PoV Eren
Ich würde nur zu gern wissen, was ihn so sehr bedrückt. Das kann doch nicht nur sein Beruf und der Verlust seiner Mutter sein, oder? Da streckt noch etwas anderes hinter. Vielleicht hat es was mit seinem Vater zu tun? Ich weiß nicht.
"Worüber denkst du nach?", frage ich ich und schaue aus dem Fenster, während ich meine Finger über seine bleiche Wange fahren lasse. So weiche Haut, habe ich nicht mal bei Mädchen gemerkt. "Ist egal, sind nur dumme Gedanken.", murmelt er und dreht seinen Kopf leicht. "Deine Gedanken sind nie dumm. Ich fand sogar deine kleine Rede über Knie gut durchdacht.", grinse ich, was ihm auch ein leichtes Lächeln auf die Lippen beschert. "Ich frage mich, ob du mich auch gemocht hättest, wenn ich noch obdachlos wäre."
Wahrscheinlich nicht. Meine Eltern meinten früher immer, dass ich einen großen Bogen um obdachlose machen solle, da sie mich und mein Geld bestimmt nur ausnutzen würden. Bis ich Levi kennen gelernt habe, bin ich diesem Rat auch nachgegangen, doch als er mir erzählte, dass er obdachlos war und aus dieser Hölle von seinem Zuhälter gerettet wurde, wurde mir anders bei dem Gedanken einen Obdachlosen zu ignorieren. Ich weiß auch nicht warum, aber Levi verändert mich durch und durch. Und das finde ich gut.
"Ich weiß nicht genau. Vielleicht ja, vielleicht nein.", erkläre ich ihm und streiche weiter über seine Haut. "Ich tippe eher auf ein Nein. Du hättest mich ignoriert oder für einen ehren losen Nachmacher gehalten. Sowie viele andere aus Blankenese."
Es bleibt eine Weile ruhig, wir schweigen einfach nur und ignorieren den anderen voll kommen. "Dein Vater hat mich mal bespuckt.", seufzt er dann und ich richte meinen Blick auf ihn. "Was?", fassungslos schaue ich in seine grauen Augen.
"Ich hatte Hunger und damit ich das nicht so merke, habe ich versucht zu schlafen. Dein Vater ging an mir vorbei und hat sich plötzlich hin gehockt und geguckt, ob ich noch lebe. Als er mein Gesicht gesehen hat, hat er nur die Nase gerümpft und mich angespuckt. Mit den Worten, dass es Leute gibt, die wirklich obdachlos wären, ist er dann gegangen."
Ich bringe ihn irgendwann wirklich mal um. Er hat immer etwas gegen Obdachlose gehabt und vor allem gegen die, die nur so tun. Die kann ich auch nicht leiden, es ist einfach unmoralisch sich dadurch Geld zu verdienen, wenn man es nicht wirklich dringend nötig hat. Aber trotzdem, dass mein Vater einem Obdachlosen helfen wollte, klingt schon suspekt genug. Dass er Levi dann angespuckt hat, passt schon mehr zu ihm.
"Was war das Schlimmste in der Zeit?", frage ich leise und sehe, wie seine Augen sich mit Tränen füllen, ehe er sich aufsetzt und auf die Bettdecke schaut. Er blinzelt die Tränen schnell weg, räuspert sich und meint dann, dass er es nicht mehr genau wüsste. Ich seufze ziehe ihn wieder in meine Arme und küsse seinen Kopf. "Ich hab doch schon gesagt, dass du das nicht sagen musst, es sei denn du willst."
"Okay.", seine Stimme gleicht einem leisen Flüstern, einem Hauchen, welches mir eine Gänsehaut verpasst. Er nimmt meine Hand und verschränkt unsere Finger ineinander, betrachtet diese Konstellation eine kurze Weile, ehe er sie an sich zieht und mir einen Kuss auf den Handrücken haucht. Ich lächle leicht und platziere meinen Kopf auf seiner Schulter, ziehe ihn näher an mich und schaue wieder aus dem Fenster, wo gerade die Sonne untergeht. Ich saß noch nie mit jemandem, den ich wirklich aus vollem Herzen liebe, zusammen und habe mir mit ihm den Sonnenuntergang angeschaut. Selbst wenn es nur durch ein Fenster ist, es ist dennoch wunderschön diesen Moment mit Levi zu verbringen und nicht mit jemand anderem, der mir vielleicht nur halb so viel bedeuten würde.
"Ich liebe dich.", hauche ich leise und streichle über seinen Handrücken. Anstatt zu antworten, drückt er sich mehr an mich und beginnt leise eine Melodie zu summen, die mir gut gefällt. Ich denke, dass das Lied das beschreibt, was er sagen will, aber da er es nicht sagen kann, wegen seinen eigenen, persönlichen Gründen, ist das eine gute Alternative für mich.
"Danke." Er grinst und küsst meine Wange ehe er wieder aus dem Fenster schaut und weiter die Melodie von Hallo.
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Downphase I [Ereri/Riren]
FanfictionLevi Ackerman konnte sich bis vor kurzem kein schöneres Leben vorstellen, er lebte zufrieden, hatte Wohlstand und Freunde, sowie Familie. Doch nachdem er seine Mutter verliert, geht sein Leben den Bach runter. Um für sich Sorgen zu können, muss er a...