Kaum ist der Film vorbei, verlassen wir den Saal. Da ich im Film geweint habe, gehe ich noch einmal kurz auf die Toilette um zu gucken, wie schlimm ich genau aussehe.
Naja, so schlimm sehe ich zum Glück nicht aus. Meine Schminke ist nur minimal verschmiert, aber meine Haare... ich sehe aus wie eine Hexe. Ich krame in meiner Tasche rum und suche nach meinem Kamm. Ich höre wie jemand den Raum betritt und als ich hochschaue steht Isabele vor mir. "Oh mein Gott! Hast du mich erschreckt." Ich gehe einen Schritt nach hinten und versuche sie möglichst nett anzulächeln. "Für mich ist das auch eine Überraschung, weißt du?" Sie geht näher zum Spiegel und checkt ihr Aussehen, danach dreht sie sich zu mir um und lächelt mich böse an. Ihre Augen prüfen meinen ganzen Körper, von Kopf bis Fuß. "Naja, ganz so hässlich bist du ja nicht." Sollte das jetzt nett gemeint sein? "Aber... Mach dir nicht zu viel hoffnungen mit ihm, süße. Er wird wieder zu mir zurück kommen, wie immer." "Du hast ihn betrogen und vorallem hast du doch schon einen neuen Freund. Ich glaube nicht, dass er zu dir 'zurück kommen' wird. Er ist ja nicht dumm." Ich lächel sie noch einmal zum Schluss fies an und will gehen, als sie mir plötzlich eine Backpfeife gibt. Mit tränen in den Augen schreit sie:"ER KOMMT ZU MIR ZURÜCK DU HÄSSLICHE BITCH." Bevor ich ihr sagen kann, dass sie hier die Schlampe ist, ist sie auch schon weg. Ich gucke mich im Spiegel an und sehe einen roten Handabdruck auf meiner Wange. Plötzlich schmecke ich etwas metallisches in meinem Mund und merke das ich an der Lippe blute. Vielleicht habe ich ja Puder oder sowas mit, damit ich es überschminken kann, aber ich habe leider pech und habe nichts derartiges in meiner Tasche. Noch einmal schaue ich mich im Spiegel an und sehe, dass ich tränen in den Augen habe. Scheiße, verdammte scheiße. Nicht weinen Liv. Bitte nicht. Ich spritze mir kaltes Wasser ins Gesicht und versuche mich zu beruhigen. Nach 5 minuten traue ich mich die Toilette zu verlassen. Meine Wange ist zwar immer noch rot, aber zumindest habe ich keine Tränen mehr in den Augen und das bluten in meiner Lippe hat glaub ich auch aufgehört. Kaum stehe ich in der Halle schon kommt Jack auf mich zu. "Du hast aber lange gedauert." Er schaut mich an und sein Blick wird misstrauisch. Ich habe eigentlich gehofft, dass er nicht merkt, dass meine Wange rot ist, aber das war auch dumm von mir. Isabele hat mich so doll gehauen das es jetzt immer noch brennt und wenn es brennt, dann ist es wohl auch klar, dass man ihren Abdruck noch genau sehen kann. "Liv, was ist passiert!?" "Ehm.. nichts. Ich tollpatsch bin nur gegen die Tür gelaufen." Er dreht meinen Kopf am Kinn und schaut sich den roten Fleck genauer an. Dann zieht er eine Augenbraue hoch und guckt mir direkt in die Augen. "Wer war das? War es Isabele? Ich hab gesehen wie sie aus dem Klo gerannt ist." Ich beiße mir auf die Unterlippe, was aber ein Fehler ist, denn die Wunde fängt sofort wieder an zu bluten. Ok, es bringt nichts ihn weiter anzulügen. Er weiß es. "Ja... es war Isabele..." Er nimmt meine Hand, zieht mich zu ihm und umarmt mich. "Warum hast du es nicht gleich zugegeben?" Gute Frage, denke ich mir. Aber ich antworte nicht und hebe nur meine Schultern. Jack lässt mich los und nimmt lächelnd meine Hand. "Wie wär's, wenn wir zu mir nach Hause gehen?" Ein bisschen überrascht antworte ich:"Ja, gerne."
Bei ihm zuhause angekommen, führt er mich direkt zum Wohnzimmer und befehlt mir, mich auf das sofa zu legen. Es ist mir ein bisschen peinlich und ich hoffe bloss, dass seine Eltern nicht zuhause sind. "Willst du Tee?", ruft er von der Küche aus und guckt durch das kleine "Fenster", wodurch man von der Küche ins Wohnzimmer und andersherum gucken kann. Ich nicke und er verschwindet wieder tiefer in die Küche. Ich muss mich aufsetzen, damit ich ihn durch das Fenster beobachten kann. Naja, eigentlich ist es kein Fenster, es ist eher ein viereckiges 1x1 Loch, dass mit einer Kücheninsel vermischt ist. Ich schaue mich mehr im Wohnzimmer um und bin echt geplättet. Jack's Haus ist wunderschön. Alles ist auf dem neuesten stand, der Fernseher, die Musikanlage, die Spielekonsolen, einfach alles. Selbst die Möbel sind modern, aber sie haben trotzdem noch so einen süßen, wohlfühlenden flair. Man merkt eigentlich sofort, dass das hier eine liebreizende Frau eingerichtet hat. Ich will gerade aufstehen und mir den Garten angucken, als Jack mit einem Tablet voll mit Keksen, Süßigkeiten und einer großen Kanne Tee zurück kommt. "Nanana. Du bleibst sitzen!" Ich setz mich sofort wieder hin und gucke ungläubig das Tablet an. "Wow. Das ist echt lieb, aber... ich hab nur 'ne Backpfeife bekommen und wurde nicht zusammengeschlagen." Er nimmt neben mir Platz und gießt sich und mir Tee ein und reicht mir dann meine Tasse. "Ja schon, aber ich hab irgendwie Schuldgefühle, weil es ja eigentlich meine Schuld ist." "Wieso" Er ignoriert mich einfach und redet weiter. "Hätte ich dich nicht eingeladen, wäre das alles nicht passiert." "Ach du bereust es also mit mir im Kino gewesen zu sein? Liegt es daran, dass ich geweint habe?" Ich tu so, als wenn ich verletzt wäre und er fängt wieder an zu stottern. "Was? ehm.. also nein! Das liegt nicht daran..." Ich lächel ihn belustigt an und langsam merkt er, dass es nur Spaß war. Er verdreht die Augen und schnappt sich einen Keks. "Du.." Er zeigt mit dem Keks auf mich. "Du bist eine sehr gute Schauspielerin. Man muss sich echt in acht nehmen." Ich lache auf und nehme einen Schluck von meinem Tee. Er holt zwei Decken und deckt mich mit der einen zu und mit der anderen sich selbst, dann schaltet er den Fernseher an und setzt sich ganz dicht an mich. Als ich meinen Tee ausgetrunken habe, lege ich meinen Kopf auf seine Schulter und er legt seinen Arm um mich. Und wie ich da so liege, im Schutz seiner starken Arme, fallen mir langsam meine Augen zu.
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Sommerregen
Teen FictionKaum sind die Sommerferien und das Reisen vorbei, fängt Livs langweiliges Leben in England wieder an. Wieder der gleiche Alltag: Zur Schule gehen. Freunde treffen. Fernweh. Doch alles ändert sich, als plötzlich ein neuer Junge in die Stadt zieht.