"Seid ihr fertig?", ruft Annie durch die Wohnung. Ich zupfe noch ein weiteres mal an meinem Oberteil und ziehe die Kniestrümpfe nochmal stramm. Ich überprüfe, ob die Schleife der weißen Chucks perfekt sitzt und fahre durch meine Haare.
Ich komme aus meinem Zimmer und schaue zu Mike und Annie, die ungeduldig an der Wohnungstür stehen und auf mich und Mikasa warten. "Tschuldigung.", murmle ich und stelle mich neben Mike, der einen Arm um meine Hüfte legt.
Ich lehne mich etwas an ihn, wobei ich sein Piercing an meiner Schläfe spüre. Außerhalb der Wohnung und des Berufes, denken viele wir wären zusammen, doch dem ist nicht so. Er will was von Erwin - warum auch immer man von dem was will - und ich möchte keine Beziehung eingehen, mit niemandem.
Klar, Mike und ich haben schon miteinander geschlafen und er war gut aber es fehlte was. So ein bestimmtes Gefühl. Ich kann es nicht beschreiben, wie auch, wenn ich es nie gefühlt habe?
"Mikasa, beweg dein Arsch hier her!", schreit Annie wütend und stapft zu ihrem Zimmer, wo sie die Tür aufreißt und sie weiter anschreit. Mike seufzt und streichelt über meine Hüfte, legt seinen Kopf auf meinen. "Du weißt, dass du mit mir reden kannst oder?", haucht er leise und drückt meinen dünnen Körper mehr an seinen muskulösen.
"Mhm." Ich weiß, dass er weiß, dass es mir nicht gut geht. Annie und Mikasa sollten es auch bemerkt haben. In letzter Zeit ist es schlimmer geworden. Ich möchte nicht sagen, ich hätte eine Depression. Das Wort ist so abwertend in der Gesellschaft. Ich bezeichne es lieber als eine Downphase.
Ich leide schon seit Jahren an dieser Downphase und weiß nicht, wie ich damit umgehen soll.Früher hat mir meine Mutter geholfen oder Freunde in meiner damaligen Schule, aber seit ich weiß, dass man lieber kalt zu dem Menschen sein sollte um zu überleben. Auch wenn es mir für Mike, Annie und Mikasa leid tut, dass ich so kalt zu ihnen bin, aber ich möchte es so, möchte sie nicht unnötig belasten und mir selber helfen.
"Ist ja gut, ich bin ja schon fertig.", zischt Mikasa, die von Annie am Arm gepackt aus ihrem Zimmer gezogen wird. Die Absätze ihrer zehn Centimeter hohen Schuhe, geben ein hallendes Geräusch wieder und ich bin mir sicher, dass die Leute unter uns ihre Schuhe auch hören können.
Zusammen gehen wir aus dem modern aussehenden Gebäude - niemand würde vermuten, dass sich vier Nutten dort eine Wohnung teilen.
Auf den Straßen gucken uns die Leute wie immer seltsam an, dazu halte ich noch Mikes Hand - ich brauche einfach etwas Sicherheit in der Öffentlichkeit und die bekomme ich durch Mike. Zwei Mädchen schauen uns lächelnd an, während die Männer hinter ihnen Mikasa und Annie auf die Brüste starren.
Ich hasse es. Immer wieder werden wir nur auf unser Äußeres reduziert. Okay, das gehört zu unserer Arbeit aber außerhalb muss das doch nicht auch so sein oder?
Wir melden uns bei Erwin an, er bestimmt den Preis für heute und teilt uns ein. Annie würde heute zum BDSM gehen, Mikasa zu den Daddy Kink Typen, Mike solle zum Blümchensex gehen und ich solle - wie immer eigentlich - das unschuldige Ding, das alles mit sich machen lässt.
Da heute Samstag ist, ist Erwins Bordell offiziell geöffnet, die halbnackten Frauen und Männer, die sich allesamt als meine Kollegen bezeichnen lassen könnten, rekeln sich in ihren Schaukästen um die Aufmerksamkeit von Männern und Frauen erhalten. Wir vier stehen mit noch drei anderen im Eingang und warten auf Kundschaft.
Nur nach kurzer Zeit, wird Annie von einem Typen gefragt, wie viel sie kosten würde. Sie führt ihn in ihren zugestellten Raum und man hört das Knallen der schweren Eisentür.
Die Räume sollen wir nur bei bestimmten Angelegenheiten nutzen - wie zum Beispiel ein Samstag. Sie sind in unterschiedliches aufgeteilt und auch dem entsprechend eingerichtet. In Annies heutigen Raum, der BDSM-Raum ist komplett dunkel gehalten und überall bleibt man am Leder kleben. Der Raum ist in zwei Bereiche unterteilt. Einer für den offenen Sex, wo man bei belieben oder Wünschen zu gucken könnte. Und der andere für die Sexspielzeuge und die anderen Utensilien, die man da so benutzt. Mich hat das eher abgeturnt, als ich von einem Kerl geschlagen wurde, aber selber mal zuzuschlagen - mit Peitsche - ist schon ziemlich geil. Doch ich bin immer die passive Rolle gewesen, ich weiß gar nicht genau, wie ich das machen soll. Ja, das sage ich, obwohl ich eine Nutte bin.
