Zeitsprung zwei Tage.
"Du bist sicher, dass ich nicht zu nuttig aussehe?", murmle ich und schaue mich noch einmal skeptisch im Spiegel an. Skinny Jeans und Cucks gehen ja noch, aber bei meinem Top bin ich mir unsicher. "Du hattest schon weniger an.", lacht Mike und lehnt sich gegen den Spiegel. "Schon, aber ich hatte auch schon mehr an. Und sollte das mit Eren wirklich funktionieren, muss ich ja nicht unbedingt aussehen, als wäre ich auf der Arbeit."
"Rein theoretisch gesehen, ist er deine Arbeit." "Halt die Klappe, sag mir lieber ob das so in Ordnung ist.", murre ich ihn an und zupfe an dem Top. Er seufzt, schlägt vorsichtig meine Hände weg und richtet mir mein Top. Ich hebe währenddessen die Arme und lege sie auf seine Schultern. Ich fühle mich, wie ein kleines Kind.
"Warte noch kurz.", schon verschwindet er mit schnellen Schritten in seinem Zimmer. Wieder schaue ich in den Spiegel, dieses dämliche Glasding kann einem wirklich alles vermiesen. Man denkt, man sehe ganz okay aus, dann schaut man zufällig hinein und muss das ganze Outfit umplanen. Es nervt mich. Die anderen meinen deshalb immer, ich würde Schritt für Schritt zu einem Mädchen mutieren - das ist doch Blödsinn. Ein Mädchen bin ich erst, wenn mir Brüste wachsen, ich eine Vagina, Gebärmutter und meine Tage habe. Vorher bin ich kein Mädchen, nur weil ich mich in einige der Kleidungsstücke verliebt habe, bin ich noch lange nicht weiblich. Es gibt bestimmt auch genug weibliche Wesen, die in Männerkleidung nicht nur besser aussehen sondern sich auch besser fühlen.
Ich jedenfalls fühle mich in Frauenkleidung meist wohler, die Farbe Rosa gefällt mir und ich mag Oversize Pullis. Aber genauso mag ich Autos und Kampfsport. Wenn ich das Geld - und die Erlaubnis - hätte, würde ich vielleicht sogar einen Kampfsport machen, einfach weil es erstens sehr hilfreich sein kann und zweitens interessant aussieht. Und meiner Gesundheit kann es auch nicht schaden mal einen anderen Sport zu betreiben als Matratzenhopsen.
Es ist wirklich lästig immer nur das eine zu tun. Die kleine Abwechslung, die ich durch Eren bekommen habe, hat mir gut getan denke ich. Es war schön. Schöner als mit manch anderen Leuten aus meinem Beruf. Wenn ich mich bei meinen letzten sechzig Sexpartnern - Erwins Bordell ist gut besucht - für drei entscheiden müsste, würde ich vermutlich Eren, Mike und einen fremden Mann nehmen, der einen nicht gerade kleinen Penis hatte. Der Typ war ein Gott. Aber jetzt, wo ich drüber nachdenke, Erens Schwanzgröße kommt der schon sehr nah.
"Diggi, denkt nicht schon wieder über deinen Eren nach."
"Er ist nicht mein Eren, und ich habe gar nicht an ihn gedacht.", murmle ich und werde rot. Mike lacht nur und reicht mir einen seiner Pullis. Ich liebe es seine Pullis zu tragen, einfach weil sie so unfassbar groß sind. Es sieht fast immer aus, als hätte ich ein Zelt an. Kein Wunder, Mike ist sehr viel größer als ich und dazu noch muskulöser, als ich. Breiter Rücken, breite Brust - viel Platz zum Kuscheln kann ich sagen.
Ich ziehe den rosa Pulli an und ziehe ihn runter, sodass er mir bis über den Hintern geht und schon fast in meinen Kniekehlen hängt. Ich vergrabe meine blassen Hände in den weichen Ärmeln und kuschel mich mehr in den Pulli.
"Nimm Pfefferspray mit.", murmelt Mike verträumt und lächelt leicht. Ich nicke und hole es schnell aus der Küche. Wir haben jeder eine Dose Pfefferspray von Erwin bekommen, damit auch ja niemand sein Eigentum unbezahlt anfasst. Ich krame in der Schublade mit den Allgemeinheitsdingen und fische meine Dose heraus, schüttle sie einmal und klemme sie an die Gürtelschlaufe meiner Hose.
