Geburt

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Mein Bauch war riesig. Kein Wunder, ich war auch in der 37. Schwangerschaftswoche. Die Ärzte waren sehr zufrieden, da es eigentlich normal für Zwillinge war, schon in der 36. Woche geboren zu werden. Für mich wäre es auch eine Erleichterung, denn ich würde nicht mit jedem Tag fetter werden, wobei das mein kleinstes Problem war, sondern wäre endlich Mutter und ich könnte endlich wieder dieses tolle Gefühl erleben, dass ich vor eineinhalb Jahren das letzte Mal erlebt hatte. So unglaublichen Stolz, die Freude, mein Baby das erste Mal im Arm zu halten und die Liebe zu ihm, die mit jeder Sekunde stärker wurde. Ich wollte das wieder erleben. Und so wurde ich jede Sekunde, die verstrich, ein wenig quirliger. Ich wollte meine Babys jetzt. Ich wollte sie in meinen Armen halten und ihre Namen in die ganze Welt hinausschreien. Ich wollte ein Familienfoto. Ich wollte so vieles, aber das würde alles erst in Erfüllung gehen, wenn ich die Jungs auf die Welt gebracht hatte. Ich wollte mir die Zeit mit lesen vertreiben. Das tat ich in den letzten Wochen und Tagen ständig. Dummerweise hatte ich gestern mein Buch fertig gelesen, sodass ich mir ein neues holte. Nur leider waren die Bücher, die mich interessierten, in den höheren Fächern, die man nur mit einer Leiter bekommen konnte. Ich hatte allerdings keine Lust, irgendjemand kommen zu lassen. Man könnte ja ein einziges Buch holen, ohne dass irgendetwas passierte. Ich meine, ich hörte jeden Tag, dass ich nicht so schwer tragen sollte. Sollte ich nicht einmal meine Tochter auf den Arm nehmen dürfen? Ich würde es ja wohl auf die Reihe bringen, ein Buch aus einem Regal zu holen, auch wenn dafür eine Leiter nötig war. Ich trat auf die Leiter, doch anscheinend war ich zu schwer, denn sie krachte unter mir zusammen. Als ich fiel, dachte ich nur noch, dass das nicht wahr sein dürfte.

Als ich wieder aufwachte, lag ich im Krankenhaus. Stefan saß besorgt neben mir auf einem Stuhl und hielt meine Hand. Er schluchzte. Ich hatte ihn Ewigkeiten lang nicht mehr weinen sehen. "Wird sie durchkommen?", hörte ich ihn fragen. "Ja, sie wird es auf jeden Fall schaffen." Stefan atmete hörbar erleichtert aus. "Und was ist mit den Babys?" Ich spitzte meine Ohren. "Der eine überlebt es auf jeden Fall. Aber bei dem anderen müssen wir abwarten. Aber wir sind guter Dinge." Der Arzt lächelte Stefan wohl an. Nein! Ich wollte nicht, dass mein Baby starb! Ich wollte mich aufrichten, doch ich konnte mich nicht bewegen. Was war nur los mit meinem Körper? Warum reagierte er nicht? "Außerdem haben die Wehen angefangen..." Na ganz toll. Genau dann, wenn man sie am wenigsten brauchen konnte. Und genau da spürte ich den Schmerz zum ersten Mal. Toll, ich konnte mich nicht bewegen, aber die Wehen spürte ich trotzdem. Was war das nur für ein blöder Körper? Konnte ich meine Augen aufschlagen? Ja, das ging. Ich schlug sie auf und sah direkt in Stefans meerblaue, besorgte Augen. "Wie geht es dir?", fragte er mich. Ich lächelte gequält. Und wieder eine Wehe. "Aua", ich stöhnte. Stefan lächelte nur mitleidig. "Ich wollte es nicht so. Ich wollte nur ein Buch holen." Ich schniefte. Ich war traurig. Vielleicht würde eines meiner Babys nicht überleben, nur weil ich unbedingt ein Buch hatte lesen wollen. "Was ist überhaupt passiert?" "Du bist von einer Leiter gestürzt.", Stefan sah mich stirnrunzelnd an. "Weißt du das nicht mehr?" Er hatte mich komplett falsch verstanden. "Ich meinte nicht das. Ich meinte, was ist danach passiert." Da schien ihm ein Licht aufzugehen. "Irgendjemand vom Personal hat einen Krach aus der Bibliothek gehört und mich sofort verständigt. Natürlich bin ich sofort losgelaufen. Und dann sah ich dich. Du lagst leichenblass auf dem Boden und hast kaum noch geatmete. Ich war so am Ende. Ich konnte es mir einfach nicht vorstellen, dass du stirbst. Ein Leben ohne dich hätte gar keinen Sinn." Ich war schockiert. Mein Mann hatte Höllenqualen leiden müssen, nur weil ich, seine überaus eitle Frau, sich nicht hatte helfen lassen wollen. "Das wollte ich nicht.", wiederholte ich meinen Satz von eben. "Und dann haben auch noch deine Wehen eingesetzt." "Das habe ich schon bemerkt.", ich musste trotz der Schmerzen lachen. "Das hatten wir uns so viel anders vorgestellt. Und alles ist wegen mir kaputt. Nur weil ich zu eitel war..." Stefan ließ mich nicht ausreden. Er legte mir einen Finger auf den Mund und brachte mich so zum Schweigen. "Das ist nicht deine Schuld." Ich wollte ihm so gerne glauben, aber ich konnte nicht. "Wenn eines unserer Babys stirbt, dann kann ich mir das nie im Leben verzeihen!" Er drückte mir einen Kopf auf die Stirn. "Soweit wird es nicht kommen. Beide werden überleben." Ich hätte es ihm so gerne geglaubt, aber da überrollte mich auch schon die nächste Wehe.

