Krönung

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Heute war er. Der Tag, der alles verändern würde. Noch mehr, als dass es sich ohnehin schon verändert hatte. Nie in meinem ganzen Leben hätte ich gedacht, dass ich einmal Königin von Dänemark werden würde. Wer denkt das bitteschön? Klar, man hat so seine Prinzessinnenträume, gerade als Mädchen, aber dass diese dann wirklich in Erfüllung gehen, das denkt man sich nicht wirklich. Und nun wäre es soweit. Das Undenkbare. Das Unfassbare wird wahr. Und niemand weiß, wie es danach weitergehen wird. Ich habe Angst. Angst, vor der viel zu großen Verantwortung, die auf meinen Schultern lasten wird. Aber noch mehr davor, dass Leonia mich höchstens einmal die Woche zu Gesicht bekommt. Ich werde von einem Termin zum nächsten hetzen. Ich war in Gedanken versunken und hatte nicht gemerkt, dass ich fast eingeknickt wäre. Vielleicht wäre das gar nicht so schlecht gewesen. Dann hätte ich wenigstens jetzt noch einmal ein wenig Schlaf bekommen, da Leonia mich die ganze Nacht auf den Beinen gehalten hatte. "Welches Kleid wollen Sie tragen, eure Hoheit?", fragte mich meine Zofe. Ich wollte gar keine Zofe haben, aber hier fragte mich niemand nach meiner eigenen Meinung. Alles wurde über meinen Kopf hinweg entschieden, aber dem würde ich bald ein Ende bereiten. Wozu war es denn sonst gut, die Königin von Dänemark zu sein? "Ich würde gerne das Kleid hier anziehen.", ich deutete auf ein weißes Kleid mit Stickereien und den passenden Umhang dazu.

Sie sagte nichts mehr, sondern half mir einfach nur, den Mantel anzulegen

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Sie sagte nichts mehr, sondern half mir einfach nur, den Mantel anzulegen. Ich traute mich nicht, mit ihr zu reden und so verliefen meine letzten Minuten als ziemlich normales Mädchen, ohne, dass ich ein Wort gesagt hätte. Ich wollte nicht, dass meine "letzten Worte" gewesen wären, welches Kleid ich anziehen wollte. Stattdessen wollte ich mit meinen Liebsten reden. Das Problem war nur, dass ich sie erst nach der Zeremonie wiedersehen würde. Aber da kam mir eine grandiose Idee. Wozu gab es Handys? Ich öffnete die Kamera und startete die Videoaufnahme.
"Lieber Schatz,
Das ist wohl das letzte, was ich zu dir sagen werde, bevor wir das Königspaar Dänemarks sind. Ich liebe dich. Du zeigst mir jeden Tag, wie schön das Leben ist und wie sehr du mich liebst! Du bist immer für mich da und stehst zu mir, egal was passiert. Du liebst mich einfach so wie i h bin, auch wenn das manchmal nicht einfach ist und dafür möchte ich dir von ganzem Herzen danken! Genauso werde ich immer für dich da sein und zu dir stehen. Ich werde immer deine Hand halten, dich immer lieben, mit deinen Stärken und deinen Schwächen. Mit dir möchte ich für den Rest meines Lebens zusammen sein. Und ich danke dir so sehr, für unsere wunderbare kleine Tochter. Ich danke dir so sehr! Ich werde dich lieben bis zu meinem letzten Herzschlag! Schatz, ich wollte dir nur noch einmal sagen, bevor unser Leben komplett auf den Kopf gestellt wird, dass ich dich über alles auf der Welt liebe und immer lieben werde!" Am Ende schickte ich einen Kuss in die Kamera. Das war es. Jetzt war es an der Zeit, sich der Verantwortung und meiner Angst zu stellen. Ich traf erst im Thronsaal auf Stefan und gesellte mich neben ihn. Ich war so beeindruckt von der ganzen Pracht, ich konnte gar nicht realisieren, was jetzt gleich passieren würde, obwohl Stefan und ich die Zeremonie so oft durchgegangen sind. Zuerst müsste Stefan seinen Eid leisten und danach ich. Aber wo war Leonia?
Ah, da war sie. Sie sah wunderschön aus, so wie immer. Auf einmal wurde es totenstill im Raum. Es war soweit, die Priester kamen. Margarethe hatte schon abgedankt und nun war Stefan an der Reihe. Er ging mit schweren Schritten nach vorne, sprach den Königseid nach, in dem er versprach, sich sein ganzes Leben seinem Land zu verpflichten, immer das Beste für es im Sinn zu haben und es vor jedem Unheil zu beschützen. Außerdem würde er immer ein offenes Ohr für das dänische Volk haben und immer sein Wohl im Auge behalten. Der Priester nickte zufrieden und ein anderer Geistlicher brachte eine alte Bibel, auf die Stefan seine Hand legte und den Eid somit abschloss. Als ob das nicht schon genug wäre, wurde er gesalbt und er bekam die Kronjuwelen aufgesetzt mit denen er lateinische Worte nachsprach. Und dann war es endgültig vollzogen. Mein Mann war König von Dänemark. Die Menge in der Kirche applaudierte. Ich hatte Tränen in den Augen, aber aus anderen Gründen, als die anderen Menschen hier. Stefan ging nun mit erhobenem Haupt zurück zu seinem Platz und schaute mich und Leonia kurz an. Das war das Zeichen. Nun würde ich zur Königin gekrönt werden. Ich atmete ein letztes Mal tief ein und aus, erhob mich von meinem Stuhl, strich kurz mein Kleid glatt und kniete mich, wie zuvor Stefan auch, auf die vordere Sitzbank. Eigentlich war bei uns alles gleich, vom Ablauf her, auch wenn meine dänische Aussprache nicht so perfekt war, wie Stefans. Endlich hatte ich es hinter mir, aber ich fühlte mich nicht so, wie erwartet. Ich dachte, mir würde es schlecht gehen, aber mir ging es erstaunlicherweise sogar sehr gut. Vielleicht lag das an einem Adrenalinstoß. Ich war nur froh, dass es hinter mir lag. Die Folgen dieser Zeremonie, hatten sich noch nicht endgültig in meinem Kopf festgelegt. Vielleicht würde es nie ganz bei mir ankommen, dass ich jetzt Königin von Dänemark war mit einem Haufen von Pflichten in jeder Hand. Und meine Tochter, Leonia, stand nun an erster Stelle der Thronfolge. Als 10 Monate altes Baby. Unglaublich. Heute war so viel passiert. So viel Unglaubliches, was ich mir nie in meinem ganzen Leben erträumt hätte.

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