Kapitel 26

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Wir halten uns noch eine ganze weile in den Armen, als sich Nick als erstes löst. Sein Blick wirkt wieder traurig und ich greife nach seinen Händen und drücke sie. "Möchtest du mir jetzt erzählen, warum du das gemacht hast?". Unweigerlich nickt er und zieht mich ans Bett. "Bevor ich es dir alles erzähle, musst du mir versprechen, dass du nichts machst, was ich nicht will und das du mich nicht hasst, ok?" "Wie meinst du das?" "Versprech es mir erst, bitte." Misstrauen kommt in mir hoch und ich stelle mir alle möglichen Sachen vor, die er damit meinen kann. Mein Blick wandert von Nick zu meinem Schoß und wieder zurück. Seine Augen flehen mich regelrecht an, es zu versprechen und ich verfluche mich schon in dem Moment, indem ich mir auf die Lippen beiße und nicke. "Ja, versprochen." Er seufzt erleichtert und fängt, nach einem kurzen Moment Stille, an zu erzählen.

"Es hat alles am Anfang dieses Jahres begonnen, wo ich Tobi kennengelernt habe. Du weißt doch, ich hatte da so 'ne Phase, wo ich echt viel Zeit mit ihm verbracht habe." Ich runzel meine Stirn und schaue ihn verwirrt an.  "Moment mal. Ich dachte du hättest ihn erst durch mich kennengelernt...?" "Ich... Also, nein. Ich kannte ihn schon vorher. Ich hab ihn mal bei einem Fußballspiel getroffen." Geschockt löse ich meine Hände aus seinen. "Hat diese ganze Sache irgendwas mit mir zu tun?" Nick senkt seinen Blick und seine Stimme ist noch unsicherer als zuvor. "Ja, vieles zumindest." "Erklär mir das genau." "Also... eigentlich ist es meine Schuld, dass ihr euch kennengelernt habt und das ihr überhaupt zusammen gekommen seid... Es tut mir echt leid. Vieles was passiert ist, ist meine Schuld, aber du musst mir glauben, dass ich nie vorhatte dich zu verletzen und das ich nie wollte, dass es so endet." Mein Hals schnürrt sich zu und mir wird plötzlich schlecht. Ich stehe auf und nehme mir den Stuhl der am Ende des Raumes steht und setze mich darauf, ich kann gerade im Moment einfach nicht neben Nick sitzen bleiben. "Erzähl mir alles und auch wirklich alles." Man merkt ihm an, wie sehr ihn mein Verhalten verletzt, aber ich bin zu durcheinander und sauer um auch nur ein bisschen mitleid für ihn zu empfinden. "Ich hatte, oder besser gesagt habe Probleme mit meinen Eltern, vorallem als Joshua von zuhause weggerannt ist und meine Eltern nie wieder sehen wollte." Ich kann mich noch gut daran erinnern. Joshua war Nick's großer Bruder. Er hatte immer den Druck ihrer Eltern auf sich, weil er der älteste war. Und da Nick's und Joshua's Eltern eben sehr streng sind und hohe, wirklich sehr hohe Erwartungen, haben. Irgendwann wurde Joshua es zu viel und er ist ohne ein Wort abgehauen und hat nicht mal einen Zettel zurückgelassen, sondern Nick nur eine SMS geschickt mit "Es tut mir leid, kleiner. Aber es ging nicht mehr. Ich musste einfach weg und ich komm auch nicht mehr wieder. Ich hab dich lieb"  Da Joshua Nick's einziger halt in der Familie war, hatte es ihn total verletzt und runtergemacht. Am Anfang kam Nick gar nicht damit zurecht und anstatt ihrem Sohn zu helfen, haben sich Nick's Eltern damit abgelenkt, den Druck auf Nick zu produzieren. Es war echt eine schlimme Zeit und ich hasse seine Eltern immer noch dafür. "Ich erinnere mich. Du hast dich nur noch in die Schule und deine Vereine reingehängt.." "Ja, bis ich Tobi traf. Er hat mir sozusagen geholfen. Er hat mich zu Partys mitgenommen und mir Mut gegeben, um mich mit meinen Eltern anzulegen..." "Was ist mit uns? Wir waren auch für dich da." Es verletzt mich, dass Tobi Nick, in dieser schweren Zeit, besser helfen konnte als wir. "Ja, schon... aber er hat mir was neues gegeben... Er hat mir das wilde Leben gezeigt und naja... auch drogen.." "WAS?! DROGEN?! WILLST DU MICH JETZT VOLLKOMMEN VERARSCHEN?!" Nick zuckt zusammen, als ich vom Stuhl hochspringe und ihn anschreie. Er schaut auf seinen Ärmel und ich folge seinem Blick, und beobachte, wie er das Verband an seiner Pulsader ansieht. Dieser Anblick macht mich so traurig, dass ich mich sofort wieder beruhige und mich auf den Stuhl setze. "Drogen also.." Setze ich an, damit er weiter redet. "Tobi war der Meinung, dass würde mich glücklicher machen und mich von meiner Trauer und meinem Frust befreien. Ich habe ihm geglaubt... aber ich hab es nie übertrieben... bis gestern." "Wieso?" Ich muss ihm gar nicht genauer beschreiben, was ich mit meiner Frage meine. Er versteht es auch so. "Ich hatte so viele Schuldgefühle. Ich hab alles falsch gemacht. Ich habe meine Eltern verletzt und Tim und Amanda und am allerschlimmsten dich. Es tut mir wirklich leid." "Was denn alles genau?" Wahrscheinlich klingt das jetzt Eiskalt von mir, aber in mir drin, ist auch alles Eiskalt. Tobi ist also verantwortlich für diese ganze Sache und ich weiß immer noch nicht, für was genau Nick sich die schuld in der Sache zwischen Tobi und mir gibt. "Er hat mal ein Bild von uns gesehen und wollte dich unbedingt kennenlernen. Da wusste ich noch nicht was für ein Arsch er ist, sonst hätte ich ihm niemals gesagt, dass du so gut wie immer im Snow white bist und er dich dort am besten kennenlernen kann. Ich wollte euch eigentlich einander vorstellen, doch Tobi war total dagegen. Also haben wir so getan, als wenn wir uns nicht kennen würden. Es war sein Plan. Ich weiß bis heute nicht, wieso er das so machen wollte." "Und was soll daran jetzt deine Schuld gewesen sein? Ich mein, wenn er echtes interesse hatte, hätte er mich so oder so irgendwie kennengelernt. Auch ohne deine Hilfe." Ein kleiner Hoffnungsschimmer keimt in mir auf, bis jetzt hat mir Nick nichts erzählt, was mich irgendwie dazu bringen kann, ihn zu hassen. "Es geht noch weiter. Nachdem ihr zusammen wart, hat er mir erzählt, dass er noch andere am start hatte. Es tut mir leid, dass ich es dir nie gesagt habe. Aber, als er weg war, dachte ich, dass es besser ist, es für mich zu behalten. Er hat mir nach einer Zeit auch erzählt, dass er nur das eine von dir wollte und dich nie geliebt hat. Er hat dich für deine Naivität und Dummheit ausgelacht und das er noch nie ein Mädchen hatte, was so einfach zu kriegen war. Ich bin wütend geworden und habe.. naja. sagen wir mal ich wollte ihn dazu bringen, es mit dir zu beenden, damit du nicht noch mehr verletzt wirst und dann hat er die Stadt verlassen, einfach so. Dachte ich zumindest am Anfang, aber dann hast du uns ja erzählt, was passiert ist... Ich weiß das du jetzt wütend bist, und das es unverzeihlich ist, dass ich es dir nie erzählt habe, aber ich war geblendet von ihm... Ich weiß auch nicht.. eigentlich wollte ich auch nicht, dass ihr zusammen kommt.. denn..." Nick presst seine Hände auf sein gesicht und ich weiß, wie mies es ihm geht, dass es ihm wirklich leid tut. Aber dieses Gefühl, von meinem Besten Freund betrogen worden zu sein schmerzt mehr, als alles andere je zuvor. Ich schlucke den Kloss in meinem Hals runter und versuche so bestimmt wie möglich zu sprechen. "War das, was du oder wie du Amanda und Tim verletzt hast, genauso schlimm, wie das mit mir?" Er zuckt mit seinen Schultern und seine Stimme klingt ein wenig undeutlich zwischen seinen Händen, aber dennoch verstehe ich sein "So in etwa". "War's das, oder hast du mich noch mehr hintergangen?" Stille. Nick hebt seinen Kopf und schaut mich mit roten Augen an. "Es tut mir so leid..." "Also gibt es noch mehr?" "Ja." Ich schließe meine Augen und versuche irgendwie mit diesem Schmerz zurecht zu kommen, aber es überrumpelt mich und ich kann nicht anders, als zu gehen und diesen Raum zu verlassen. "Sorry.", sage ich noch schnell, bevor ich unter tränen aus dem Zimmer renne. Im hintergund höre ich Nick nach mir Rufen, doch ich ignoriere ihn einfach und laufe weiter. Am Empfangsbereich sage ich noch schnell bescheid, dass Nick heute lieber nicht mehr allein sein sollte und verlasse die Klinik, ohne der Dame einen Grund zu nennen. Nick hat mich zwar verletzt, aber ich will trotzdem nicht, dass er sich noch einmal etwas antut. 

