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Nächster Tag

PoV Levi 

Er drückt mir kurz Soshas Leine in die Hand, damit er sich seine Schuhe anziehen kann und der Hund nicht quer durch das Haus rennt. "Bist du sicher, dass du mich mitnehmen willst? Was ist, wenn mich jemand erkennt und du dadurch in Verruf gerätst? Ich kann auch hier warten. Du kannst mir sogar sagen, wie ich warten soll, das mache ich dann-"

Er seufzt und drückt seine Lippen auf meine, was mich tatsächlich etwas beruhigt. "Ganz ruhig, ja? Wir gehen nur zusammen raus und wenn dich jemand erkennt, dann ist das so. Okay?" Ich kann mich nicht ganz entscheiden, ob ich nicken oder den Kopf schütteln solle, entscheide mich dann aber für das Nicken. 

Er nimmt mir die Leine ab und verlässt nach mir das Haus, Sosha drängelt sich leicht an mir vorbei und setzt sich dann brav neben Erens Auto, während er die Tür schließt und meine Hand nimmt. Ich lehne mich beim gehen etwas an ihn, betrachte die herbstlichen Grundstücke, wie Sosha im Laub spielt und die gleichen Schritte von mir und Eren. 

Einige Zeit geht alles gut, wir begegnen niemandem, alle gehen uns aus dem Weg oder verschwinden gerade in ihren großen Häusern, bis wir an einer Bank vorbei kommen, auf welcher zwei Männer sitzen, die ich überall wieder erkennen würde. Sie haben uns noch nicht gesehen, unterhalten sich angeregt über irgendein Thema. Ich ziehe an Erens Arm, sorge damit dafür, dass wir direkt wieder umdrehen, doch es ist zu spät. "Levi?", höre ich plötzlich und zucke augenblicklich zusammen.

Ich drücke Erens Hand fester, hoffe auf ein Gefühl der Sicherheit, doch bei diesen beiden ist die Hoffnung wohl verloren. Erbärmlich versunken in der Pfütze, in der der Schwarzhaarige steht. 

"Oh Gott du bist es wirklich, wo ist deine Mutter?" Ich spüre Erens Blicke auf mir, kann mich jedoch nicht bewegen. Erst als er mich anstupst  drehe ich mich zu den beiden Männern um. "Weg.", erkläre ich ihm stumpf und drücke mich mehr an den warmen Körper neben mir. Bitte lass mich nicht alleine, Eren. Nicht mit denen. 

"Was redest du denn da?", er kommt auf mich zu und ich zucke zusammen, drücke mein Gesicht in Erens Arm, der das ganze nur verwirrt zu Kenntnis nimmt. "Sie ist weg. Hatte Brustkrebs und ist gestorben kurz nachdem ihr beide.." Beide scheinen den Verlust wohl gerade erst zu begreifen und schauen betrübt auf den Boden. 

"Sie wurde ermordet.", erkläre ich weiter und die Hände des Älteren verkrampfen sich. Ich hätte nicht mitkommen sollen. Aber vielleicht hätten sie dann Eren etwas getan. Er fasst sich schnell wieder und wendet sich plötzlich an Eren. "Ich denke, dass Sie auf meinen Sohn aufgepasst haben, nach dem Tod seiner Mutter, richtig?"

"Sohn?", Eren wendet sich an mich und ich nicke leicht. Er darf es nicht wissen. Er würde Erwin umbringen, das will ich nicht. Mike würde mir das nie verzeihen, wein Verfahren würde laufen und die beiden würden eh wieder in den Knast. Außerdem wären wir vier dann wieder obdach- und arbeitslos. Er darf es nicht wissen. Eren scheint mein Unbehagen zu bemerken und beginnt uns raus zureden. 

"Ihr Sohn war eine Weile obdachlos, bis ich ihn bei mir aufgenommen habe, das ist richtig.", er verzieht bei seiner Lüge nicht eine Miene. "Was ist mit dem Kerl passiert, der Kuchel umgebracht hat?", knurrt mein Onkel und hat diesen bestimmten Blick drauf. Ich habe Angst vor ihm, hatte ich schon immer und werde ich auch immer haben. Sosha drückt ihren Kopf an meine Beine und tippelt mit ihrem Pfoten auf dem Laub. "Wer sagt denn, dass es ein Kerl war Kenny? Außerdem haben wir gesagt, wir machen das nicht mehr."

"Ich will es trotzdem wissen. Levi, was ist mit ihm oder ihr passiert?!"
"I-ich weiß nicht." "Unnützes Balg!", brüllt er und will auf mich zu gehen um mir mit seiner Faust ins Gesicht zu schlagen, als er von meinem Vater und Eren festgehalten wird. "Bringen Sie ihn weg.", meint Eren zu meinem Vater, welcher wirklich Mühe hat Kenny von uns weg zubringen. 

-

Wir haben den Weg zurück geschwiegen. Haben schweigend gegessen und uns mit der gleichen Lautstärke in sein Zimmer verzogen, wo wir nun auf dem Bett liegen und schweigend die Decke betrachten. Wie soll ich ihm das alles erklären? Mein Vater und mein Onkel waren wegen Mord und Kindesmisshandlung im Knast. Ein Jahr später ist meine Mutter gestorben und ich bin obdachlos geworden? Herzlichen Glückwunsch Eren, dein Partner ist ein Versager. 

"Ich glaube du solltest mich mal aufklären." "Okay das Bienchen fliegt zum Blümchen." Er lacht leise und streichelt durch meine Haare. "Du weißt, was ich meine." Auch ich werde wieder ernst und setze mich auf. Er tut es mir gleich, zieht mich auf seinen Schoß und streichelt über meinen Rücken. "Das waren mein Onkel und mein Vater. Sie haben mehrfach gemordet und Kinder misshandelt, als sie gefasst wurden war ich zwölf. Wir haben alle zusammen gelebt, zusammen mit meiner Mutter. Aufgrund des erheblichen Stresses und ihrer allgemeinen Gesundheit breitete sich der Krebs schnell aus. Mein zweiter Onkel, der Bruder meines Vaters hat auf mich aufgepasst als sie im Krankenhaus war. Nach den Besuchen hat er sich an mir vergangen und als ich das meiner Mutter mitteilen wollte, wurde mir nur gesagt, dass sie gestorben sei. Wie habe ich durch Zufall erfahren. Ich bin vor meinem Onkel weggelaufen, weil ich niemanden anderen mehr hatte, habe ich mich auf der Straße versteckt, tagelang, bis ich zurück nach Hause wollte um ein paar Sachen zu holen. Ein Bild meiner Mutter und etwas zu essen. Die Stadt hat wegen dem Tod meiner Mutter und dem Gefängnisaufenthalts der anderen beiden das Haus sperren lassen und es war kurz vorm Abriss. Ich bin eingebrochen habe ein paar Dinge geholt und habe dann fast fünf Jahre auf der Straße gelebt. Ich hätte gedacht, dass die beiden länger sitzen würden, für ihre Taten, gerade weil es meinen Onkel nie interessiert hat, ob er sitzen würde. Ich wollte dir das nicht sagen. Einfach aus Angst, dass du mich verlassen würdest und mich ebenfalls für kriminell halten könntest. Und ich dachte wirklich nicht, dass ich sie so schnell wieder sehe, ein weiter Grund, warum ich die beiden immer aus Erzählungen weggelassen habe. Wenn sie wüssten, dass ich in einem Bordell arbeite, würden sie meinen Chef umbringen, damit wären viel zu viele Menschen wieder arbeits- und obdachlos. Und das allein wegen mir."

Downphase I [Ereri/Riren]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt