Mutterliebe

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Leonia. Meine Tochter. Die Tochter, die ich geglaubt hatte, zu verlieren. Die Tochter, für die ich mir einen besseren Start ins Leben erhofft hatte. ,,Wie?", stellte ich ein Wort in den Raum. ,,Es war so knapp. Sie hätten sich fast dafür entschieden, dich zu retten und Leonias Leben zu beenden. Doch glücklicherweise haben sie sich für die riskantere Variante entschieden. Ich hätte es nie verkraftet, wenn du oder sie euer Leben hättet geben müssen." Bei diesen Worten machte mein Herz einen Sprung nach ganz oben. Es kam mir so vor, dass es plötzlich wieder ganz war und noch dazu, um einiges größer. ,,Ich will sie sehen", stammelte ich. ,,Sie ist so winzig.", meinte er und wieder trat dieses glückselige Lächeln auf sein Gesicht. ,,Sie ist einfach nur zauberhaft." ,,Wie groß ist sie? Wie viel wiegt sie? Wie stehen ihre Überlebenschancen?", wollte ich wissen. Alles so Fragen, die mir persönlich auf dem Herzen lagen. ,,Sie ist 46cm groß und sie wiegt 3,28 Kilogramm." Das brachte mich zum Lächeln. Meine kleine Kämpferin. Unsere kleine Kämpferin. ,,Ich will sie sehen", forderte ich. ,,Du bist noch zu schwach.", meinte Stefan bestimmend, aber das war kein Argument für mich. Ich musste meine Tochter sehen. Sie war mein Ein und Alles. Genauso wie Stefan. ,,Nein, ich muss sie jetzt sehen", forderte ich weiterhin. Und zu meinem Glück kam gerade ein Arzt ins Zimmer ,,wen wollen Sie sehen?", fragte er mich. ,,Meine Tochter.", antwortete ich ihm mit flehender Stimme. ,,Sie müssen hier die Geburtsurkunde unterschreiben und dann schicke ich Ihnen gerne jemanden, der Sie im Rollstuhl zu Ihrer Tochter bringt." Das war mal ein netter Arzt. Herausfordernd sah ich Stefan an. ,,Aber ist Rebekah denn nicht zu schwach für so etwas?", fragte er mit einem abschätzenden Blick auf mich. ,,Wenn Ihre Tochter nach Ihrer Frau kommt, dann ist Ihre Frau eine noch stärkere Kämpferin als Ihre Tochter, Eure königliche Hoheit.", sagte der Arzt und ich begann, ihn wirklich gern zu haben. ,,Wie sind Leonias Überlebenschancen?", fragte ich ihn. ,,Ihrer Tochter geht es den Umständen entsprechend sogar sehr gut." Glücklich lächelte ich ihn an und dann rannten mir Freudentränen die Wange hinunter. ,,Sie wird es schaffen", murmelte ich vor mich hin und der Arzt bejahte es. ,,Eigentlich würde ich ja jetzt aufstehen und Sie umarmen und Ihnen von Herzen danken, aber im Moment geht das nicht." Entschuldigend schaute ich auf die ganzen Monitore. ,,Ich möchte sofort zu ihr", verlangte ich nun. ,,Sie müssen wirklich nur noch hier unterschreiben.", wies er mich wieder auf das Dokument hin, dass die Geburt meiner Tochter feststellte. Den 6. Juni um 8 Uhr 39. Das Geburtsdatum meiner Tochter. Ich unterschrieb die Geburtsurkunde und stellte dabei fest, dass Leonia statt drei Namen sogar vier hatte. Leonia Freya Aurelia Rose. ,,Warum Rose?", fragte ich meinen Mann. ,,Erkläre ich dir später. Er hat zwei Bedeutungen." Ich nickte ihm nur zaghaft zu und fragte mich, wann diese Schwester mit dem Rollstuhl käme. Und endlich war sie da. Die Fahrt durchs Krankenhaus dauerte ewig. Und dann standen wir vor der Neugeborenenstation. ,,Ich lasse Sie dann mal allein.", bot uns die Krankenschwester an und wir nahmen ihr Angebot liebend gerne an. ,,Bring mich zu ihr", forderte ich nun Stefan auf. Er schob mich zu einem separaten Bettchen, auf dem Leonias Name eingraviert war. ,,Die Ärzte haben ihr ein eigenes Bett gewidmet, da sie eines Tages ihre Königin sein wird." Weiter kam er nicht. Ich küsste ihn so stürmisch, dass es für eine Krankenstation schon fast wieder verboten werden sollte. Unglaublich, wie sich alles doch noch zum Guten gewendet hatte. Und dann schaute ich das erste Mal in Leonias Gesicht. Sie sah so friedlich aus. So perfekt. Sie war meine Tochter. Einfach perfekt. Ich liebte sie von dem Augenblick an, in dem sie unterwegs war. Niemand würde diese Liebe jemals zerstören können. Ich würde sie für immer und ewig lieben und beschützen. Zärtlich nahm ich ihre kleine Hand in meine und sofort wickelte sich ihre winzige Hand um meinen Ringfinger. Diese Geste war so perfekt. Ich wollte ihre Hand nie mehr wieder loslassen. Ich sah sie liebevoll an und konnte gar nicht fassen, dass ich so etwas wunderbares auf die Welt gebracht hatte. Dass ich einem kleinen Menschen das Leben geschenkt hatte. Einfach so unglaublich. Langsam betrat die Krankenschwester wieder den Raum und sagte, dass ich allmählich wieder in mein Zimmer müsse, denn die Visite würde nun stattfinden. ,,Warten Sie bitte noch einen kurzen Moment.", bat ich sie und sie nickte mir vertrauensvoll zu. Ich zückte mein Handy und schoss Abertausende von Fotos von meinem kleinen Wunder.

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