Anstatt zu Jack ins Auto zu steigen, laufe ich daran vorbei. Ich will mit niemandem reden. Nicht mal mit Jack. Ich kann es gerade einfach nicht. "Liv. Liv warte doch. Wo willst du hin?" Als ich Jack's Stimme höre renne ich nur um so schneller. Doch er holt mich ohne Probleme ein. "Hey, was ist los?" Er packt mich an meinem Arm und versucht mich dazu zu bringen ihn anzuschauen, doch ich wehre mich mit aller macht dagegen. "Verdammt, lass mich los!" Jack zuckt nicht mal zusammen als ihn anschreie. "Beruhig dich. Erzähl mir was passiert ist." Seine Hände an meinen Schultern bringen mich dazu, mich wirklich zu beruhigen. Durch die tränen in meinen Augen sehe ich alles verschwommen, doch ich spüre seine beunruhigten Blicke so stark, als wenn ich sie sehen könnte. Ich schließe die Augen und schüttel meinen Kopf. Ich kann und will es ihm nicht erzählen. Ich kann ihm so vieles nicht erzählen. Ohne vorwarnung nimmt Jack mich in den Arm. Es tut so gut, dass ich mein Gewicht fallen lasse und mich ganz an ihm abstütze. Er ist wie mein Fels in der Brandung. Der der mir halt gibt.

(So, dieses kapitel ist jetzt etwas länger und ich hoffe sehr, dass es euch gefällt. Ich hab mir echt mühe gegeben und viel Zeit hineingesteckt. Votet, wenn es euch gefällt und kommentiert ruhig, wenn ihr es wollt. Ich bin auch immer offen für Tipps und so. Da es ja meine erste Geschichte ist und ich mich immer mehr verbessern möchte. Und ich möchte mich noch bedanken, für die, die diese Geschichte immer noch lesen, Danke. Es bedeutet mir echt viel.! ♥)

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