"Willst du jetzt nicht endlich aussteigen?" Wie versteinert starre ich immer noch Jack's Haus an. Wir stehen hier sicher schon seit fünf Minuten und ich habe mich immer noch nicht getraut aus dem Auto auszusteigen und zu klingeln. Ich habe Jack nicht geschrieben das ich komme und da ich Ja eigentlich vor hatte zu laufen, dachte ich mir, dass ich mir auf dem Weg überlegen kann, was ich ihm sagen könnte. Aber da die Fahrt keine zehn Minuten gedauert hat, hatte ich keine Zeit mir was zu überlegen. "Ich glaub ich kann das doch nicht.", sage ich, während ich mich wieder anschnalle. Finn macht meinen Gurt wieder los und beugt sich über mich, um die Tür aufzumachen. "Sei nicht so ein feigling und geh." Er drückt mir meine Schultasche in die Hände und schubst mich regelrecht aus seinem Auto. "Wenn was ist ruf mich an.", sagt er noch, bevor er die Autotür wieder schließt und losfährt.
Da Finn mich einfach stehen gelassen hat, bleibt mir nichts anderes übrig, als zu Jack zu gehen. Ich könnte natürlich auch einfach jetzt schon zur Schule laufen, aber das finde sogar ich zu blöd. Ich atme noch einmal tief durch, bevor ich zur Haustür laufe. Beruhige dich Liv. Er wird schon nicht sauer sein. Er war das letzte mal "nur" verletzt und nicht sauer... aber vielleicht ist er Ja jetzt sauer. Ich weiß Ja nicht wie sich seine Gefühle in den letzten beiden Tagen geändert haben. Vielleicht hasst er mich Ja jetzt und knallt mir die Tür vor der Nase zu.
Meine Hand zittert, als ich langsam meinen Finger auf die klingel lege und sanft drücke. Verdammte Gedanken haltet bloss die Fresse. Ich höre das klingeln und wie langsam jemand auf die Tür zukommt. Beruhig dich, beruhig dich, rede ich mir immer wieder ein. Mein Herz klopft und ich habe das Gefühl gleich in Ohnmacht zu fallen. Plötzlich wird die Tür geöffnet und Jack steht mit großen Augen und einem Toastbrot im Mund vor mir. "Liv...", nuschelt er mit dem Brot im Mund. Er schluckt schnell und schaut mich dann fragend an. "Was machst du denn hier?" Ich suche nach irgendwelchen Anzeichen für hass und Wut, aber da ist nichts. Und verletzt sieht er auch nicht mehr aus. Innerlich atme ich erleichtert auf und lächel ihn schüchtern an. "Ich... Ehm... also... Ich wollte reden..." Ich beiße mir in die Unterlippe, um nicht gleich wieder loszuheulen. Jetzt wo er mich so ansieht und anlächelt, möchte ich ihn am liebsten wieder küssen, obwohl ich weiß, dass es nicht richtig ist. Jack merkt, dass ich auf seine Lippen starre und er fängt an zu grinsen. Ich werde rot und schaue schnell weg. "Komm rein." Er geht zur Seite, um mich reinzulassen.
Auf Anhieb setze ich mich ins Wohnzimmer, auf die gemütliche Couch und beobachte Jack dabei, wie er sich, mit einem gewissen abstand, neben mich setzt. "Also, worüber willst du reden?" Gute frage. Es gibt so viel über was ich mit ihm reden will. Ich würde ihm so gerne alles erzählen. Das mit Tobi, wie er mir gedroht hat und was er mir angetan hat und über Nick und sogar über meine Mutter. Ich will mit ihm über alles reden, bloss ich kann es nicht. Jack nimmt meine Hand und zieht mich damit aus meinen Gedanken. Seine andere Hand nähert sich meinem Gesicht und ich denke schon, dass er mich küssen will. Und ich bin geschockt darüber, wie sehr ich es will. Alles in mir schreit Küss mich. Doch seine Hand bleibt auf meiner Wange liegen und er wischt mir mit seinem Daumen die tränen weg. Ich habe bis jetzt gar nicht gemerkt, dass ich weine. "Willst du über Nick reden?" "Du weißt davon?" Ich drehe meinen Kopf so, dass er mitbekommt, dass ich seine Hand nicht auf meiner Wange haben will. Er macht es mir so schwer, nichts von ihm zu wollen. Tatsächlich nimmt er seine Hand von meiner Wange, aber seine andere Hand hält immer noch meine fest umschlungen. "Tim hat's mir erzählt." Ich dachte ich würde jetzt endlich weinen, aber es kommt immer noch nichts. "Weißt du warum er das gemacht hat?" "Nein." Ohne zu überlegen rücke ich näher zu ihm und lege meinen Kopf auf seine Brust. Jack nimmt mich in die Arme und streichelt sanft meinen Rücken. Ich fühle mich so geborgen und in Sicherheit bei ihm, dass ich einfach drauf los rede. "Ich fühle irgendwie nichts... also ich hab noch nicht geweint. Ich lag die ganze Nacht wach und habe versucht zu weinen. Ich weiß, dass es doof klingt. Aber wieso weine ich nicht? Was bin ich bloss für ein Mensch. selbst jetzt kann ich nicht weinen. Amanda war total aufgelöst und ich war einfach nur... wie versteinert. Ich spüre gar keine Trauer in mir, wieso? Nick gehört zu meinen besten Freunden. Ich sollte Trauer fühlen und unendlich viel weinen..." Jack drückt mich noch viel fester an sich und flüstert leise in mein Ohr. "Mit dir ist nichts falsch, ok? Es wird alles noch kommen. Wie wär's, wenn wir ihn nach der Schule besuchen." Ich nicke leicht und möchte am liebsten für immer so in seinen Armen liegen. Ich brauche keinen Kuss, oder Leidenschaft. Erstaunlicherweise reicht es mir schon einfach bei ihm zu sein. Langsam setze ich mich wieder aufrecht hin und schaue Jack in seine Augen. "Wieso bist du so fürsorglich zu mir? Ich war doch total Scheiße zu dir..." "Wir sind Freunde."
(Also erstmal Danke für die über tausend reads. ich freue mich echt total. Votet bitte, wenn euch das Kapitel gefällt und kommentiert ruhig. Ich freue mich über jeden Kommentar. :)<3 )
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Sommerregen
Novela JuvenilKaum sind die Sommerferien und das Reisen vorbei, fängt Livs langweiliges Leben in England wieder an. Wieder der gleiche Alltag: Zur Schule gehen. Freunde treffen. Fernweh. Doch alles ändert sich, als plötzlich ein neuer Junge in die Stadt zieht.