zu retten. Entgeistert starrte ich Leonia an, die gerade noch meinen Daumen gedrückt hatte. Das dürfte nicht wahr sein.

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