Können wir das überstehen?

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Der Arzt setzte an, zu sprechen. "Halt! Ich will es nicht wissen." In meiner Stimme lag so viel Schmerz. Stefan legte mir seinen Arm um die Schulter und zog mich tröstend an sich. "Sagen Sie es bitte Stefan. Bitte seien Sie mir nicht böse, aber ich möchte es nicht von Ihnen hören." Ich schloss meine Augen und ging aus dem Raum. Als der Arzt gegangen war, ging ich wieder ins Zimmer. Stefan saß benommen auf einem Bett und sah mich mit geröteten Augen an, in denen Tränen waren. Ich schluckte. Es dürfte nicht wahr sein. Wenn ich meine Augen schloss, wäre es dann anders? Kindisch, wie ich war, versuchte ich es. Natürlich funktionierte es nicht. Stefan ging ganz langsam auf mich zu und nahm mich erstmal ganz fest in den Arm. "Er hat es leider nicht geschafft." Ich nickte kurz, ehe ich in einen Weinkrampf ausbrach. Ich hatte nur 9 Stunden mit ihm. Mit meinem Sohn. Es waren viel zu wenig gewesen. Ich wollte ihn nicht verlieren. Aber ich hatte ihn schon verloren. Er war schon gegangen. "Es geht ihm dort besser.", versuchte Stefan mich zu trösten, aber er konnte machen was er wollte, für mich war gerade eine Welt zusammengebrochen. Der schlimmste Fall war eingetreten. Niklas war von uns gegangen, und das nach nur 9 Stunden auf dieser Welt. Die Welt war so ungerecht. Warum hatte es ihn getroffen? Warum musste mein Sohn sterben? Warum? Ich fand keine Antwort. Ich musste der Tatsache in die Augen blicken: mein Sohn war gestorben. Nein, unser Sohn war gestorben. Stefan machte gerade dasselbe durch, wie ich. Wir hatten uns. Und wir hatten unsere Kinder. Leonia und Maximilian. Würden wir das alles durchstehen? Würden wir ein normales Leben führen können? Würden wir so einfach zum Alltag zurückkehren können? Niklas hatte nicht einmal seine Schwester oder seine Omas kennengelernt. Er hatte nur Stefan, Maximilian und mich. Sonst hatte er niemanden. Vor 9 Stunden noch war ich der glücklichste Mensch auf der ganzen Welt. Und nun, 9 Stunden später, war ich der traurigste Mensch auf der ganzen Welt. Ich würde meinen Sohn nie wieder sehen. Ich würde ihn nie wieder im Arm halten. Ich würde ihm nie eine Geschichte erzählen können. Ich würde ihm nie wieder einen Kuss geben. Ich konnte ihn nie umarmen. Ich würde ihn stattdessen zu Grabe tragen. Das war das Schlimmste auf der ganzen Welt. Eigentlich sollten Eltern ihre Kinder nicht überleben. Aber es sollte nicht sein. Niklas sollte nur für kurze Zeit hier auf der Erde sein. Vielleicht sollte er uns etwas klarmachen. Ich weiß es nicht. Ich würde es nie verstehen. Ich wusste nur, dass dieser Tag der schlimmste meines Lebens war. Ich wollte nicht mehr. Ich konnte nicht mehr. Ich wäre zu schwach. Wie sollte ich Leonia und Maximilian eine gute Mutter sein, wenn ich doch ständig an Niklas denken würde? Es war so unfair. Warum er? Ich hätte alles für ihn geopfert, sogar mein Leben. Ich liebte ihn. Und nun war er fort. Hoffentlich an einem besseren Ort. An einem Ort im Himmel, der das reinste Paradies war. Ein Ort, an dem er sich geborgen fühlte und er geliebt wurde. Er sollte es gut haben. Und Maximilian würde es auch gut haben. Er würde es hier guthaben. Bei mir und Stefan. Er würde nie das glücklichste Kind der Welt sein, Welt weil sein Zwilling nicht da. Er wäre da, aber nicht komplett. Ich konnte nur hoffen, dass Niklas in seinem Herzen bei uns war. Ich hatte ihn für immer in mein Herz eingeschlossen und so würde es auch für immer sein. Diese 9 Stunden, die ich mit ihm hatte, die hatte ich genossen. Diese 9 Stunden, wären für immer in meinem Gedächtnis und in meinem Herzen. Die Erinnerung an Niklas würde nie verblassen. Er wäre unvergessen. Für immer und ewig.

Er wäre nicht umsonst gestorben

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Er wäre nicht umsonst gestorben. Er sollte nicht umsonst gestorben sein. Dafür würde ich sorgen. Mit allen Mitteln, die zur Verfügung standen. Sein Tod sollte nicht sinnlos gewesen sein. Ich würde alles in meiner Macht Stehende tun, um seinen Tod unvergessen zu machen. Und dafür war mir nichts zu teuer. Niklas konnte sein Leben vielleicht nicht leben und genießen, aber er sollte immerhin für einen guten Zweck gelebt hatten. Das war nun mein oberstes Ziel. Ich zog mein Handy aus der Hosentasche und schaute Fotos von gestern an. Es war 4 Uhr morgens. Niklas war laut Stefan um 2:41 Uhr gestorben. 9 Stunden mit meinen beiden Söhnen. Die einzigen, die die beiden je miteinander verbracht hatten. Und ich hatte nur ein Foto von den beiden. Ich nahm es nicht als Hintergrundbild. Zu schmerzvoll wären meine Erinnerungen. Vielleicht später. Aber im Moment war ich noch nicht so weit. Würde ich jemals so weit sein? Wahrscheinlich würde ich nie über den Tod meines Jüngsten hinweg kommen. Momentan stand Stefan noch hinter mir, aber war wäre, wenn er mir die Schuld an Niklas Tod gibt, was früher oder später der Fall sein wird? Was passiert dann? Wird unsere Ehe weiter bestehen, oder überstehen wir das nicht? Ich wollte nicht noch einen geliebten Menschen verlieren. Nie wieder!

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