Kapitel 31

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Liv's POV

"Ich liebe dich.", flüstert Jack mir ins Ohr. Meine Nackenhaare stellen sich auf und Gänsehaut bildet sich auf meinen Armen. Er beugt sich leicht zu mir runter und schaut mir direkt in die Augen. "Ich würde echt gerne noch bleiben, aber ich muss nach Hause. Tut mir leid." Ich nicke enttäuscht und senke meinen Kopf. Jack küsst mich leicht auf die Stirn und haucht noch ein leises "Sorry" vor sich hin, bevor er in sein Auto steigt und wegfährt.

Ich streife gerade meine Jacke ab und hänge sie an die Garderobe, als ich aus der Küche ein leises seufzen höre. "Dad?". Schritt für schritt näher ich mich der Küche, taste nach dem Lichtschalter und schalte das Licht an. Schnell und unauffällig versucht er seine Tränen weg zu wischen, doch mein Blick fällt sofort auf die Weinflasche. "Versuchst du dich mit Stil betrinken?" Ein leichtes Grinsen huscht über sein Gesicht. "Das solltest du eigentlich nicht sehen. Ich sag dir stets, dass Alkohol keine Lösung ist und dann siehst du mich so." Mit Händen zeigt er auf sich und die Flasche Wein und schüttelt leicht den Kopf. Ich setze mich gegenüber von ihm hin, nehme einen kräftigen Schluck aus der Flasche und reiche sie an Dad weiter. "Was ist denn los, Dad?" Er nimmt ebenfalls einen kräftigen Schluck Wein und schaut eine Zeitlang an mir vorbei. "Es ist alles meine Schuld." Verwirrt runzele ich die Stirn, drehe mich um und versuche herauszufinden, was Dad die ganze zeit anschaut. Auf anhieb erblicke ich das Bild von Mom und Dad. Er umarmt sie von hinten und sie strahlt über das ganze Gesicht. Ich drehe mich wieder zu Dad und greife nach seiner Hand. Tränen laufen ihm über das Gesicht und in mir kommt das Bedürfnis hoch, ebenfalls zu weinen. "Es ist nicht deine Schuld Dad. Es war ein Unfall." "Doch, Finn hat schon recht, es ist meine Schuld. Er ist zurecht sauer auf mich und deshalb ist er auch wieder weggegangen." "Was? Nein, er ist wegen was anderem zurück nach Frankreich." "Ach süße. Er liebt dich weißt du, und er liebt mich, dass weiß ich, selbst wenn er eine unglaubliche Wut auf mich hat. Wahrscheinlich hat er es dir deshalb nie erzählt." "Dad wovon redest du eigentlich? Hast du wirklich schon so viel getrunken?" "Nein, nein. Ich denke bloss, dass du langsam die Wahrheit erfahren sollst." Meine Verwirrtheit, wandelt sich in ungeduld um und ich verdrehe genervt meine Augen. "Dann los. Sag mir die wahrheit, denn ehrlich gesagt, habe ich echt keine lust mehr auf geheimnisse und warten und sowieso alles. Mir steht es alles bis hier und ich habe gerade ebend jemanden, der mir viel bedeutet die Wahrheit gesagt, und es fühlt sich echt richtig an und Oh gott... Es ist in letzter Zeit so viel passiert. Wie eine Bombe ist alles aufeinmal auf mich eingeschlagen, also los hau die Wahrheit raus, denn ich will es endich alles hinter mir haben, und wieder ein normales ruhiges Teenager leben haben, wo mein größtes Problem ist, wie ich es schaffen soll meine hausaufgaben fertig zu haben, bevor mein Freund kommt." Außer Atem schaue ich Dad an und er erwidert mit weit aufgerissenen Augen meinen Blick. "Wow. Du bist genau wie deine Mutter..." "Dad. Bitte." Er seufzt leicht, während er seinen Stuhl an Tisch rückt. "Bevor deine Mom ins Auto gestiegen ist und losgefahren ist, haben wir uns heftig gestritten. Ich hatte einen schlechten tag und sie deshalb angemotzt und naja sie hatte immer diese angewohnheit, dass wenn sie sich beruhigen will, sie einen Spaziergang macht, aber an dem tag hat es geregnet, deshalb ist sie mit dem Auto weggefahren. Sie brauchte Zeit für sich, weil ich wieder so'n Arsch war und dann ist der Unfall passiert. Also hätte ich nicht den Streit angefangen, dann wäre sie nicht in das Auto gestiegen und sie wäre nie gestorben und ihr hättet dann noch eine Mutter. Sie würde dann hier sitzen und vielleicht würde Finn dann nicht so weit von uns wegwohnen." Ich brauche einen kleinen Augenblick um es alles sacken zu lassen, doch dann gehe ich um den Tisch herum und umarme Dad von hinten, sowie Dad es auf dem Foto mit Mom macht. "Finn war dabei, weißt du. Er hat den Streit mitgehört. Deshalb ist er so sauer auf mich. Weil er ganz genau weiß, dass es meine Schuld war." "Dad.", sage ich leise. "Es ist mir egal, was Finn denkt. Er hat unrecht. Es ist nicht deine Schuld. Er sucht nur nach einen Schuldigen, aber nur weil er dich auserwählt hat, heißt das nicht, dass du echt schuld hast. Ich gebe dir keine Schuld dafür und ich werde dir nie dafür die Schuld geben. Ich liebe dich immer noch sowie vorher und das wird sich nicht ändern, nur weil du mir das jetzt erzählt hast. Hör auf dich für irgendwas verantwortlich zu machen, für was du keine Schuld hast. Daran wirst du irgendwann noch kaputt gehen und ich will nicht, dass das passiert. Ich brauche dich." Er steht vom Stuhl auf und nimmt mich fest in den Arm. "Ich hab dich so lieb mein schatz. Du bist so weise und schlau." "Ok, übertreibe nicht." Lache ich. "Ich sollte wohl schlafen." "Ja, dass wäre wohl das beste."Er gibt mir einen Kuss auf die Wange und geht dann die Treppe hoch.

Als ich von oben keine Schritte mehr höre, nehme ich mein Handy aus meiner Hosentasche und gehe meine Whats app Kontakte durch. Ohne nachzudenken, klicke ich auf Nick und schreibe ihm ein schlichtes "Hi."

SommerregenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt