Roses

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Jetzt lagen überall Blumen auf der Hinfahrt zum Palast. Und es würden immer noch mehr werden. Man sah deutlich die Anteilnahme des dänischen Volkes. Heute war ein schrecklicher Tag. Zwar nicht so schrecklich wie der Tag vor einer Woche, aber trotzdem schrecklich. Heute ist die Trauerfeier mit anschließender Beerdigung. Nur die engsten Familienmitglieder und ein paar Freunde, unter anderem auch Mitglieder anderer Königsfamilien, würden kommen. Ich suchte in meinem riesigen Kleiderschrank das schwarze Kleid, das ich neulich mit Stefan in der Stadt gekauft hatte. Allerdings noch ohne zu wissen, dass ich es auf der Beerdigung meines Schwiegervaters Henrik tragen würde. Das alles war so traurig. Selbst Leonia hatte mitbekommen, dass etwas nicht stimmte. Sie war in letzter Zeit sowieso so aufmerksam. Aber das war bei einem sechs Monate alten Baby vielleicht auch nicht anders. Ich jedenfalls wusste es nicht, da Leonia mein erstes Kind war. "Rebekah, kommst du?", rief Stefan, der offenbar schon fertig war. "Ich bekomm den Reißverschluss von meinem Kleid nicht zu. Kannst du mir helfen?", fragte ich ihn. "Natürlich." Nach wenigen Sekunden war er bei mir. "Hast du Leonia schon ins Auto gebracht?", fragte ich ihn. "Nein, sie ist noch in ihrem Zimmer.", sagte er und machte sich auf den Weg dorthin. "So eine süße Maus!", er küsste ihren ganzen Kopf. "Sie ist ja auch unsere Tochter. Sie ist die hübscheste, die klügste, die beste in allem, weil wir ihre Eltern sind.", ich lächelte stolz. "Und sie wird eines Tages die beste Königin sein, die ich je kennengelernt haben werde. Aber zuerst, wirst du diesen Posten ganz wunderbar vertreten." Er lächelte mich an. Wir verschwiegen dieses Thema. Wir hatten mittlerweile Mitte Dezember und Mitte April würden wir gekrönt werden. Und wir hatten immer noch keinen Babysitter für Leonia. Der nächste offizielle Auftritt von uns beiden würde schon in zwei Wochen sein. Ohne Leonia. Zwar würde Margarethe auf sie aufpassen, aber das war auch nur eine Übergangslösung. Wir mussten uns wirklich beeilen. "Komm schon, es wird langsam Zeit. Und wir wollen doch nicht die letzten sein.", sagte er und nahm meine Hand. Er lächelte mich tapfer an, aber in seinen Augen sah man deutlich seinen Kummer, weil sein Vater gestorben war. Wir liefen schweigend zum Auto. Die Fahrt verlief ebenfalls sehr ruhig. Wir hielten uns nur an den Händen. Manchmal sagen Blicke eben mehr als tausend Worte. Und dies traf in diesem Moment genau auf uns zu. Wir mussten uns nicht unterhalten, um zu verstehen, was der andere dachte und brauchte. "Schatz, wir sind da.", sagte ich vorsichtig und wartete, bis der Fahrer die Tür aufmachte und nahm dann Leonia aus dem Wagen und legte sie in ihren Kinderwagen, den der Fahrer schon aufgebaut hatte. Ich wartete noch kurz auf Stefan und begann dann, den Kinderwagen zur Kirche zu schieben. Stefan legte seine Hand auf meine und gemeinsam gingen wir zur Kirche. Auf dem Weg waren garantiert hunderte Reporter und sagten irgendetwas in Mikrofone. Falls das hier nicht so ein trauriger Anlass gewesen wäre, dann hätte ich wegen dem Wirrwarr der Stimmen glatt angefangen zu lachen.  Stattdessen schaute ich auf den Kiesboden und die vielen Gräber links und rechts. Glücklicherweise war es nur ein kurzer Weg bis zur Kirche, in der Margarethe schon auf uns wartete. Wir umarmten uns leise und setzten uns zu ihr in die erste Bank.

"Rebekah", Stefan stieß mich unsanft an. "Du hattest mir doch versprochen, dass du etwas singen wirst. Das wäre jetzt an der Reihe." Oh Mist! Das hatte ich ganz vergessen oder verdrängt! Aber ich werde ja wohl irgendetwas hinbekommen. Aber da sind Kameras. Naja, es ist ja nicht für die Öffentlichkeit, sondern für Henrik und meine Familie. Ich nahm all meinen Mut zusammen und ging vor den Altar. Und begann zu singen. Es war totenstill in der alten Barockkirche. Nur meine Stimme war zu vernehmen. Ich sang Go in Peace. Als ich endete, war es weiterhin mucksmäuschenstill, bis ein tosender Applaus aufbrandete. Ich ging schweigend zu Stefan in die Bank zurück, der mich liebevoll ansah, küsste und "Danke", flüsterte. Ich sah ihn ebenfalls liebevoll an und sagte: "Ich würde alles für dich tun."

Ich wünsche euch allen von ganzen Herzen ein gutes, neues Jahr und nochmals danke an euch, dass ihr diese Geschichte so weit gebracht habt. Sie wäre nichts ohne euch! Danke❤️ Guten Start in 2017!

Plötzlich RoyalWo Geschichten leben. Entdecke jetzt