"Da ist schon das Köpfchen zu sehen.", munterte mich die Hebamme auf. "Nur noch einmal pressen." Ich tat, wie mir gehießen und der erste meiner beiden Söhne war geboren. Sofort trennte die Hebamme die Nabelschnur und gab den Kleinen den Ärzten, die ihn sofort untersuchten. Aber es war leider noch nicht vorbei. "Und nochmal pressen!" Insgesamt hatte ich noch fünf Presswehen, bevor auch mein zweiter Sohn auf die Welt kam. Schweißüberströmt lag ich im Bett und war ängstlich. Ängstlich deshalb, weil ich wissen wollte, wie mein Unfall Auswirkungen auf die beiden hatte. Eigentlich sollte mich ein Glücksgefühl überfallen, aber eher das Gegenteil war der Fall. Ich wollte das alles nicht. Ich hatte meine Augen geschlossen, als ich etwas weiches auf meinem Bauch spürte. Es war mein Sohn. "Er ist so klein.", ich schaute ihn liebevoll an. Ich konnte mich gar nicht an ihm sattsehen. Stefan zog, woher auch immer, seinen Foto heraus und knipste fleißig die ersten Augenblicke im Leben unseres Sohnes. "Maximilian." Das war der Name unseres erstgeborenen Sohnes. "Was ist mit dem anderen?" Meine Stimme übertönte alle anderen. "Im Moment ist alles in Ordnung.", antwortete mir ein Arzt. Das 'im Moment', machte mich nicht stutzig, ich war vollkommen darauf konzentriert, ihn das erste Mal zu sehen. Meinen Jüngsten. Niklas.
Schließlich gab man ihn mir und Stefan schoss unentwegt Fotos von uns dreien, bis ich verlangte, dass eine der Hebammen ein Foto von uns vieren machte. Anschließend wollte ich noch ein Foto von Maximilian und Niklas alleine.

Der Palast postete dies noch am selben Tag mit dem Spruch:Eltern halten die Hand ihres Kindes

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Der Palast postete dies noch am selben Tag mit dem Spruch:
Eltern halten die Hand ihres Kindes.
Ihr Herz jedoch halten sie für immer. Wir werden immer für unser liebes Zwillingspärchen da sein, ihnen in der Not mit Rat und Tat zur Seite stehen und mit ihnen jeden noch so fröhlichen Moment feiern. Wir freuen uns sehr, die Geburt von Prinz Maximilian und Prinz Niklas zu verkünden.

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