Auf Wiedersehen!

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Heute war Niklas Beerdigung. Und Tag 10 an dem ich Stefan nicht gesehen oder gehört hatte. Er hatte mir zwar tausende von SMSs geschrieben, aber ich beantwortete sie nicht. Sie drehten sich alle um dasselbe. Warum? Aber es wäre besser, wenn er mich hasste. Das würde die ganze Sache definitiv vereinfachen. Es tat zwar weh, aber auf lange Sicht wäre es das Beste. Ich war mit Maximilian in ein Ferienhaus außerhalb von Kopenhagen gezogen und würde dort aber auch nur noch heute bleiben. Danach wusste ich noch nicht, was ich tun sollte. Aber darüber machte ich mir keine Gedanken. Es war so schrecklich, ganz nah bei meiner Familie zu sein und trotzdem nicht wirklich bei ihnen zu sein. Ich stand hinter einem Busch und würde den ganzen traurigen Anlass nur dort verbringen. Leonia hielt tapfer Stefans Hand und weinte bitterlich. Sie kannte ihren Bruder zwar nicht, aber sie erkannte bestimmt, dass ich nicht mehr da war. Dass sie in Zukunft ohne mich aufwachsen würde. Und Stefan versuchte vergeblich, sie zu trösten, was aber nicht funktionierte. Ich wollte so gerne zu ihnen eilen, aber das war mir nicht möglich. Ich wollte sie nicht noch mehr verletzen. Ich war gegangen. Und ich konnte diese Entscheidung nicht rückgängig machen, ohne sie noch mehr zu verletzen. Und das wollte ich auf gar keinen Fall. Ich sah, dass eine hübsche Frau neben Stefan trat und in mir loderte nun grenzenlose Wut. Klar, es konnte eine gute Freundin sein, aber auf einen zweiten Blick erkannte ich sie. Es war Nikolina. Die Frau, die sich schon mal an ihn rangemacht hatte. Das war wirklich die Hölle! Ich wollte eigentlich dabei sein, wenn mein Sohn beerdigt wurde, auch wenn es mir weh tat und auch wenn ich dieses ganze Buschtheater auf mich nehmen musste. Aber das war es mir eigentlich wert gewesen, Niklas letzten Weg zu sehen und ein letztes Mal Stefan und Leonia. Aber nun brannte in mir die pure Eifersucht. Ich war so eifersüchtig, so verletzt, so traurig, ich konnte das hier einfach nicht mehr. Ich nahm das nächstbeste Taxi und ließ mich zum Ferienhaus zurückkutschieren. Um mir im Taxi keine Blöße zu geben, hielt ich meine Tränen zurück, ehe ich ihnen im Ferienhaus freien Lauf erteilte. Ich wollte weg. Weg aus Dänemark. Irgendwohin, wo mich niemand kannte. Wo ich ein komplett neues Leben anfangen konnte. Ich würde auswandern und neu anfangen. Und dafür würde ich nun alles in die Wege leiten. Das Kapitel mit Stefan und mir war abgeschlossen. Nun würde ein neues Kapitel im Buch des Lebens folgen. Und zwar ohne ihn und meine zuckersüße Tochter. Aber stattdessen mit Maximilian. Immerhin ein schwacher Trost. Aber ich konnte Leonia nicht mitnehmen, da sie eines Tages die Königin von Dänemark sein würde. Vielleicht könnte ich sie sehen. Auf jeden Fall würde ich ihr Karten, Briefe und Geschenke schicken. Vielleicht würde sie sie nie erhalten, aber ich hätte es wenigstens probiert. Natürlich war mir bewusst, dass sie mich den Rest ihres Lebens hassen würde. Welche Mutter verließ ihr Kind, nur um über etwas hinwegzukommen? Eine Schlechte. Aber wenn ich wirklich eine schlechte Mutter wäre, wie würde ich es hinkriegen, dass Maximilian mit einer guten Mutter aufwachsen würde. Noch dazu ohne Vater. Stefan war der perfekte Vater. Er hatte mich immer dazu ermuntert,... Halt, ich wollte ihn vergessen. Ich durfte nicht so über ihn denken, schließlich hatte ich ihn verlassen, was mir von Minute zu Minute immer mehr leid tat. Aber ich hatte es so gewollt. Es war meine Entscheidung gewesen. Und mit dieser Entscheidung schlug ich ein neues Kapitel in meinem Leben auf. Ein Kapitel in einem fernen Land. Irgendwie wollte ich unbedingt nach Australien. Es war ein friedliches Leben dort. Wie geschaffen für jemanden, der nicht erkannt wurde. Ich schaute mich im Internet vorerst nach Häusern um, die man mieten konnte. In Australien würde ich mich dann selbst um ein Haus kümmern. Aber jetzt musste ich erst einmal Tickets kaufen. Ich musste hier weg. Ich wollte nur noch weg. Neues Leben, jetzt.

Plötzlich RoyalWo Geschichten leben. Entdecke jetzt