Kapitel 22

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Mein Wecker klingelt und ich schalte es aus ohne auch nur aufzusehen. Wie erwartet, habe ich kein Auge zugekriegt, ganz im Gegenteil sogar. Ich lag die restliche Nacht nur still im Bett und habe starr auf die Decke geschaut. Ich habe gewartet und gehofft, dass ich doch noch anfange zu weinen, dass meine Gefühle doch noch hochkommen und ich wie ein kleines Kind Bitterlich weine, doch nein. Meine Gefühle sind immer noch wie tot. Ich bin nicht mal richtig müde. Wie ein Roboter setze ich mich aufrichtig hin und ziehe meine Hausschuhe an. Ich streiche mir durch die Haare, atme auf und gehe dann runter, um nach Amanda zu sehen. Als ich unten ankomme, ist sie weit und breit nicht zu sehen. Die Decke und die Kissen sind zurecht gemacht und vernünftig wieder platziert worden. Ich schaue mich um und finde keine Spur davon, dass Amanda hier war. Vielleicht habe ich das Ja alles nur geträumt, rede ich mir ein und weiß selber, dass das totaler Unsinn ist. Ich betrete die Küche und will mir eine Tasse Kaffee machen, als ich sehe, dass schon eine Kanne mit heißem Kaffee auf dem Tisch liegt. Genau daneben finde ich einen kleinen Zettel.

Muss noch nach hause, meine Schulsachen holen. sehen uns in der Schule.

Ama.

Ich knülle den Zettel zusammen und schmeiße ihn gekonnt in den Mülleimer. Gedankenverloren gieße mir Kaffee ein und nippe daran. "Also, wenn du deinen Kaffee so trinkst, wirst du ihn in hundert Jahren, noch nicht leer haben." Ich zucke zusammen und verschütte das heiße Getränk auf meinen Beinen. Schreiend springe ich auf und suche hastig nach etwas, mit dem ich meine Beine abtrocknen kann. Finn hält mir grinsend ein Tuch hin und ich reiße es genervt aus seiner Hand. "Na Danke auch. jetzt sind meine Beine verbrannt!" "Du musst halt nicht immer so vor dir herträumen." Ohne ihm zu antworten stampfe ich ins Badezimmer und dusche.  Kurze Zeit später habe ich mich schon angezogen und geschminkt. Normalerweise bin ich nie so schnell fertig, aber ich muss vor der Schule einfach noch mit jemandem reden.

"Ciao, ich gehe!", schreie ich durch's Haus und bin schon mit einem Fuß draußen, als Finn mich fragt, ob er mich nicht fahren soll. "Ne, dass geht schon. Ich will vorher noch wohin." "Wohin denn?" Ich werde rot und will das Haus verlassen, doch plötzlich hält Finn mich am Arm fest, schnappt sich seinen Schlüssel und zieht mich wie ein Schoßhündchen hinter sich her. "Ich fahre dich Ja schon zu Jack. Du musst dich nicht deshalb schämen." Völlig perlex starre ich ihn an. "Du. Ehm. Ich. was. woher weißt du, dass ich zu ihm will?" Er hält mir die Tür auf und ich steige ins Auto, er steigt auf der anderen Seite ein, startet den Motor und grinst. "Bruderinstinkt und die Röte deines Gesichts. Guck nicht so und schnall dich an." Immer noch erstaunt darüber, wie gut er mich kennt und einschätzen kann, befolge ich seine Anweisung.

SommerregenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt