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Als es klingelt bin ich der Erste der an die Tür sprintet und öffne Eren diese. Er grinst, richtet meine Haare und haucht mir als Begrüßungsgeste einen Kuss auf den Kopf. Ich lehne mich etwas an ihn und ziehe ihn dadurch in unsere Wohnung. "Ich hab dich vermisst.", haucht er leise in mein Ohr. Sein warmer Atem auf meiner Haut und allein schon seine Anwesenheit verursacht bei mir eine starke Gänsehaut, die sich auf meinem kompletten Körper verteilt.

"Ich dich auch." Er zieht sich Schuhe und Jacke aus und ich packe sie für ihn in die Garderobe. Ich nehme seine Hand und führe ihn in unser Wohnzimmer, wo meine drei Mitbewohner gelangweilt auf der Couch sitzen und sich unterschiedlichen Dingen widmen.

Mikasa lackiert sich ihre Nägel neu, Annie sitzt auf der Rückenlehne und kämmt Mike die Haare und Mike selber sitzt einfach nur da und schaut auf seine Finger. Ich lasse mich neben dem älteren fallen und ziehe Eren mit mir. Die drei schauen automatisch zu uns. Mike ist der Erste, der etwas tut.

Er reicht Eren die Hand, stellt sich vor und entschuldigt sich für seinen Beschützer Instinkt, der dafür sorgte, dass er sich etwas an mich gehängt hatte bei Erens erstem Besuch. Dieser allerdings akzeptiert und entschuldigt sich für den Killerblick. 

Ich hoffe wirklich, dass die beiden sich verstehen werden. Mikasa sitzt auf dem Sessel, lässt unbewusst den Nagellack auf ihre Finger tropfen und starrt Eren einfach nur an. "Ist alles gut mir dir?", fragt Annie sie und holt sie somit wieder in die Realität. Schnell packt sie den Lack weg, wischt sich mit Pads die Finger sauber und stellt sich dann auch vor.

Auch als Annie sich freundlich vorstellt, lässt Mikasa den Blick nicht von Eren, was mich etwas stört. Okay, wir sind nicht zusammen oder in einer 'Beziehung' wie manche es sicher nennen würden, aber dennoch stört mich das. 

"Wie alt bist du eigentlich?", fragt Mike ihn und schaut ihn freundlich an. "Einundzwanzig.", erklärt Eren stumpf. Annie schaut mit hochgezogener Braue zwischen mir und Eren her. Dann schlägt sie Mike leicht auf die Schulter. "Du hast da nichts gegen?", zischt sie. "Warum sollte ich?"

Während die beiden diskutieren, dass Eren - der übrigens so alt wie Mike selber ist - zu alt wäre oder es vollkommen egal wäre, wie alt er ist, erkläre ich ihm kurz, warum Mike etwas dagegen haben könnte. Allerdings unter den penetranten Blicken Mikasas. 

"Er hat das Sorgerecht für dich?" Ich nicke und lehne mich an seine Schulter. Er legt einen Arm um meine Hüfte und küsst mich kurz auf den Kopf, was die Aufmerksamkeit wieder auf uns lenkt. Mike beginnt zu lächeln, Annie hat sich wohl auch damit abgefunden, dass Eren vier Jahre älter ist als ich und Mikasa starrt uns immer noch an. 

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"Nimm es denen nicht übel, die sind immer so.", erkläre ich und ziehe einige Fusel aus seinen braunen Haaren. "Immerhin ist hier was los. Du hast ja gesehen, wie es bei aussieht." Ich seufze und kuschel mich wieder an ihn. Er streicht durch meine Haare, sieht sich in meinem Zimmer um und lässt seinen Blick an meiner Fotowand hängen. "Wer ist die Frau?", fragt er und ich meine etwas wie Eifersucht gehört zu haben. 

Absurd, dass er auf das Bild meiner Mutter eifersüchtig sein könnte. "Das ist ... war meine Mutter.", murmle ich leise. "Was ist passiert?", fragt er in der selbigen Lautstärke.

"Sie hatte Brustkrebs und ist dann zur Chemotherapie. Dort wurde sie von einem geisteskranken Patienten getötet. Er fand ihre Haare zu kurz. Aber so ist das doch bei einer Chemo. Sie haben ihn nicht verhaftet, weil er nicht wusste, was er tat."

Langsam merke ich, wie mir die Erinnerungen an diesen Mann in den Kopf kommen. Ich und mein Onkel hatten meine Mutter besucht, der Mann war oft in ihrer Nähe. Er hat mir Angst gemacht. Grausamer Blick, er hatte immer etwas Spitzes in seinen Händen. Es hatte schon seine Gründe, warum er sich in einem Krankenhaus befand.

"Und was ist mit deinem Vater?", fragt Eren mich und küsst meine Stirn. Immer, wenn jemand den ich mag das macht, fühle ich mich in Sicherheit. So als ob mich jemand beschützen könnte. 

"Über den will ich nicht reden." "Okay.", er lacht leise und dreht mich plötzlich auf den Rücken und beugt sich über mich. "Eren ich muss morgen arbeiten und dann von Anfang an Schmerzen zu haben, ist nicht wirklich vorteilhaft.", murmle ich und sehe, wie sein Blick sich schlagartig ändert. Er ist nicht wütend, weil ich jetzt keinen Sex möchte, es sieht mehr so aus, als wäre er besorgt. 

"Gibt es wirklich keine Möglichkeit, dass du kündigen kannst ohne obdachlos zu werden?" Ich schüttle betrübt den Kopf. Eren setzt sich auf mein Becken und streicht verträumt durch meine Haare. "Mir gefällt der Gedanke nicht, dass du Sex mit anderen Männern hast."

"Du weißt gar nicht wie wenig mir die Realität davon gefällt."

"Erwin ist überraschend mit Petra gekommen und will uns sehen, versteck' ihn!", zischt Mike mich an, der plötzlich in mein Zimmer geplatzt ist und auch schon wieder verschwunden ist. "Bleib hier ja.", erkläre ich Eren und will gerade mein Zimmer verlassen, als er mein Handgelenk greift und mich wieder zu sich zieht. Er legt nach kurzem Zögern seine Lippen auf meine und bewegt diese leicht gegen meine. 

Ich löse mich schnell von ihm und verschwinde aus der Tür, hinter welcher schon Petra und Annie stehen. Annie trägt - sichtlich genervt - Petras Koffer, während die rotblonde Tusse vor mir versucht mich zu umarmen. "Nimm deine Finger weg. Die wirst du noch für was anderes brauch müssen.", knurre ich und geselle mich zu Mike und Erwin, die an der Theke ein alkoholisches Getränk trinken. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, dass es vielleicht sogar ein teurer Bourbon oder ein Scotch sein könnte. Aber unser Geld reicht höchstens für ein Bier und selten mal für einen Sekt.

"Willst du auch?", fragt mich Erwin, welcher sich noch etwas der goldbraunen Flüssigkeit einschenkt. "Ich trinke nicht, danke." Ich habe auf der Straße eine Menge Besoffene gesehen. So würde ich niemals enden wollen. Und als ich einmal eine Flasche Bier geschenkt bekommen hatte, reagierte ich danach ziemlich aggressiv. Alkohol, bringt mir nichts außer Aggressionen oder Verdummung.

"Wie du willst.", Erwin zuckt mit seinen breiten Schultern und nippt an seinem Glas. Ich hoffe einfach, dass Eren leise bleibt und der große ,mit riesigen Augenbrauen gestrafte Mann schnell wieder verschwinden würde. 

Downphase I [Ereri/Riren]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt