Jack's POV
"Dieses verdammte Arschloch!", fluche ich laut, während ich Tim's Nummer wähle und gleichzeitig versuche anständig zu fahren. Es tut mir zwar leid, dass ich Liv sozusagen einfach stehen gelassen habe, nachdem ich ihr nochmal gesagt habe, dass ich sie Liebe, aber ich muss das jetzt einfach machen.
"Hallo?"
"Hey Tim. Ich bin's Jack. Ich brauche deine Hilfe."
"Ja?"
"Kannst du mir Tobi's Adresse geben?"
"Willst du.."
"Er verdient 'ne Strafe. Das er seine Wut an meinem Auto ausgelassen hat, war schon schlimm genug, doch Liv hat mir gerade erzählt, das er sie erpresst hat. Das kann ich nicht auf mich sitzen lassen."
"Hol mich ab. Ich komm mit."
"Ich schaff das schon und es ist eine Sache zwischen mir und ihm. Und nicht dir, sorry."
Tim seufzt enttäuscht, doch er gibt trotzdem nach. "Na gut."
Als ich vor Tobi's Wohnung parke, halte ich noch kurz inne und schaue mir die Gegend ein bisschen genauer an. Es ist schon beinahe lustig, dass der Ort wo er wohnt genauso heruntergekommen aussieht, wie Tobi's Charakter ist. Ich steige aus dem Wagen und schaue zur sicherheit zweimal nach, ob ich das Auto auch richtig abgeschlossen habe, die Gegend hier sieht nämlich nicht sehr sicher aus. Es ist Mom's Auto und sie würde mich umbringen, wenn es geklaut wird. Als ich die Stufen hochsteige überlege ich mir noch einmal, wie ich genau handeln soll. Natürlich habe ich während der Fahrt schon ein paar 'strategien' durchdacht, wie zum Beispiel, so zu tun, als wenn ich Frieden schließen will, um ihn dann mit einem Schlag in die Fresse zu überrasche, oder ich schlage ihm gleich ins Gesicht, wenn er die Tür öffnet. Doch ich konnte mich einfach nicht entscheiden und ehrlich gesagt kam es mir mit der Zeit recht lächerlich vor, einen Plan zu schmieden. Deswegen habe ich entschieden spontan zu reagieren.
Ich klopfe leicht an die Tür und keine zehn sekunden später höre ich wie sich langsam Schritte nähern. Die Tür geht auf und ich hebe meine Faust, doch blitzschnell nehme ich sie sofort wieder runter. Ich hab wirklich mit allem gerechnet, einer riesen Drogen Hausparty. Einer nackten Frau, oder Tobi, der mit einer Waffe an die Tür geht. Aber niemals, wirklich niemals hätte ich mit einem kleinem Blondem Mädchen gerechnet, die mich mit ihren großen blauen Augen anstarrt und leicht lächelt. Die Ähnlichkeit zwischen ihr und Tobi ist gleichzeitig so offentsichtlich, aber irgendwie auch wieder nicht. "Ehm... wer bist du denn?" "Ich bin Rose und du? Bist du ein Freund von Tobi? Tobi ist nicht da. Ups, dass darf ich ja gar nicht sagen. Vergiss einfach das ich es gesagt habe, Ja?... Du bist schön, wie heißt du?" Ich fange an zu grinsen, knie mich zu ihr runter und gebe ihr die Hand. "Du redest aber ganz schön viel. Um deine erste Frage zu beantworten, ich bin Jack." "Bist du ein Freund von Tobi? Oder von Liv?" "Du kennst Liv?" Wie merkwürdig. Ich kann mich nicht daran erinnern, dass sie mir jemals erzählt hätte, dass Tobi eine kleine Schwester hat. "Natürlich. Sie ist Tobi's Freundin, sie haben sich aber gestritten und deshalb ist Tobi so oft weg und das ist auch der Grund, warum ich sie noch nicht so richtig kennenlernen konnte, also persönlich." "Oh.." "Was ist?" Sie neigt leicht ihren Kopf und schaut mich durchdringend an. Wie soll man denn einem kleinen Mädchen sagen, dass höchstens acht/neun Jahre alt ist, dass ihr Bruder sie von vorne bis hinten angelogen hat? "Willst du mit reinkommen?" "Hmh was?" Rose reißt mich aus meinen Gedanken und ich muss kurz wieder überlegen, was ich hier gerade mache. "Willst du mit reinkommen und mit mir spielen?" "Ich denke nicht das das eine gute Idee wäre." Sie neigt wieder fragend denn Kopf und aus irgendeinem Grund erinnert mich diese Geste an Liv. "Wieso denn nicht?" "Naja, weil Tobi und ich nicht so wirkliche Freunde sind und er das bestimmt nicht toll finden würde, wenn ich in seine wohnung kommen würde und vorallem kannst du doch mit Freunden spielen, oder deinen Eltern, dass ist doch viel besser." Rose senkt ihren Kopf und schaut betroffen auf den Boden. "Hab ich was falsches gesagt?" Sie antwortet nicht, doch tränen fallen auf den Betonboden und ich knie mich wieder zu ihr runter und streichel ihren Arm. "Was ist denn los?" "Es... Es ist nur so, dass ich immer so alleine bin. Tobi ist nie da, weil er immer irgendwas zu tun hat und Mama ist im Himmel und Papa hat uns verlassen, weil er uns hasst. Weil er mich hasst! Das ist nicht fair. Ich will doch bloss wieder eine Familie, sowie Hanna das hat und Nicole. Ich hab nur noch Tobi und er interessiert sich für die meiste Zeit nur für Liv. Das darfst du ihm jetzt nicht sagen, aber manchmal wünsche ich mir, dass diese Liv ihm endlich verzeiht, oder dass sie es nicht tut und er sie gehen lässt, dann wären wir zwar immer noch keine Familie, aber dann wäre ich nicht mehr so einsam!" Sie schlingt ihre Arme um meinen Hals und ich erwidere ihre Umarmung. Mir war nicht klar, dass Tobi's Eltern nicht mehr da sind, Mir war so vieles, bis gerade ebend, nicht klar. Vorsichtig hebe ich Rose hoch und trage sie ihn die Wohnung. Es dauert nicht lange, bis ich das Wohnzimmer finde, da die Wohnung extrem klein ist. Ich lasse sie auf der Couch runter, gehe in die Kleine Küche, die direkt nebenan ist und mache ihr erstmal einen heißen Kakao.
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Sommerregen
Teen FictionKaum sind die Sommerferien und das Reisen vorbei, fängt Livs langweiliges Leben in England wieder an. Wieder der gleiche Alltag: Zur Schule gehen. Freunde treffen. Fernweh. Doch alles ändert sich, als plötzlich ein neuer Junge in die Stadt zieht.