Ich gehe zur Haustür, umarme Mike, der mir einen Kuss auf den Kopf drückt und verlasse die Wohnung. Im Treppenhaus, knote ich meine Kopfhörer auseinander und stecke den AUX-Stecker in mein Handy. Die Ohrstöpsel finden schnell den Platz in meinen Ohren und ich schalte meine Playlist an.
Erstes Lied: Happy Song - Bring me the Horizon
Ich finde dieser Song hat seine eigene Aussage. Man singt einmal laut mit zu einem fröhlichen Lied und alle gehen wieder davon aus, dass es einem gut geht, die Downphase vorbei und die Gedanken weg sind.
Ich laufe schnellen Schrittes durch die Straßen Hamburgs, komme an der S-Bahn Station an und warte auf meinen Zug, der mich innerhalb einer dreiviertel Stunde nach Blankenese bringen sollte.
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Unsicher klingle ich an der Klingel, die zu einer prachtvollen - aber ziemlich eckigen - Villa gehört. Über der Klingel hängt ein Messingschild, wo der Nachname Erens eingraviert ist. Eine Stimme ertönt, die aus einem kleinen Lautsprecher an der Tür kommt. "Guten Tag, wie kann ich dir behilflich sein?", eine Männerstimme, vielleicht Erens Vater?
"Ähm, hallo. Ich bin Levi, ein Freund von Eren. Er hatte gesagt ich solle vorbeikommen." Die Tür geht auf und ein älterer Mann mit etwas längeren Haaren und einer Brille steht vor mir. "Levi also?", er hebt spöttisch eine Augenbraue und mustert mich abwertend. Schließlich lässt er mich doch rein. Ich sehe mich leicht perplex um. Es ist echt unglaublich, dass manche Menschen auf der Straße leben müssen, während andere in einem überteuerten Haus leben. Ich denke, dass der Kronleuchter über mir mehr kostet, als die Miete, die Erwin für uns bezahlt.
"Mein Name ist Grisha Jaeger. Und du bist also die Nutte, in die sich mein Sohn verliebt hat.", murrt er. Er schenkt mir einen missbilligenden Blick, aber das bin ich gewohnt. "Weißt du, Armin, ein Freund von Eren hat es mir erzählt, als er gestern hier war. Er meinte, dass es ihm leid tun würde für mich, dass mein Sohn sich in solch einen Abschaum verliebt habe. Und ich gebe ihm vollkommen recht. Eine dreckige Nutte ist nichts als Abschaum. Du bist Abschaum Levi."
"Leute wie Sie machen mich dazu.", erwidere ich kalt und merke plötzlich eine warme Hand auf meiner Schulter. Ich muss mich nicht mal umdrehen um zu wissen, dass es Eren ist. Er schiebt mich zu einer großen weißen Treppe und meint ich solle hoch gehen. Ich tue das, spüre seinen Blick auf mir und muss unbewusst lächeln. Ich denke wirklich, dass ich ihm wichtig bin. Aber lieben tue ich niemanden. Ich habe einige Leute geliebt, die jetzt alle weg sind. Alle die ich liebe, die verschwinden irgendwann ohne ein Wort. Also warum sollte ich mich noch verlieben?
Eren führt mich durch das große Anwesen und bleibt vor einem Zimmer stehen, wessen Türe er öffnet und mich vorsichtig hinein zieht. Als er die Tür schließt sind seine Ersten Worte, dass ich nicht auf seinen Vater hören solle. Dass ich kein Abschaum seie und dass dieser Armin gelogen habe, als er gesagt hat, er würde mich lieben.
Ich bin solche Beleidigungen gewohnt, weshalb ich einfach nur nicke aber warum auch immer macht mich die letzte Tatsache traurig.
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Kleiner Funfact für zwischendurch:Ich habe einen neuen Frauenarzt. Er heißt Armin. Ich habe Angst vor ihm, weil er mich ein bisschen an eine Mischung aus Jean und Erwin erinnert. Irgendwas stimmt da nicht...
Achja und ich habe mich in den vorherigen Teilen manchmal verschrieben. Es heißt nicht Blankensee sonder Blankenese :)
-Anon <3
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Downphase I [Ereri/Riren]
FanfictionLevi Ackerman konnte sich bis vor kurzem kein schöneres Leben vorstellen, er lebte zufrieden, hatte Wohlstand und Freunde, sowie Familie. Doch nachdem er seine Mutter verliert, geht sein Leben den Bach runter. Um für sich Sorgen zu können, muss er a...