Ich schließe die Tür auf, gehe ins Haus und mache mir gar nicht erst die Mühe, bescheid zu sagen, dass ich zuhause bin. Denn ich weiß, dass Dad und Finn nicht da sind. Es war schon immer so, dass ich die meiste Zeit alleine zuhause bin. Dad arbeitet immer lange und Finn, nun ja, Finn war immer der lebensfrohe, beliebte Junge, der ständig mit seinen Freunden rumhing. Bisher hat es mir nie etwas ausgemacht immer alleine zu sein, doch jetzt trifft mich die Einsamkeit wie ein kalter Schauer.
"Pass auf dich auf und mach nichts dummes. Du bedeutest mir echt viel."
Jack du Arschloch. Warum musstest du sowas sagen? "Du bedeutest mir echt viel." Er macht alles nur noch schlimmer und schwerer. Ich habe das Gefühl, dass mein Kopf platzt. Zu viele Gedanken, Szenen und Sätze spielen sich in meinem Kopf ab.
"Mom", flüstere ich, während ich mich auf die coach im Wohnzimmer hinlege. Ich wünsche Mom wäre hier und würde mich in den Arm nehmen, durch meine Haare streichen und mir leise "Alles wird wieder gut, mein schatz. Ich hab dich so lieb." ins Ohr flüstern. Vorallem in Momenten wie diese, vermisse ich sie so sehr, dass es schon weh tut. Sie könnte mir bestimmt helfen Ordnung in mein Leben zu bringen. Sie wüsste bestimmt, wie ich das Problem mit Tobi lösen könnte. Und wie ich mit dieser Sache mit Nick umgehen soll. Es ist einfach alles zu viel. Manchmal frage ich mich echt, für was ich bestraft werde. Man sollte eigentlich denken, der Tod eines Elternteils ist Bestrafung genug, doch mein Schicksal ist anscheinend der Meinung, dass ich noch nicht genug Probleme habe. Ich wünschte ich könnte jetzt wieder mit Dad wegfliegen. In ein anderes Land und wieder einen klaren Kopf fassen.
Meine Augen fallen langsam zu, als ich höre, wie die Tür aufgeht und jemand die Treppe hochrennt. Sofort werde ich wach und laufe nach oben. Ich schaue mich um, und sehe, dass Finn's Schlafzimmertür offen steht und, das licht aus dem Zimmer kommt. "Finn?" Vorsichtig laufe ich zur seiner Tür und als er mit einem Ja antwortet, fällt die Angst von mir und ich bleibe an seinem Türrahmen stehen. "Was machst du da?" "Packen.", antwortet er, ohne auch nur aufzusehen. "Was, wieso? Ist was passiert? Du kannst doch nicht jetzt schon gehen!" "Ich will nach hause, Liv. Es tut mir leid." "Aber hier bist du auch zuhause... Ist es irgendwas mit Helen?" "Nein." Stürmisch packt er seine Sachen zusammen und macht sich nicht mal die mühe, seine Klamotten zusammen zu legen. "Hör auf damit!" Ich laufe zu seinem bett und packe seine Sachen wieder aus. "Du kannst jetzt nicht gehen!" "Liv, hör auf, lass mich!" Er schubst mich von seinem Koffer weg und räumt seine Klamotten wieder in den Koffer. "Aber Finn. Ich brauche dich! Du kannst mich jetzt nicht allein lassen." Erst jetzt hält er inne und schaut mir in die Augen. "Es tut mir leid, aber ich brauche wieder ruhe von diesem Ort. Glaub mir ich will dich nicht allein lassen, aber ich muss." Ich kann meine tränen nicht halten und ich klammere mich an ihm fest, als wenn er mein Anker wäre. "Du musst gar nicht gehen! Bitte bleib. Lass mich jetzt nicht allein. Ich erzähle dir auch alles, aber bitte geh noch nicht. Bleib noch ein paar Tage, bitte." "Es tut mir leid, aber es geht nicht." Ich habe keine kraft mehr, ihn davon abzuhalten, also setze ich mich ruhig auf's bett und beobachte mit tränen in den Augen, wie