Der Kink-Raum ist hauptsächlich auf Daddykink ausgelegt, da das irgendwie in Mode gekommen ist und alle untervögelten, rundbäuchigen und haarigen Männer es für sich entdeckt haben. Und wo kann man das am besten austesten? In einem Puff, wo man selber anonym bleibt.
Der Raum ist rosa eingerichtet und es liegt immer passende Kleidung auf dem Bett für den Sub. Meist eine Pantie und Kniestrümpfe, seltener ein BH für die Mädchen als ein Knebel oder Handschellen.
Ich bekomme im Augenwinkel mit, wie nur noch Mike und ich hier stehen und auf Kundschaft warten. Ich schaue auf den Boden, da ich unschuldig wirken soll, als ich plötzlich zwei Füße vor mir sehe und mein Kinn vorsichtig hoch gedrückt wird. Mein Blick fällt direkt in zwei grün-blaue Augen, die mich neugierig mustern. "Wie viel?", haucht die Person leise und ich nenne meinen Preis.
"Gut.", der junge Mann lässt mein Kinn wieder los und mustert mich. Ich nehme seine Hand und führe ihn durch den dunklen Flur. Am dritten Raum hört man Annie kurz schreien - sie tut mir leid. Der junge Mann folgt mir ohne ein Wort zu sagen und wird dann von mir in meinen heutigen Raum gezogen.
Ich schubse ihn sanft auf das Bett, ehe ich die gepolsterte Tür schließe und mich auf seinen Schoß setze. Ich will ihn gerade am Hals küssen, da drückt er mich etwas von sich weg. "Ich bin mir nicht ganz sicher.", meint er verlegen lächelnd.
Fragend schaue ich ihn an. Der weiß schon, dass er sich in einem Bordell befindet und eine - nicht gerade billige - Nutte auf seinem Schoß sitzt? "Dann kann ich Ihnen leider nicht helfen. Ich muss meinen Job machen.", murmle ich und finde es tatsächlich schade, dass ich ihn gehen lassen muss. Er ist noch so jung, er wird wahrscheinlich noch nicht verheiratet sein und ich würde nicht zu einer Affäre beitragen. Außerdem ist er anders als die anderen.
Die meisten packen mich grob am Arm und ziehen mich in ihr Auto. Er hat sich von mir führen lassen. Ich stehe von seinem Schoß auf und möchte ihm gerade wieder die Tür aufmachen, als er zu reden beginnt. "Ich zahle dir das Doppelte, wenn ich nur mit dir reden darf."
Sofort halte ich in meinen Bewegungen inne. Ist das klug? Es geht Erwin eh nur ums Geld und wenn ich ohne Sex davon komme - es gibt Schlimmeres.
"Wer sind Sie?", frage ich und drehe mich zu ihm um. Er kratzt sich am Kopf. "Nur ein verlogener Kerl aus Blankenese. Mein Name ist Eren Jäger."
"Warum ist ein verlogener Kerl aus Blankenese hier?", skeptisch hebe ich eine Augenbraue und schaue ihn weiterhin an. Blankensee ist eines der reichsten Viertel in Hamburg. Er seufzt. "Lange Geschichte."
Ich setze mich wieder auf seinen Schoß, vielleicht überlegt er es sich nochmal anders, wenn ich etwas nachhelfe. "Wir haben ein wenig Zeit.", hauche ich und küsse seinen Hals. Er legt seine Hände an meinen Rücken und streicht diesen auf und ab.
Er holt Luft und will wieder etwas sagen. Aber ich unterbreche ihn. "Hör zu, ich weiß nicht, warum du herkommst, wenn du mit jemandem reden willst, aber dafür bin ich nicht zuständig. Ich bin fürs durch ficken da. Du mich, ich dich - das ist mir ziemlich egal. Ich muss nur verdienen, sonst macht mir mein Boss die Hölle heiß."
"Ich weiß ja." "Also entweder wir haben jetzt Sex oder ich muss dich raus schmeißen.", entschuldigend sehe ich ihn an. Solange ich das Geld verdiene ist es zwar egal, ob ich Sex mit den Leuten habe oder mir nur ihre Eheprobleme anhöre, aber wenn jemand mit mir reden wollte und nicht nur zu mir, dann weiß ich immer nicht, was ich sagen soll und das wird peinlich.
"Du musst auch nicht antworten sondern einfach nur zuhören okay?" Ich seufze, den kriege ich nie ins Bett. Fuck, bei dem hätte ich mich echt gefreut.
"Dann fang an zu reden."
"Darf ich wissen, wie du heißt?", fragt er leise. Ich seufze und nenne ihn meinen Namen. "Levi, den Namen habe ich noch nie gehört."
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Downphase I [Ereri/Riren]
FanfictionLevi Ackerman konnte sich bis vor kurzem kein schöneres Leben vorstellen, er lebte zufrieden, hatte Wohlstand und Freunde, sowie Familie. Doch nachdem er seine Mutter verliert, geht sein Leben den Bach runter. Um für sich Sorgen zu können, muss er a...