er den Rest seiner Sachen in die Tasche packt. "Sagst du mir zumindest wieso?" "Ok, es ist wegen Helen und ein paar meiner alten Freunde. Ich hatte ein paar Sachen mit ihnen zu klären, aber es ist alles ganz anders gelaufen und ja." "Du gehst jetzt echt nur wegen so einer Kleinigkeit? Dir ist klar, dass du nicht immer von deinen Problemen wegrennen kannst." "So bin ich halt. Ich hab es von Mom." "Wie meinst du das?" Anstatt mir zu antworten, schüttelt er einfach nur seinen Kopf und nimmt seinen Koffer. Ich weiche nicht von seiner Seite und steige sogar mit ihm ins Auto. "Was machst du denn, Liv?" "Wenn du schon gehst, begleite ich dich zumindest bis zum Flughafen." "Ach und wie willst du bitteschön wieder zurückkommen? Das ist ein Mietauto. Ich muss das beim Flughafen wieder abgeben." "Lass das mal meine sorge sein." "Liv..." "Ich steige nicht aus." Genervt stöhnt er auf und startet den Wagen. Die ganze Fahrt über wechseln wir kein Wort miteinander. Aber dennoch hoffe ich, dass er es sich anders überlegt.
Ich warte am Haupteingang des Flughafens, als Finn vom Autovermietshaus wiederkommt. "Hier, ich hab dir dein Ticket schon gehollt." "Danke." Ich reiche es ihm, halte in der Bewegung aber noch kurz inne und schaue ihm in die Augen. "Sicher, dass du nicht bleiben willst? Nicht mal für mich, oder Dad?" "Ja." Enttäuscht reiche ich ihm das Ticket und seinen Koffer. "Brauchst du noch Geld für ein Taxi?" "Nein, danke. Ich ruf gleich einfach Tim oder Amanda an." "Ok.." Er zögert kurz, doch dann nimmt er mich fest in den Arm. "Tschüss Kleine. Ich werde dich vermissen und vergiss nicht, ich hab dich lieb!" Ich unterdrücke meine tränen und antworte mit erstickter stimme, dass ich ihn auch lieb habe.
Ich beobachte noch, wie sein Flugzeug abhebt und dann greife ich zu meinem Handy und scrolle durch meine Kontakte. Normalerweise hätte ich Dad, oder Tim angerufen, oder Naja Nick, um mich vom Flughafen abzuholen. Aber kaum realisiere ich es, schon geht Jack an sein Handy.
"Liv, alles okay?"
Ich muss lachen. "Ja. Es ist nur so, kannst du mich vom Flughafen abholen?"
"Ja, klar. Ich fahr sofort los. Bis gleich." Er legt auf und ich höre nur noch das regelmäßige Dudd Dudd Dudd vom Handy.
Ich Weiß nicht, ob es richtig ist, dass ich Jack angerufen habe. Doch gerade in diesem Moment ist es mir scheiß egal. Tobi und seine Drohung ist mir ebenfalls scheiß egal. Ich will jetzt einfach nur Jack sehen und das ist gerade das einzige, was für mich zählt.
(Ich hoffe, dass euch die Geschichte immer noch gefällt und es tut mir auch leid, dass ich nur einmal in der Woche ein Kapitel hochlade, aber ich habe in der Woche nie Zeit. Und ja, wie gesagt, ich freue mich über jeden vote und jeden Kommentar. Ihr könnt auch gerne Kritik schreiben, oder mir Tipps geben, wie ich es besser machen kann, es ist ja schließlich meine erste Story und ich weiß,dass sie nicht perfekt ist :D
Danke nochmal an alle, die meine Geschichte lesen, es bedeutet mir echt viel und es würde mich auch freuen, wenn ihr sie weiterhin liest <3 )
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Sommerregen
Teen FictionKaum sind die Sommerferien und das Reisen vorbei, fängt Livs langweiliges Leben in England wieder an. Wieder der gleiche Alltag: Zur Schule gehen. Freunde treffen. Fernweh. Doch alles ändert sich, als plötzlich ein neuer Junge in die Stadt zieht.